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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0056 Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1
スヴェン=ヘディン氏が楼蘭で発見した漢文文書およびその他の遺物 : vol.1
Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1 / 56 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000227
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32   EINLEITUNG

der uns anteilheischend hier entgegenpocht. Er wandelt uns das Epos in ein Drama, die abstrakte Vorstellung zum persönlichen Erlebnis um; die starren Umrisse füllen sich mit pulsierendem Leben und schwellen zu atmenden Gestalten von Fleisch und Bein, zu leibhaftigen Menschen aus, für die wir Partei ergreifen, mit denen wir fühlen und vor allem, die wir bewundern müssen. Denn das ist doch wohl die Hauptempfindung, die sie erwecken : ein ehrlicher Respekt vor ihrer unerschütterlichen Standhaftigkeit und Pflichttreue, ihrer geradezu römischen Tugend, wie man es wohl bezeichnen darf. Und angesichts eines solchen Beamtenmaterials, so gleichsam Aug in Auge mit den Menschen, welche das Riesenwerk der Zähmung und Sittigung des Nomadentums, wenn nicht selber schon vollbracht, so doch grundlegend vorbereitet haben, begreift man dann erst völlig, wie diese Herkulesarbeit überhaupt vollbracht werden konnte, begreift man das Geheimnis der fast beispiellosen Kulturerfolge Chinas, das sich so halb Asien unterworfen hat, überhaupt. Nicht zuletzt aber lernt man sozusagen am lebenden Beispiel auch ihr vielverrufenes li als eine eminent sittliche Potenz verstehen und achten. Denn mag das standhafte Beharren, ungleich dem römischen, immerhin wohl in dem Stoizismus oder Fatalismus, der typischen G l e i:c h g ü l t i g k e i t des chinesischen Charakters wurzeln — jenem heiteren, überall rasch und zufrieden eingelebten Gleichmut, den schon nicht wenige Lieder des Shi-king mit ihrer friedlichen Ruhe in ewig drangvoller Zeit so packend illustrieren, und der bei einem Volke von Diesseitern, das nichts vom Jenseits erwartet, auch an sich schon imponieren muß —: in diese Bahnen gelenkt und darin erhalten, zum kategorischen Imperativ der todesmutigen Pflichterfüllung herangebildet hat ihn doch einzig das li, das sich dann sogar noch in seiner verflachtesten und völlig veräußerlichten Form: als Dekorum, als die Macht des Scheins, gerade in diesen Briefen als ein starkes Mittel der Selbstzucht zu erkennen gibt. Daß aber all diese Züge erhalten und klar erkennbar sind, die das ganze .Bild so lebensvoll und anmutend freundlich machen, das haben wir nicht zuletzt der besonderen Art und Fassung der Manuskripte, ihrem Ichcharakter, wenn ich so sagen soll, zu danken; denn es verleiht ihnen eine unvergleichliche Plastik und zugleich einen ganz eigenen Zauber und Reiz: den anheimelnden (man sagt wohl jetzt „intimen") Reiz der Autobiographie, des Memoirenwerkes. Und gleich einem solchen geben denn auch sie nicht ein großes historisches Gemälde, sondern was sie zeigen ist ein Idyll, ein Genrebild — aber auf dem mächtigen, gewitterschwarzen Hintergrund der Weltgeschichte.