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0124 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 124 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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84   A. v. Le Coq, Turfanexpeditionen

mit allen Gegenständen, die nicht feucht werden durften, im Zimmer herumziehen, während die Söhne des Imam mit den Moschee-dienern sich bemühten, das Dach einigermaßen in Ordnung zu bringen. Es half aber nichts, und hätte der Regensturm nicht ebenso plötzlich aufgehört, wie er begonnen hatte, so wären unsere Sachen sicherlich noch zu Schaden gekommen.

Leider hatte die kurze Zeit, in der das Gewitter wütete, schon recht bedauerliche Folgen gezeitigt. Der Strom hatte überall Verwüstungen angerichtet und Bergsand und Steine über die überfluteten Felder verstreut.

Etwa 15 km südlich von Karachodscha liegen zwei Klostersiedlungen, Tschong- (Groß-) und Kitschik- (Klein-)Hasar Schahri (Festungsstadt, hasar für ar. hisár), in einer sehr wüsten Dünengegend. Hier sollen wilde Pferde und wilde Kamele vorkommen. (Taf. 26.)

Ein alter Schatzgräber namens Radil, übrigens ein noch größerer Spitzbube als unser Wirt, dem er an Drolligkeit des Humors nicht nachstand, den er aber an Derbheit weit übertraf, hatte uns Wunder erzählt von den kostbaren Funden, die in diesen öden Gegenden gemacht worden seien.

Obwohl es Juni war, zogen wir also mit zehn Mann durch die Wanderdünen und kampierten in den alten Tempeln, wo leider viele Skorpione hausten.

Wasser mußte von einem entfernten Käriz, oder unterirdischen Leitung, hergeholt werden. Man holt es in hölzernen Gefäßen, die man rechts und links am Packsattel eines Esels anbringt. Der junge Sohn des Mirab war mit diesem Dienst betraut.

Wir arbeiteten etwa den halben Tag und konnten feststellen, daß hier' noch in jüngerer Zeit der buddhistische Kult geübt worden ist. Um ein Uhr erhob sich ein furchtbarer Staubsturm, bei großer Hitze. Es war aber kein Wasser da, denn der Junge war erst kurz vorher mit seinem Esel abgezogen.

Während des Sturmes konnte er nicht vorwärts kommen und wir fingen alle an, heftigen Durst zu empfinden.

Der Sturm, obwohl ungewöhnlich heftig, legte sich bald und kurz darauf kam der Wasserjunge : der Esel war gestürzt und hatte sich ein Bein gebrochen!

Die Leute brachen sofort auf. Den Esel töteten sie, und ich bin überzeugt, daß sie ihn zu Hause verspeist haben; Pferdefleisch wenigstens ist so beliebt, daß man selten verlaufene Pferde wiederbekommt, wenn die Leute nicht gerade wissen, daß sie einem großen Herrn gehören.