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0403 Aus Siberien : vol.1
シベリアより : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / 403 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000224
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Das Sammeln der Nüsse bietet keine Schwierigkeiten. Es sind dazu stets mehrere Leute nöthig. Einige erklettern den Baum und schlagen die Zapfen jedes einzelnen Zweiges mit langen Stangen ab. Unten werden die Zapfen gesammelt und in kleine, aus Balken gebaute Behältnisse gelegt. Später werden die Zapfen in heisse Asche gelegt, die Nüsse entfernt und dann gesichtet. In einem reichen Cedernjahre ist es für zwei Menschen eine Leichtigkeit in einem Tage 20-30 Pud Nüsse zu sammeln. In guten Jahren kann also der Arbeiter hier leicht an einem Tage 3 — 5 Rubel und mehr reinen Verdienst haben. Dabei ist das Erwerbsfeld ein unbegrenztes, weil die Leute lange nicht den zehnten Theil der Nüsse einzuernten im Stande sind. In schlechteren Jahren ist die Arbeit natürlich schwieriger, aber stets kann der Mann an einem Tage bis 2 Rubel verdienen. Die Nüsse werden im August gesammelt, das Sichten wird aber viel später, im Winter, vorgenommen.

Der Handel mit Cedernnüssen, der, wie man annehmen könnte, den Leuten zum Wohlstand verhelfen sollte, ist leider gerade die Hauptursache ihrer Armuth und der Hauptgewinn der russischen Kaufleute. Die Cedernnüsse gerathen nur einige Jahre gut (die Leute behaupten, dass stets drei nussreiche Jahre mit drei nussarmen Jahren abwechseln; ich kann mir hierüber kein Urtheil erlauben und kann nur das mir Erzählte wiedergeben), geben aber dann einen sehr reichen Ertrag, so dass die Nussernte, trotz der Trägheit der Tataren, eine sehr bedeutende ist. In den Jahren, in denen es wenig Cedernnüsse giebt, erfordert, wie gesagt, das Einsammeln angestrengte Arbeit, wenn es irgendwie einen Gewinn bringen soll, wird daher von den Tataren fast gar nicht betrieben. In den Jahren, wo es keine Cedernnüsse giebt, soll auch die Zahl der Eichhörnchen eine viel geringere sein. Es ist also selbstverständlich, dass dieser periodische Wechsel der Ergiebigkeit der Nussernte und Jagd auch bei den Schwarzwald-Tataren einen periodischen Wechsel von Wohlleben und Hungersnoth mit sich bringt. In den Jahren der Missernte und Hungersnoth nun benutzen die russischen Kanf leute und handeltreibenden Bauern die Verlegenheit der Eingeborenen. Sie öffnen ihnen beim Eintritt des ersten mageren Jahres ihre Waarenlager freigebig, aber unter der Bedingung, dass man im Herbste für 1 Rubel Banco (30 Kopeken) 1 Pud Cedernnüsse liefern müsse. Könne der Schuldner seine Verpflichtung nicht lösen, so

Rad1off, Aus Sibirien. I.   2.4