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0073 Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1
Buried Treasures of Chinese Turkestan : vol.1
Auf Hellas Spuren in Ostturkistan : vol.1 / Page 73 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000198
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Arbeiten und Leben in Karachodscha

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aufgehäuften Lößstaub und Sand herausgearbeitet hatte, fanden wir auf der Schwelle die ausgetrocknete Leiche eines erschlagenen buddhistischen Mönches. Seine Ritual-Robe war mit Blut befleckt. Der ganze Raum, auf den diese Tür führte, war mit einer etwa 60 cm hohen Masse bedeckt, die sich bei näherem Betrachten als Reste manichäischer Manuskripte ergab. Das Löß-Wasser war in das Papier eingedrungen, hatte alles verklebt und bei der furchtbaren Hitze, die des Sommers dort zu herrschen pflegt, hatten sich alle diese kostbaren Bücher in Löß verwandelt. Ich nahm Proben davon, trocknete sie sorgfältig und hoffte etwas von diesen Handschriften retten zu können. Aber die einzelnen Papierblätter schilferten ab und lösten sich in kleine Fragmente auf, auf denen die Reste kalligraphisch geschriebener Zeilen, unterbrochen von Spuren in Gold, Blau, Rot, Grün und Gelb ausgeführten Miniaturen noch hier und da erkenntlich waren. Hier ist ein ungeheurer Schatz verloren gegangen. An den Wänden befanden sich außerordentlich gut ausgeführte Wandmalereien, die indessen sehr stark beschädigt waren. In einem engen Gang neben dieser Bibliothek wurden dann ungeheure Mengen von Textilien, zum Teil persischer, zum Teil chinesischer Art, aufgefunden. Unter anderem auch manichäische Hängebilder auf Stoff, welche einen Mann oder auch eine Frau im vollen Ornat der manichäischen Priesterschaft zeigen.

Diese Tempel- oder Votiv-Bilder haben die Form der chinesischen und japanischen Hängebilder (kakemono); sie sind dem manichäischen und dem buddhistischen Kult gemeinsam und scheinen einen westlichen Ursprung zu haben.

Im Nordosten dieser selben Anlage fand sich ein Komplex von vier Kuppelräumen persischer Art. In einem derselben glückte Herrn Bartus der erste größere Fund manichäischer Handschriften, darunter eine prächtige Miniatur, die auf der einen Seite manichäische Priester im vollen Ornat und einige Zeilen in spätsoghdischer Schrift und uighurischer Sprache enthält. Die andere Seite zeigt eine Reihe von Musikern mit einem schönen Rankenornament und einigen rot geschriebenen Zeilen spätsoghdischer Schrift, die leider zum Teil zerstört waren und Namen und Titel eines uighurischen Königs enthielten. (Taf. 10.)

In einem der südlichen Kuppelräume, den wir die „Leichenhalle" nannten, machten wir eine grauenhafte Entdeckung. Die äußere Tür dieses Gebäudes war vermauert. Die Kuppel war zum Teil eingestürzt, man hatte aber einen neuen, gewölbten Fußboden darüber errichtet und auf diesem Fußboden einen spätbuddhistischen Tempel erbaut, dessen Wände nur noch in geringer Höhe