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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0522 Aus Siberien : vol.1
シベリアより : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / 522 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000224
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Es ist gewiss auch ein heidnischer Gebrauch, wenn sich bei Schwerkranken in der Nacht Jünglinge und Mädchen um die Jurte versammeln und gemeinschaftlich Lieder singen, wahrscheinlich utn die bösen Geister zu bannen.

Die meisten Feierlichkeiten und Gebräuche, die das Leben der Kirgisen begleiten, sind ein Gemisch von ursprünglich kirgisischen, d. h. heidnischen und mohammedanischen Gebräuchen.

Die Feierlichkeiten bei der Geburt des Kindes bieten nichts 1 Besonderes. Die arme Mutter wird, wie bei allen ungebildeten Völkern, schrecklich gepeinigt und gequält, muss allerlei unnatürliche Stellungen und sinnlose Ceremonieen durchmachen, die die Geburtswehen noch vergrössern. Bei der Namengebung und I Beschneidung werden Gastmähler gegeben und gewöhnlich Cho- dsha berufen , die durch Segenssprüche und Wahrsagung dem s Kinde Glück bringen sollen. Ist das neugeborene Kind ein Sohn, so herrscht im Hause die grösste Freude, während das Erscheinen einer Tochter mit der grössten Gleichgültigkeit aufgenommen пΡ wird. Knabe und Mädchen wachsen zusammen gleichmässig auf, дΡ nur wird der Knabe vorn Vater häufig bevorzugt, besonders wenn er der einzige Sohn ist. Zwischen dem einzigen Sohnе und dem ti Vater herrscht oft das zärtlichste Verhältnis : der Knabe wird N so hoch über die Mädchen, ja selbst über die Mutter gestellt, dass es auf den Zuschauer oft einen komischen Eindruck macht. ј Dabei zeigt der Vater oft die eigenthümlichsten Erziehungsprinzipien; so habe ich mehrmals gesehen, wie der Vater den eigen- т sinnigen Sohn von drei bis sechs Jahren zärtlich in die Arme schloss und halb lachend, halb ärgerlich den Sohn mit den Worten

„scheschängdi bokta !" (schimpfe deine Mutter), durch Vorsagen von Schimpfwörtern zum Schimpfen ermunterte. Dem Lieblings- t sohn und der Lieblingstochter des Vaters wird buchstäblich Alles gestattet.

Wenn der Knabe etwa das zehnte Jahr erreicht hat, wirbt der Vater für ihn eine Braut, und wenn er nicht reich ist, so sucht er von dieser Zeit an allmählich das Brautgeld (Kalym) zu bezahlen, welches in der That bei den Kirgisen meist sehr hoch ist. Der gewöhnliche Kаlyш beträgt nämlich 7 mal 7 Stück oder 9 mal 9 Stück Vieh. Es ist aber schwer, sich einen Be- griff von diesem Ausdruck zu machen, man hat ihn mir mehr als einmal erklärt, ich habe aber dennoch nie die Rechnung verstehen können. Meist heirathen die Jünglinge erst nach dem