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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0219 Alt-Kutscha : vol.1
古代クチャ : vol.1
Alt-Kutscha : vol.1 / 219 ページ(白黒高解像度画像)

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doi: 10.20676/00000192
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OCR読み取り結果

 

II 97

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von Lhasa erzählt. Als einmal ein feindlicher Einbruch in Mitteltibet erfolgt sei und man alles in Lhasa verloren zu sein meinte, da sei der Bauch eines Kultbildes geplatzt und aus dem Bauch eine Armee Soldaten herausgekommen, die den Landesfeind vertrieben hätten. Man hat natürlich den im Kultbild deponierten Barbestand herausgeholt, um Mietstruppen zu werben.

Auch dieses Bild hat, obgleich es in der Höhle schon in Watte gepackt und verladen, nicht erst unverpackt heruntergebracht wurde, schwer gelitten und zwar leider am meisten in den Gesichtern. Gehen wir nun auf die Darstellung ein, so sehen wir einen Gott oder einen König mit Aureole in meditierender Pose auf dem königlichen Throne sitzen; es ist die schon aus Gandhâra bekannte, trauernd meditative Haltung eines Bodhisattva, die später für Avalokite§vara charakteristisch wurde, ohne doch zwingend diesen Bodhisattva darstellen zu müssen. Vor ihm tanzt ein Göttermädchen in durchsichtigem Untergewand und reichem Schmuck. Die Figur ist nicht ohne Anmut, besonders hübsch war das fast meditative Gesicht, das leider beim Transport zerbrochen wurde. Sie ist kleiner als der Mann auf dem Throne, aber doch noch größer als die beiderseitige Dienerschaft, drei bekleideten

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Zofen im Hintergrunde der Säulenhalle und zwei Dienern, einem älteren und einem jüngeren, zu den Füßen des Mannes, die überrascht nach der Tänzerin aufblicken. Hinter der Hauptfigur sieht man die Einkleidung eines Mönches und einer Nonne. Eine Benennung der Figur ist kaum angebracht. Am besten läßt sich das Dargestellte paraphrasieren in den Worten: „Gegenüber der Illusion Welt, deren stärkste Illusion das Weib ist — die Schöpfung einer Welt ist ja nach indischen Begriffen ein Reigen, bleibt der Bodhisattva unangefochten; denn das beste für Mann und Weib ist, der Welt und ihren Täuschungen zu entsagen und als Schüler Buddhas sich einkleiden zu lassen." Interessant ist die Einschiebung eines funkelnden Cintâmani in den Raum zwischen der Hauptfigur und der Mönchsszene. Ich meine nun, die Wahl des Stoffes und die Art der Darstellung, sowie ihre Lage hinter dem Kultbild und die dominierende Lage der Höhle am Eingang der Schlucht berechtigt uns zu dem Schluß, daß die Stifterin der beiden Höhlen eine königliche Hetäre war, die sich später einkleiden ließ. Die Darstellung des Bodhisattva ist zugleich ein Kompliment auf den bezüglichen Fürsten und seine Frömmigkeit. Ich gebe dies nur als Hypothese, aber als eine mir wenigstens wahrscheinliche.