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0193 Alt-Kutscha : vol.1
古代クチャ : vol.1
Alt-Kutscha : vol.1 / 193 ページ(白黒高解像度画像)

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doi: 10.20676/00000192
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II79

II,58—II,59

natürlich besonders furchtbare Marterszenen, oder aber läßt auch hier das technische Prinzip walten und stellt wirre Gruppen auf dunkle Bergflächen, damit ihre Konturen sich dadurch deutlicher abheben. Diese technischen Rücksichten sind hier maßgebend gewesen; denn die besonders dunkle Höhle bedurfte, um die Einzelngruppen besser vom Fond losgehen zu lassen, auch dunkler Bergreihen, und zwar wählte man besonders Blau, Blaugrün und Rot, da diese Farben, abgesehen von der allerdings verschieden wirkenden Deckkraft, im Lampenlicht eine schöne Lösung, zwei Abstufungen von Blaugrün, eines durch das Licht aus dem Blau gebildet, daneben Hellgrau und Rot mit verwandten Nebentönen, boten. Es ist wieder einer dieser Fälle, in dem wir die ungemein geschickte Wahl der Farben gegenüber der handwerksmäßigen Ausführung der figürlichen, oft karikaturenhaften Szenen bewundern müssen. Noch so lange die Bilder in den Höhlen standen, war diese Wirkung bewunderungswürdig; sie ist bei den ausgeschnittenen, dem vollen Licht ausgesetzten Bildern nicht mehr vorhanden und könnte nur durch Einsetzen der Bilder in kleine, künstlich beleuchtete Zellen wieder hervorgebracht werden.

59. Aus diesem Wahlvermögen des Technikers ergibt sich für die Erklärung der Bilder die folgende Tatsache: Ein Anschluß an die sichere Reihenfolge eines bestimmten Textbuches, das diese Jâtakas oder Avadânas enthielte, kann nicht erwartet werden. Das eingehende Studium aller einschlägigen Bilder in den Höhlen an Ort und Stelle hat mir in der Tat klar gemacht, daß in jeder Höhle, in der diese Gewölbedekoration sich in kleinerer oder größerer Ausdehnung fand, den Verhältnissen entsprechende Anordnungen aus rein malerischen Gründen maßgebend gewesen sind. Ich verweise nur auf das Kultst. 115 f bez. der Gebetmühlenhöhle Gesagte: auch dort sind, da die Höhle sehr beschattet lag, fast dieselben Gesetze maßgebend gewesen; aber das Gesetz der Entsprechung der beiden Hälften war unendlich klarer wie hier, wo das darunter liegende, ganz anders geartete Bild die Anordnung zu sonderbaren, wolkenartigen Bergbällen zwang. Trotzdem hat der Maler hier sich leidlich herausgeholfen und besonders die unteren Reihen noch gut zustande gebracht,

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ebenso die oberste, während die Mittelreihen wirr sind und die Unregelmäßigkeiten hervorbrachten, die mich darauf führten, die Wand auf das Genaueste zu untersuchen. Was ich durch Waschen herausbrachte, ist oben bereits erwähnt: sicher war die ältere Darstellung ganz oben nur weißer Hintergrund mit einzelnen Bäumen, von denen der Übermaler einige geradezu beibehielt, der Mittelgrund war Architektur mit langen Mauern, deren Linien und Fenster noch zu erkennen sind, Inschriften, Fahnenstangen, und unten, wo die großen blauen Flecken so auffallend sich breitmachen, Figuren von etwa doppelter Höhe der jetzigen Szenen; die Figuren sind dichtgereiht gewesen mit breiten Lücken zwischen den größeren Gruppen, von denen einige Extremitäten, Gewandzipfel usw. noch heute, wie erwähnt, ungedeckt geblieben sind. — Der Maler oder derjenige, der die Ausmalung leitete, wählte also aus seinen größeren oder kleineren Patronen dasjenige von den Hauptszenen aus, was zunächst gesehen werden konnte oder mußte, also die berühmtesten Peinigungsszenen, ordnete sie parallel und paßte sie den Farben an, und wo Lücken entstanden, Halbflächen oder Zwickel blieben, die hier recht sonderbare Formen hatten, füllte er die Bergszenen mit Tieren: Marals, Bären, Kägliks und anderen Vögeln und endlich Affen. Nicht umsonst sind hier die Affenszenen bevorzugt: nicht nur das Mahâkapijâtaka ist da, auch der kluge Affenkönig, der sein Volk vor dem Wasserteufel rettet, u. a. m., es findet sich sogar eine Affenjagd, zu der die Legende fehlt, und fast jedes Feld wimmelt von Affenunfug oft wirklich amüsanter Art. Diese starke Belebung durch karikierende Affen erleichterte dem Maler die Bewältigung der Unregelmäßigkeiten, zu der er in der Anordnung seiner Bergreihen gezwungen war; die Einführung der Affenszenen war freilich nicht seine Erfindung, denn sie ist älter und gehört zu den merkwürdigsten Dingen, die diese Bilder mit anderen Kunstübungen verbinden. Was ich hier nun sagen muß, sind Andeutungen, die aber der Verfolgung wert sind. Vor allem muß wieder betont werden, erstens, daß sie im Gleise der übrigen Erscheinungen, die wir skizzieren konnten, liegen, dann aber, daß ich nur von der Kunstform selbst spreche.