des russischen Einflusses ergeben haben, doch die Meisten dieses Völkchenи russische Namen tragen. Daran soll allein auch die im Altai herrschende Sitte schuld sein, dem Kinde den Namen derjenigen Person zu geben, die zuerst in das Zimmer der Wöchnerin tritt. Eine andere sehr merkwürdige Sitte ist das frühe Verheirathen der Knaben. Gewöhnlich nimmt der Vater für seinen kaum acht Jahre alten Sohn schon eine Frau in's Haus, und nicht etwa ein Kind im gleichen Alter, sondern ein erwachsenes Mädchen. Diese Schwiegertochter ist die Arbeiterin des Hauses und sorgt wie eine Mutter für ihren Mann. Gefällt dem Sohn°, wenn er erwachsen ist, seine Frau nicht, so kann er sie zurückschicken, der gezahlte Kalym geht alsdann verloren; man versicherte mir aber, dass ein solcher Fall nie eintrete. Die Hochzeitsfeierlichkeiten bestehen hauptsächlich aus einem Gelage; die einzige Ceremonie ist das Segnen der Schwiegertochter bei der Götterstelle des neuen Hauses und das Herumführen des Brautpaares im Dorfe, wo es von allen Verwandten und Bekannten Geschenke erhält. Wie bei den Altajern, dürfen sich Angehörige desselben Geschlechtes (söktüng karandashy) nicht heirathen.
Dass die Teleuten ihre Verstorbenen auf Bäumen bestatten sollen, wie Pallas sagt, habe ich nirgends bestätigt gefunden. Alle Teleuten behaupten, ihre Leichen in der Erde zu begraben, leugnen auch auf das Bestimmteste, dass bei ihren Vätern eine andere Begräbnissweise geherrscht habe.
Hier wurde mir ein altes Männerkleid gezeigt, wie es die Vorfahren der Teleuten getragen haben. Es war aus gelbrothem Wollenzeuge gefertigt und mit schwarzen Schnüren und silbernen Knöpfen besetzt. Dasselbe wurde über dem Hemd getragen und ist ohne Aermel und Kragen. Der Rücken ist glatt gearbeitet und ohne Besatz; an den Vorderschössen sind zwei Taschen. Die Teleuten nannten dieses Kleidungsstück Kamsal (Kamisol) oder Kiirmä.
Das gewöhnliche Musikinstrument Tschärtmä (vom Zeitworte tschärt „mit geschwungenem Finger spielen") ist dasselbe wie bei den Altajern, es ist eine Art roh gearbeiteter Guitarre von Holz, der Resonanzboden ist aus Füllenfell. Die beiden Saiten dieses Instrumentes sind aus nicht zusammengedrehten Pferdehaaren. Ausserdem verstehen die Teleuten noch ihre Melо-
R a d l o f f, Aus Sibirien. I. 22
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