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0049 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 49 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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Reise der II. Expedition nach Torfan-Karachodscha   29

stets vom Sonnenaufgang bis Untergang und ohne jeden Feiertag. Feiertage waren nur jene Tage — und Wochen —, die wir zu Pferd zubringen mußten, um die großen Entfernungen zwischen unseren verschiedenen Arbeitsfeldern zurückzulegen.

Bei Grünwedels Rückkehr im Juli 1.903 erregten seine Funde, die in der Hauptsache aus einer großen Anzahl kostbarer Handschriften und einigen wenigen, aber vortrefflichen Wandgemälden, Skulpturen usw. bestanden, das größte Aufsehen. (Taf. 12.) Es wurde der Nachweis erbracht, daß Ostturkistan bis zum B. Jahrhundert unserer Zeitrechnung keineswegs ein türkisches Land war, sondern vielmehr, daß im Norden iranische Völkerschaften und sogar ein Volk europäischer Zunge, dieTocharer, im Südwesten andere Ira-nier und am ganzen Südrand bis zum Lobnor eine indische Völkerschaft, gewohnt haben. Trotz der Abgelegenheit des Landes fand ein ungeheurer Verkehr statt; die Seidenstraßen, auf denen die Waren Chinas gegen die Indiens, Persiens und des römischen Orients ausgetauscht wurden, zogen sich im Norden und im Süden durch das Land, und überall in den Städten saßen Kolonien fleißiger Kaufleute aus allen Ländern des Ostens.

So erklärt es sich, daß unsere Expeditionen im ganzen 17 verschiedene Sprachen in 24 verschiedenen Schriftarten nach Berlin gebracht haben. Alle diese Schriften sind in Berlin entziffert worden und fast alle wurden nach der Entzifferung der Schrift studiert, ihr Charakter festgestellt und der Inhalt der Schriften übersetzt.

Dieser Inhalt war fast immer religiöser Art, und zwar war die Hauptreligion des Landes der Buddhismus, während hier und da kleine Gemeinden syrischer (nestorianischer) Christen und im Osten Manichäer zu finden waren.

Die merkwürdige Religion des Mani, welche trotz ihrer zeitweilig großen Verbreitung in Südeuropa, Westasien und Nordafrika, durch den Haß der Christen und der Mohammedaner dort

bis auf die letzte Spur ausgerottet worden ist, hat sich in Ostturkistan gehalten. Die türkischen Uighuren eroberten nämlich um

die Mitte des B. Jahrhunderts die östlichen Bezirke (Turfan). Ihre Könige nahmen den Manichäismus an, und in den Tempeln der Oase von Turf an fanden wir zahlreiche Reste der manichäischen religiösen Literatur in persischen Dialekten und in frühtürkischer Sprache.

Infolge der Bedeutung dieser Funde wurde ein Komitee ins Leben gerufen, welches eine neue Expedition in dieses gelobte Land

der Archäologie entsenden sollte. Die Hauptpersonen waren Pischel, der Sanskritist, und Eduard Meyer, der Historiker der Ber-