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0555 Aus Siberien : vol.1
シベリアより : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / 555 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000224
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— 509 —

Alles war vergebens. Die Spur endigte mitten auf dem Hofe: das Thier war nicht auf der Station, aber auch keine Spur führte von hier weg und auf dem weiten Umkreise von mehreren Werst war davon nirgends auch nur etwas zu sehen, obgleich sie ganz frisch war, und der Diebstahl erst vor einer Stunde ausgeführt sein sollte.

„Die Kirgisen zogen also unverrichteter Sache ab. Ich übernachtete in der Station. Am anderen J'Iorgen kommt der Urjadnik zu mir und fragt mich, ob ich nicht frisches Fleisch wünsche.

Ich musste lachen, weil dies einem Bekenntnisse des Ochsendieb-
stahls gleichkam, und bat ihn, mir aufrichtig zu sagen, wie sie

die Kirgisen betrogen hätten. Erst wollte der Urjadnik nicht

mit der Sрrache heraus, endlich aber erzählte er mir, sie hätten
das Thier mitten auf dem Hofe in die Postkibitke geladen, in

der ich eben angekommen sei, und als die Kirgisen sich in den

Hof gedrängt hЫitten, sei der Jamschtschik langsam aus dem Hofe
gefahren. Die Kirgisen hätten dem Fuhrwerke keine Aufmerk-

samkeit zugewendet und so habe der Kosak das Thier ruhig

nach der nächsten Station bringen können, wo man es geschlach-
tet und die Hälfte des Fleisches heute früh hierher gesendet habe.

Ich lachte herzlich, meinte aber doch, es sei ein Unrecht, sich

fremdes Eigenthum anzueignen. „Ach, Euer Hochwohlgeboren",
sagte der Kosak ganz ruhig, „jene Hunde haben uns erst in

der vorigen Woche aus der Station drei Pferde gestohlen, das ist für uns ein viel herberer Verlust als der junge Ochse für sie. Sowas ist kein Diebstahl; wir befinden uns immer mit ihnen im Kriegszustande .

Dieser Kosak hatte vollkommen Recht, es ist eine Art Kriegszustand, der- die Eigenthumsverletzungen der Kirgisen

untereinander und mit den nächsten Nachbaren veranlasst, und

man wurde vollkommen im Irrthume sein, wenn man wegen der
häufigen Verletzungen des Eigenthums die Kirgisen für eigentlich

diebisch halten würde. Ich habe mich oft längere Zeit unter

den Kirgisen aufgehalten und nie ist mir nur die geringste Ver-
letzung meines Eigenthums vorgekommen. Der schlechte Ruf,

den die Kirgisen unter ihren Nachbaren geniessen, ist unverdient und nur in Folge der eigenthiimlichen socialen Verhältnisse des Volkes entstanden.

Dass den Kirgisen noch manches Laster der auf niedriger "Civilisationsstufe stehenden Naturkinder innewohnt, ist richtig.