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0189 Bericht über archäologische Arbeiten in Idikutschari und Umgebung im Winter 1902-1903 : vol.1
Report on Archaeological Work in Idikutshari and Surrounds in the Winter 1902-1903 : vol.1
Bericht über archäologische Arbeiten in Idikutschari und Umgebung im Winter 1902-1903 : vol.1 / Page 189 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000190
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Schrecklich ist es, (lag man sie dabei nicht hindern kann; das Gebiet ist zu grog und von allen Seiten zugänglich, so daf eine Kontrolle unmöglich ist.

Die Ankunft eines Europäers setzt alle in Bewegung: alle wollen finden und verkaufen. Sowie der Europäer wieder abreist, wird einige Zeitlang weitergewühlt, dann aber hört das Schatzgraben im groben Stil wieder auf und die langsame Demolierungsarbeit zu Utilitätszwecken der Bauern selbst setzt wieder ein. Trotz alledem lernt man die alten Ruinen bald von den neuen unterscheiden und kann noch viel beobachten , wo erst nur ein formloser Schutthaufen zu sein schien. So zerrissen und verschleudert das Material in der Stadt selbst ist, so lassen sich doch da und dort unberührte alte Stellen finden, welche stets wichtige Dinge enthalten. Ich habe mir die gröfite Mühe gegeben, bestimmte Zentren herauszuholen und daraus ein Bild zu konstruieren; leider war die Zeit um, als ich anfing, mich eigentlich recht in die Sache zu finden. Für die wichtigste Aufgabe mu1 ich es halten, eine Ruine, womöglich einen der besser erhaltenen Höhlentempel im Gebirge, völlig aufzunehmen, alles zu kopieren und zu beschreiben und tiefe Grabungen zu machen. Denn eine wirklich wissenschaftliche Behandlung ist nur auf Grund eingehender Forschungen an Ort und Stelle möglich. Es ist ja richtig, dab Handschriftenreste noch immer sprechen, selbst wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen sind, während ja Fresken ohne den Zusammenhang, ohne Plan, ohne detaillierte Ortsangabe fast wertlos sind; aber von wissenschaftlichem Standpunkt muf ich auch bei Handschriftenfunden auf die Notwendigkeit solch eingehender Angaben hinweisen. Es ist durchaus nicht gleichgültig, wo sie gefunden werden, in welchem Zustand sie gefunden werden, ob es deponierte einzelne Blätter waren oder ob man auf Reste von Bibliotheken rechnen darf. Wenngleich der gröfite Teil der Literatur religiösen Inhalts sein wird, woraus natürlich wenig für die Gebäude erschlossen werden kann , so gibt es doch gerade in Idikutschari eine groL e Menge Privatdokumente, aus denen wichtige Aufschlüsse sich ergeben können. Schliefslich ist die Art der Zerstörung der Manuskripte auch für die der Lokalität von Bedeutung, in welcher sie lagen.

Damit komme ich zu dem wundesten Punkt der Exploration der Ruinen. Es ist dies die Privatexploration, welche darin besteht, daf3 irgend eine Sarte eine Art Depot einrichtet und Handschriftenreste, Münzen und andere kleinere Altertümer sammelt — durch Schatzgräber, welche die Gegend durchstreifen und überall die Ruinen aufwühlen. Dabei werden alle noch leidlich erhaltenen Stiipas zerstört, Sockel von Buddha- und Bodhisattvastatuen zerschlagen und Wände mit Fresken sinnlos weggerissen. Diese Schatzgräberei hat sicher immer existiert: sie ging natürlich zunächst auf Edelmetalle, Schmucksachen, Edelsteine, Metallgeräte u. dgl.,') später, als die Handschriftenreste von Europäern gesucht wurden,

I) Für diese einheimische Schatzgräberei ist die folgende Stelle bei G. E. Grum-Grzimajlo (Ommcaxie uyTeurecrBis Wb 3anaxxb1es KuTait, Tour II CT. 13) besonders interessant. Ich gebe sie in deutscher Übersetzung, da sie auch sonst sehr merkwürdig ist. ,Synyr heißt jetzt eine nur kleine Ansiedelung, deren Gründung nicht mehr als ein halbes Jahrhundert zurückliegt. Aber daf3 Synyr, unter welchem Namen wahrscheinlich das ganze System wasserreicher Täler zwischen dem Kuruktagh und Tscholtagh nach Westen voin Meridian von Toksun begriffen wurde, auch in alter Zeit besiedelt war, das beweisen uns die von Kozlov angetroffenen Ruinen einer alten Festung, die Überreste von Grabdenkmälern, die Spuren einer Ortschaft, Gebäude, welche zum Teil durch die Wirkung des Wassers vernichtet sind, und alte Erzgruben. Aber das ist noch nicht alles von Überresten der alten Zeit in diesem Teil des Bei-

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