国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
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Alt-Kutscha : vol.1 | |
古代クチャ : vol.1 |
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Die naive, nicht reizlose Art der altbuddhistischen Zeit, die ohnehin schon eine ungesunde Neigung zeigt, artet in eine widerliche Schematisierung aus. So, nur so wirken die Kräfte der Götter, nur solche Idole bezieht das Wesen, das, durch Zauberformeln hinein-gebannt, die bezügliche Leistung dem Beter (Kunstenthusiasten gibt es nicht), dem das Niedrigste erhoffenden Beter, spenden soll. So sind also die uralten Bannmethoden widerlich entartet, in ein System gebracht, das nicht nur im Brahmanentum fortlebt, sondern den Buddhismus aufs schmachvollste unterwühlte. Proben solcher der Kunst dienenden Unterlagen liegen in allen Bibliotheken herum, werden aber seltsamerweise vermieden. Die ersten Ansätze sind auch in unsern Bildern wohl zu beachten, vielleicht sogar schon in der ekelhaftesten Form.
20. Im Laufe der bisher dargestellten Stilarten und bei Darlegung des in ihnen aufgespeicherten Formengutes wird wiederholt der Hinweis auf das europäische Mittelalter, insbesondere auch auf die dem späteren Mittelalter eigne Stilart, die sogenannte Gotik, nahegelegt. Es kann natürlich zunächst nicht an den gotischen Baustil gedacht werden, sondern nur an eine Reihe formaler Erscheinungen der Dekoration und der Komposition, welche in der zweiten Stilart in Zentralasien Antitypen erhalten, deren Erwähnung und Zusammenstellung, soweit es das Material erlaubt, sich von selbst als Forderung ergibt, wenn man entschlossen ist, die Eigenart der Gemälde bei Kutscha usw. zu charakterisieren. Da sie alle, wenn wir nicht irren, nicht gerade als geschlossenes Ganzes auftreten, sondern in Verbindung mit Formen ganz anderen Stilcharakters in dem synkretistischen Bilde des Gesamtdekors verwendet werden, so stehen wir dabei vor der Frage, ob sie in Zentralasien aus den vorhergegangenen Perioden erwachsen sein können oder ob sie sporadischen Entlehnungen vom Westen oder anderswoher ihre Entstehung verdanken. Ich rede hier zunächst von Stilart 2, die ihre glänzendste und reichste Vertretung in den Höhlenanlagen bei Kutscha hat, weniger von den späteren Perioden. Die alte, erste Stilart ist in der Hauptsache davon ausgeschlossen.
Was die erste Frage betrifft, ob die Eigenarten von Stilart 2 sich aus Stilart 1 ent-
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wickelt haben, so glaube ich sie in der Hauptsache bejahen zu können. Es gibt einzelne Höhlen der 1. Stilart, welche geradezu den Übergang bilden; z. B. die Hippokampenhöhle. Dabei muß aber wieder darauf hingewiesen werden, daß gerade Stilart 2 durch Einführung einer neuen Farbenverwendung (mit Vorliebe wird Hellblau verwendet) und durch eine Reihe anderer Einzelheiten in den dargestellten Realien (die völlig durchgebildete Hindûmythologie) viel Neues hinzubringt, was nicht unmittelbar auf Stilart 1 zurückgehen kann, sondern zweifellos auf neue Beeinflussung von außen, in diesem Falle sicher wohl vom Westen oder Südwesten her hinweist. Ich werde bei Gelegenheit der Besprechung der in den Kompositionen vorkommenden Götter-und Königsfiguren darauf hinweisen, daß hier eine Entlehnung vorliegen muß, welche entschieden iranischen Charakter hat. Gerade diese Stilart ist am reichsten an Formen, die uns beim ersten Anblick schon das Wort Gotik nahelegen. Da die verwandten Formen der mittelalterlichen Kunst Europas aber alle viel später sind, als die Stilart 2, deren jüngste Erzeugnisse wohl kaum über das B. Jahrhundert herabgerückt werden können, so mögen die letzteren die europäischen beeinflußt haben.
Es gilt schließlich von der mittelalterlichen Gotik dasselbe, was ich von unsern Gemälden sagen möchte. Bei der verhältnismäßigen Armut der Erfindungskraft, bei den stets wiederkehrenden gleichen Kompositionen, die nur leise da und dort individuell variiert werden, enthält der äußere Farbenprunk, die durch die neue bunte Ausstattung zuerst berückende Ausstattung nichts mehr und nichts weniger als eine Unsumme von Anleihen aus dem verschiedensten Material: Miniaturen, Elfenbeine, Lampen, Stoffe usw. Dürfen wir soweit gehen und behaupten, daß die beiden einander so seltsam parallel gehenden Erscheinungen auch unter sich durch sporadische Entlehnungen, welche in dem Meere des übrigen Formengutes kleine Kreise zogen, sich auch gegenseitig beeinflußt haben?
Es ist nicht zu leugnen, daß das Kulturleben des Mittelalters an sich schon eine große Ähnlichkeit mit dem hat, welches wir uns im alten Zentralasien vorstellen müssen. Die Bildung völlig in den Händen der Klöster, die zugleich
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