国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0532 Aus Siberien : vol.1
シベリアより : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / 532 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000224
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

— 486

gisischer Sitte, was dem angesiedelten Muselman ein Gräuel ist. Frauen und Anverwandte brechen beim Anblicke des Todten in -ein geheul - und schreienähnliches Klagen aus, die Frauen zerfetzen sich mit den Nägeln das Gesicht, raufen sich die Haare aus und begleiten unter solchem Gebahren den Todten bis zum Grabe, ja nach. seinem Tode sitzt die Frau noch bis zum siebenten Tage als Klagende in der Jurte und singt täglich vor den Kleidern des Todten lange Klagelieder. Das Singen der Trauerlieder in der Jurte dauert ein ganzes Jahr nach dem Tode fort. Stirbt der Mann, so singt die Frau die Trauerlieder; stirbt der Sohn oder die Tochter, so thut dies die Mutter; stirbt die Frau, so wird sie, wenn sie eine erwachsene Tochter hat, von dieser besungen, wo nicht, so überniшmt eine der nächsten weiblichen Anverwandten diese Pflicht. Von Männern singen nur berühmte Sänger oder Chodsha's zu Ehren eines im Volke berühmten Mannes Trauerlieder und auch nur in der Volksversammlung oder bei dem grossen Gelage, das zum Andenken des Todten abgehalten wird.

Es wird genügen, eines der Trauerlieder anzuführen, um so diese Feierlichkeit zu charakterisiren. Als des Sultan Batyr Bek Tochter Balgyn gestorben war, sang die Mutter:

Auf der Stange seh' ich deine Mütze, Nutzlos blinkt das weisse Silber,

Heimkehrst du von diesem Wege nicht, Darum jammert so mein Herz.

Als du sieben Jahr alt warst,

Gab ich dich zum Unterricht dem Mulla.

Da im Hause keine Schwester blieb,

Weshalb gab dem Mann ich dich, die Einz'ge?

Binden will mein Pferd ich an und singen, Angebunden mög' es stehen bleiben,

Armer Batyr, der jetzt fünfzig Jahr alt, Wird ein Kind gleich Balgyn dir geboren?

Loben will ich dich, mein Lieb, schön warst du, Gleich dem Brot, in Butter schön gesotten,

Mir gereicht dein Lob zur Ehre,

Warst die Beste unter den Genossen.

Reich war ich, als du, mein Liebchen, lebtest, Jetzt hat mich der Kummer bleich gemacht, Kam der Jammer über mich im Winter,

Da entrissen mir das einz'ge Kind.