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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0443 Aus Siberien : vol.1
シベリアより : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / 443 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000224
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409 —

1. Die Kasak-Kirgisen.

Es waren sehr glückliche Verhältnisse, die den Horden der Kasak-Kirgisen es möglich machten, einige Jahrhunderte lang in voller Freiheit auf der weiten Kirgisen-Steppe vom Balkaschbecken bis zum Uralflusse und von den Fluss-Systemen des Syr Darja und des Schu bis zum mittleren Tobol, Ischim und Irtysch frei und ungebunden, vollständig ihrem eigenen Instinkte überlassen, sich bewegen zu können. Die beiden mächtigen Nachbarn der Kirgisen, die Russen und Chinesen, stiessen nur mit ihren äussersten Grenzen an die Kirgisen-Steppe und hatten an diesen Grenzen ihre Macht noch nicht in dem Grade befestigt, dass sie an die Unterwerfung der Kirgisen-Steppe denken konnten, die ja ausserdem voraussichtlich beiden Reichen nur unbedeutende Vortheile versprach. Die Macht der mittelasiatischen Nachbaren war aber lange nicht stark genug, um ein so zahlreiches Volk wie die Kirgisen im Zaume halten zu können. So sehen wir denn in den letzten Jahrhunderten die Kirgisen in voller Freiheit in der Steppe umherziehen, um sich nur der Machtsphäre eines der Nachbarn zu unterwerfen, wenn von einer anderen Seite ein grösserer Druck zu fürchten war, oder wenn ein Theil des Kirgisen-Volkes sich den Folgen innerer Zwistigkeiten und Feinden zu entziehen gedachte. Wir sehen dabei ein vergebliches Streben der Kirgisen-Stämme, sich zu einer festen Macht zusammenzuballen und ein nur irgendwie geordnetes Staatswesen zu bilden. Es fehlte ja diesen Nomaden jede Hauptbedingung eines Staates, die Gewalt des gemeinsamen Interesses, das die einzelnen Geschlechter und Stämme allein zu vereinigen vermag. Die Chansgewalt war nirgends im Stande, den einzelnen Individuen ihren Besitzstand zu gewährleisten und sie vor den Ueberfällen der Nachbarn zu schützen, sie vermochte nur einen kleinen Theil des riesigen Gebiets zu beherrschen, einen Theil,4 der viel geringer ist als dasjenige war, welches dem Namen nach als dem Chafe unterworfen galt. Will er dieses Gebiet nach einer Seite hin vergrössern, so nimmt seine Macht an dem entgegengesetzten Punkte der Peripherie ab. Die Macht wilder, sich um einen Fürsten schaarender Horden ist nur dann denkbar, wenn diese Horden in ein feindliches Gebiet eingefallen sind, wo der Gegensatz zu den unterjochten Feinden die einzelnen Stämme zwingt, aus Trieb der Selbsterhaltung,