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0075 Bericht über archäologische Arbeiten in Idikutschari und Umgebung im Winter 1902-1903 : vol.1
Report on Archaeological Work in Idikutshari and Surrounds in the Winter 1902-1903 : vol.1
Bericht über archäologische Arbeiten in Idikutschari und Umgebung im Winter 1902-1903 : vol.1 / Page 75 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000190
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reichen prachtvollen Coiffuren der Bodhisattvas, ihre Arm- und Handbänder, welche fast an Formen erinnern, die noch im Pandschâb getragen werden (bâdschizband, bangrî, tschandrahâr als Brustschmuck), und zahlreiche Aufsätze, die man sich nur als aus Chenillen bestehend denken kann. Die zwei gegenüberstehenden Gruppen b, e waren denen bei B, C sehr ähnlich (vgl. Taf. VII). Da und dort finden sich mitten in die Figur hineingeschrieben uigurische Züge, so besonders auf den roten Kleidern der Buddhas — häufig das Wörtchen „bujan", aber auch größere, schwer lesbare Inschriften. Die Gruppen d, e verwandten Sujets waren leider zu sehr zerstört.

Im Schutt des Daches vor B und C fand sich die grobe Platte eines herab-gerutschten Freskenstückes, das den Kopf eines Buddha wohlerhalten zeigte. Es ist eines der wenigen erhaltenen Buddhagesichter. Auch das farbenschimmernde Aureol und die obere Partie der Mandorla ist erhalten. Die erhaltene Hand zeigt zwischen den Fingern mit roten Konturen im weißen Fleisch die Netzhaut, welche der Kanon verlangt. Neu und als ganz unerhört beachtenswert ist, daß um den usnisa des Haares ein weißes Flortuch gelegt ist, das wie ein langer weißer Schleier bis zur Mitte des Rückens hinten herabhängt und unten Schellen als Beschwerer trägt! Wir finden dieses Schleiertuch auch aus der Coiffure der Bodhisattvas heraushängend, aber so angeordnet, daß es im Aureol verschwindet und hinter dem oft prächtig ornamentierten Rand des Aureols herabhängt. Ich muß auf dieses Schleiertuch besonderen Wert legen, denn es erscheint immer bei Bodhisattva-Fresken der älteren Stilart. Vgl. Fresken aus I', Tojok-Mazar Nr. 10 und das alte Hängebild mit zwei Bodhisattvas aus 2 oder das Holzgemälde aus ,u. Von ganz besonderer Schönheit war das Bild bei D (Taf. VI). Auch hier ist von der Buddhafigur nur die untere Körperhälfte erhalten, aber auch die rechte Hand, auf welcher eine schwer lesbare uigurische Inschrift aufgemalt ist! Vor diesem Buddha kniet, in prachtvollen Linien gezeichnet, ein Bodhisattva in reichem Schmuck') und bietet eine brennende Prunklampe als Geschenk an. Hinter dem Knienden ist noch ein Jüngling erhalten, und ein zweiter, dessen Kopf und Hals fehlt, füllt den Fond zwischen den Hauptfiguren.

So meisterhaft diese Figuren gezeichnet sind , so läßt sich doch eine gewisse Manieriertheit nicht verkennen. Beachtenswert ist, daß auslaufende Zipfelfalten der Gewänder so stilisiert sind, daß sie eingerissen erscheinen, wo der Aufschlag der Falte zurücktritt. Es ist dies aber nicht bloß bei den Kleidern der Buddhas, sondern auch bei den anderen Figuren der Fall.

Die Stelle an der Wand bei a hatte keine Bilder: sie war leer, bis auf ein paar mit dem Pinsel flüchtig aufgeschriebene Inschriften (Weiheinschriften?) in uigurischer Schrift. Unter dem herabgestürzten Dache im hinteren Gange wurden außer einer Menge von Handschriftenresten eine große Anzahl von Gemäldestücken gefunden, einige besser erhalten, andere ganz in Fetzen gerissen. An Ort und Stelle lieft sich mit den von gelbem Staub ganz durchsättigten Lumpen nicht viel anfangen. Erst als in Berlin die Pakete der dort ausgegrabenen Dinge geöffnet und sortiert wurden, kam manches Überraschende zu Tage.

I) Die Einzelnheiten dieses Schmuckes sind ganz besonders merkwürdig. Auffallend sind Ornamentblättchen vorn Typus der „dschugnî" (Feuerfliege) u. dgl., welche Formen stark an Schmucksachen erinnern, die noch im Pandschâb getragen werden. Vgl. zur Sache Baden-Powell, Handbook of the manufactures and arts of the Panjáb, Lahore 1872.

Abh. d. I. Kl. d. K. Ak. d.Wiss. XXIV. Bd. I. Abt.   9