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0193 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 193 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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Arbeiten in der Oase von Kurla-Karaschahr usw.   135

In der Ruinenstadt machte Bartus einen interessanten Fund. Er öffnete nämlich einen Raum, der offenbar eine Werkstatt gewesen war und fand hier im Schutt eine große Menge aus Stukko hergestellter Formen.

Diese ganze Gegend um Karaschahr und Kurla ist vom geographisch-politischen Standpunkte aus interessant und wichtig, denn während alle übrigen Teile Ostturkistans nur zu erreichen sind entweder durch die Überwindung großer, hoher und schwieriger Pässe, deren niederster die Höhe des Gipfels des Montblanc hat, oder aber durch die Durchquerung ausgedehnter, gefährlicher, wasserloser Dünenwüsten, gibt es hier den einzigen bequemen Zugang in das Land durch die Täler mehrerer Flüsse in die Gegend von Ili, wo überall reichlich Wasser in Bergströmen zu finden ist und wo eine reiche Vegetation Wanderstämmen das Leben ermöglicht. Heute noch kommen kalmückische Wanderstämme aus dem Nordwesten zu Tal. Es sind Torgutnomaden, die in der Umgegend von Karaschahr ihre Jurten aufschlagen und mit ihren Herden ein kümmerliches Leben führen.

Wir kamen einmal zu einer Jurte und wurden von dem Besitzer, einem alten Kalmücken, zu Tee und Schnaps eingeladen. Leider war der alte Herr ziemlich betrunken, so daß uns seine Versicherung „sizlär bizgä yaqin" (er sprach türkisch) _ „Ihr seid uns nah verwandt" (er mag uns wohl für Russen gehalten haben), nicht gerade schmeichelte.

Wie heute noch diese Mongolen hin und her streifen, so wird in alter Zeit diese Gegend das Einfall- und das Ausfalltor für die damaligen Wanderstämme gewesen sein. Ohne Zweifel sind die Tocharer (Yüe-tschi) damals auf ihrem Wege von China durch dieses Tor gezogen, um in das Ilital zu gelangen. Aber auch die Westtürken, die lange Zeit in der Oase von Karaschahr geherrscht ha-

ben, müssen diesen Weg benutzt haben; wir glauben nämlich, daß die Stifter in türkischer Tracht, die häufig an Tempelwänden

hier erscheinen, keine Uighuren, sondern Westtürken darstellen.

Unserer Chronologie nach müßten die Tempel dieser Oase einer älteren Zeit angehören als der uighurischen, denn die Uighuren ha-

ben, soviel wir feststellen können, Turfan, die Nordostecke des Landes, erst um 760 erobert. Wir datieren aber die Tempel von Schortschuk und ihre Gemälde um die Mitte des B. Jahrhunderts.

Hier erreichte mich die Nachricht, daß Aurel Stein vom Lob her nach Scha-tschou und Turfan vorzudringen beabsichtige, und

ich bestand nunmehr darauf, daß Grünwedel sofort aufbrechen und sich nach Turfan begeben solle, wo ich ja die noch fast unberührte