National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 | |
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1 |
128 A. y. Le Coq, Turfaneapeditionen
Eine derselben hatte ein kleines Fenster in der Außenwand, und (Taf. 37) aus diesem Fenster genoß man einen wundervollen Ausblick auf den Fluß und die wildromantische Landschaft, die er durchquert.
Andere Tempelhöhlen waren deshalb kunstgeschichtlich wichtig, weil sie uns die Art der Anbringung der Bemalung in ihren ver-
schiedenen Stadien zeigten. Da waren Tempel, deren Wände eben
erst abgeglättet und geweißt waren, in anderen hatte man auf die so zubereitete Wandfläche ein Netz für den Maler gezogen. Diese
Netze sind Rechtecke, eines immer kleiner als das andere, die in-
einander stehen. Durch die Ecke ist häufig eine Diagonale gezogen. In das auf diese Weise vorbereitete Netz wurden die Pausen ein-
gespannt und dann erfolgte die Ausmalung. Zuweilen fanden sich
auch im Netz Aufschriften in Sanskrit oder tocharisch, aus denen hervorzugehen scheint, daß es Instruktionen für den Maler sind :
„Hier kommt der Buddha hin, hier dieser oder jener Heilige" usw.
Eine andere, nahe dabei gelegene Höhle dieser zweiten Anlage, ist der von uns die „Seefahrerhöhle" getaufte Tempel. Er besteht
aus einem langen Rechteck, das in den beiden Langseiten Schilde-
rungen von Legenden zeigt, in denen Seefahrer eine große Rolle spielen. Es ist Grünwedel gelungen, den Gegenstand beider Er-
zählungen festzustellen. (Taf. 40.) Unter diesen Bildern läuft ein Akanthusfries, in bestimmten Entfernungen immer unterbrochen durch die Darstellungen des Kopfes eines Kindes, eines Mannes, des Jupiter Otricoli und eines Mönches, endlich, als Abschluß jeder Serie, eines Totenschädels.
In der Nähe dieser Höhle fand sich der Rest eines sehr zerstörten Tempels. Vorhanden war noch ein Podium, auf dem sich die
Reste ausgezeichnet modellierter hellenistischer Statuen befanden. An der Rückwand stand ein ähnliches Podium und in einer Nische auf der rechten Seite dieser Bank fanden wir eine seltsame Stele. (Taf. 47.)
Sie besteht aus dem Fuß eines Elefanten, auf den ein Elefantenkopf mit seltsam ausgefransten Ohren aufgesetzt ist. Der Rüssel
umschlingt den Fuß, die Orbitalwülste täuschen einen Frauenbusen vor, und oben auf dem Gebilde sitzt ein spätantikes Frauenhaupt.
Es ist wohl möglich, wie Grünwedel meint, daß diese Stele eine Nachbildung ist jener Trägerfiguren, die man in Pompeji gefunden hat: ein auf einer Kugel stehender Raubvogel oder Raubtierfuß trägt eine geflügelte, groteske Figur, die mit beiden Armen einen Gegenstand stützt. Ähnliches mögen die Leute gesehen und in ihrer Weise nachgeahmt haben.
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