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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0336 Aus Siberien : vol.1
シベリアより : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / 336 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000224
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wandtschaft bleibt zurück, die so lange mit dem Trinken fortfährt, bis alle Anwesenden vollständig betrunken sind und sich dann zum Schlafe ausstrecken.

Bei solcher Gelegenheit lassen sich am besten das Ве-

grüssungsceremoniel und überhaupt die gesellschaftlichen Formen, wenn ich mich so ausdrücken darf, der Altajer beobachten. Jeder Neuankommende tritt in die Jurte ohne ein Wort zu sprechen, setzt sich sofort nieder, holt seine Pfeife aus dem Stiefel, stopft sie und zündet sie am Feuer an. Der Wirth thut vollkommen dasselbe , dann reichen sich beide die Pfeifen mit den Worten:

„Nä tabysch bar?" („Was giebt's zu hören?” dabei ist aber zu bemerken, dass das Wort „tabysch" bei den Altajern die Bedeutung „böses Gerücht, Unglück" hat), worauf der Andere antwortet: „Tabysch jok" oder „Tabysch jogyla" („Es ist iпichts zu hören"). Die erste Anrede richtet der Höhergestellte oder der Wirth. Nun erst erkundigt man sich nach der Gesundheit, dann reicht der Gast jedem der Anwesenden seine Pfeife mit derselben Anrede, erhält stets dieselbe Antwort und auch die Pfeife der Uebrigen. Es vergeht eine lange Zeit, bis diese Ceremonie beendigt ist. Hierbei wird streng die Reihenfolge der Begrüssungen eingehalten, sie beginnt mit dem Hausherrn, der Hausfrau und endigt bei den jüngsten Gliedern der Familie und dem Unbedeutendsten der Anwesenden. Jeder Eintretende nimmt diejenige Stelle ein, die ihm seinem Range und seinem Ansehen nach gebührt. Der Wirth und die ihm gleichberechtigten männlichen Gäste sitzen mit untergeschlagenen Beinen, die Frauen und untergeordneten Leute knieen auf dem linken Knie, indem sie den rechten Fuss auf die Sohle stemmen. Den Frauen ist es nie erlaubt, anders zu sitzen. Dienende knieen, wenn sie für die Herrschaft Arbeiten verrichten, auf beiden Knieen. Das Sitzen auf untergeschlagenen Beinen habe ich gelernt, das Knieen aber auf dem linken Beine, nach Art der Altajer, ist so schmerzhaft, dass ich es nie eine Minute aushalten konnte. Es wird nämlich dabei der linke Fuss so gegen den Boden gelegt, dass der Ballen und die äussere Seite des Hackens auf der Erde liegen und man mit der ganzen Körperschwere auf der äusseren Längsseite der Füsse sitzt.

Bei allen Ceremonieen der Altajer und ihrem Umgange kann man eine Art Feierlichkeit, und gemessenen Anstand beobachten. Die Frauen sind äusserst bescheiden, die Männer zurückhaltend und gesetzt; kein unnützes, vorlautes Schwatzen