National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0045 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 45 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000199
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

AUFENTHALT IN KASCHGHAR

Fürsten Meschtscherski, einen großen, stattlichen Herrn von vornehmer Art, der sich schnell unsere Hochachtung gewann.

Die den Deutschen wenig freundliche Stimmung, die wir schon, nicht ohne Befremden, auf der Reise durch Russland wahrgenommen hatten, zeigte sich auch im russischen Konsulat zu Kaschghar. Man wollte kein Deutsch mehr sprechen, sondern benutzte lieber die französische Sprache, deren die meisten dieser Herren mehr oder minder mächtig waren.

Als ich einmal dem Generalkonsul die sehr großen braunen Küchenschaben von Karachodscha beschrieb, bediente ich mich des englischen Wortes cockroach, da mir der französische Ausdruck „cancrelat" nicht gegenwärtig war. Der Konsul verstand das englische Wort nicht und bat mich, den deutschen Namen anzugeben. Aber das Wort „Schabe" war ihm fremd und die andere Bezeichnung, „Russen", wollte ich nicht gerne aussprechen.

Er war interessiert und suchte nach seinem englischen Diktionär, immer wieder um den anderen deutschen Namen bittend. Endlich

i      sagte ich : „Nun, aus nachbarlicher Liebenswürdigkeit werden
diese Tiere bei uns auch ,Russen` genannt!" Er hatte aber gerade das Wort gefunden und sprang nun jubelnd im Zimmer herum, immer „Prussak, Prussak, Prussak" rufend.

Die Russen nämlich nennen dieses Ungeziefer „Preußen"! und so löste sich dieser Zwischenfall in Gelächter'.

Alsbald machte ich mit Sir George den chinesischen Behörden meine Aufwartung. Die Titel waren alle verändert worden. Auch die Beamten waren verändert statt der auf chinesische Art wohlerzogenen höflichen Herren fanden wir ungebildete Leute vor,

1 Nach Humboldt aber beruht die Ansicht, diese große Schabe sei von Deutschland nach Rußland gebracht worden, auf einem Irrtum:

„Die Tarakanen (Schaben, Blatta orientalis), diese unendliche Plage der russischen Häuser, sind von China aus allmählich bis zur Wolga vorgeschritten. Gegen 1765 erschienen sie am Don bei den Kosaken, die eben aus dem siebenjährigen Kriege zurückkehrten, und die neuen unbekannten und unbequemen Gäste, in der Meinung, sie selbst hätten sie vielleicht unbewußt aus Deutschland gebracht, Prussaki benannten. Seitdem sind sie immer weiter nach Westen hingewandert und haben sich allmählich über Rußland verbreitet."

(Kletke, Alex. v. Humboldt's Reisen im europ. und asiat. Rußland, Berlin 1855, I, S. 104-5).

2 Leider habe ich die Titel nicht notiert, außer dem des militärischen Befehlshabers, der „Da-Schwai" lautete.

An Stelle des „Ting", der früher in Kutscha regierte, saß nunmehr ein „Tongnung". In Urumtschi war der „Fu-tai" oder „Schün-fu" ersetzt worden durch den „Do-do".

27