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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0556 Aus Siberien : vol.1
シベリアより : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / 556 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000224
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Verglichen mit den angesiedelten Nachbaren, sind sie meist als arbeitsscheu, unsauber, unüberlegt und abergläubisch zu bezeich-

nen, wenn auch alle diese Fehler bei ihnen in weit geringerem

liaasse entwickelt sind als bei den in jeder Beziehung tief unter den Кirgisen stehenden Altajern. Was sie aber hoch über die

Altai-Bewohner erhebt, ist ihr Selbstbewusstsein und ein gewisser kriegerischer, ich möchte sagen, ritterlicher Geist, der bis jetzt noch allen Kirgisengeschlechtern innewohnt.

Was das sittliche Verhältnis der Geschlechter betrifft, so soll es in dieser Beziehung nicht zum Besten bestellt sein. Die Sitte, den vertraulichen Umgang zwischen Braut und Bräutigam noch vor der Heimführung zu gestatten, macht es dem Mädchen möglich, sich während der letzten Jahre ihres Brautstandes ungestraft in allerlei Liebesverhältnisse einzulassen. Vorher muss sie sich sehr in Acht nehmen, denn der getäuschte Bräutigam hat das Recht, die Jurte, in der er sich mit der Braut gelagert hatte, einzureissen und die Braut öffentlich zu beschimpfen, sowie den Kalym zurückzufordern. Aber auch in der Ehe sollen die Кirgisen es nicht streng nehmen und sowohl der Mann wie auch die Frau heimliche Liebesabenteuer nicht verschmähen. In ihrem Umgange sind die Geschlechter durchaus nicht so decent wie die Altajer. Die Scherze zwischen den Altersgenossen des Mannes und der oft sehr jungen Frau sowie die Reden zwischen Vann und Frau in Gegenwart von Zeugen arten oft in reine Zoten aus, die häufig das Gepräge der stärksten Sinnlichkeit und Lüsternheit an sich tragen. Ich habe einmal an der Buchtarma einer Tanzvorstellung zweier Кirgisen beigewohnt, die die Freude der Кirgisen. angemeiner Sinnlichkeit deutlich beweist. Beide Tänzer stellten hier in einer Art Pantomime verschiedene Liebesverhältnisse vor. Zuerst wurden die verschiedenen Vieharten in ihren geschlechtlichen Verhältnissen recht drastisch und treffend nachgeahmt und alsdann dasselbe Verhältniss beim Menschen; dies Alles in so lüsterner Weise, dass es nicht schamloser vom Abschaum europäischer Prostituirten hätte geschehen können. Das Publikum bildeten nicht nur Männer, sondern auch alte und junge Frauen, ja sogar junge Mädchen, und alle sahen, vor Vergnügen jauchzend, dem fast ekelerregenden Schauspiele zu. Da. spreche man noch von Verderbtheit der Civilisation und gar den Folgen der falschen Moral des