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0043 Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1
Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1 / Page 43 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000227
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EINLEITUNG   I 9

und See nicht ohne Reiz gebettet und schaut aus kleinen Holzgitterfenstern wie schläfrigen Auges auf seine Flur hinaus, beschützt von seinem wachsamen Turmbau, der mit der Kette seiner Genossen durch Rauchsäulen bei Tag und nachts durch offenes Feuer Signal und Losung austauscht — ein „Grenzkastell" (z, 4) und vorgeschobener Posten, eine Oase der Kultur in der Wüstenoase.

Aber trotzdem ist es doch weder des Wohlstandes, noch des Kunstsinns und eines verfeinerten Geisteslebens bar. Im Gegenteil; so unansehnlich die Wohnungen sich von außen geben, so wohihäbig und geschmackvoll, ja luxuriös oft sieht es im Innern aus. Allerdings darfst du nicht gerade in den Hütten Umschau halten, wenn du das finden willst — da geht es noch völlig nach Urväterweise zu, und bei aller Kenntnis der Bronze und des Eisens (die ja gerade in Zentralasien und ganz speziell auch in den Waffenschmieden von Shan-shan seit alten Tagen verarbeitet wird=) stecken sie dort mit ihren Muschelketten, ihren Steinanhängern und Steinmesserchen (Tat. 3, III, Fig. 14, I 6) noch halb in der Steinzeit. Aber tritt nur z. B. in eines der Kaufmannsgehöfte hier! Schon Tiber der Türe vielleicht begrüßt dich ein schön-geschnitztes Architrav, und im Empfangszimmer findest du zierlich gedrehtes und reichverziertes Gebälk, das hier noch das primitive Flechtmuster mancher Tongefäße, dort Lotusrosetten oder selbst eine ganze Figurenreihe aus dem buddhistischen Pantheon in halberhabener Arbeit zeigt, denn der Buddhismus ist stark hierzulande; der Lehmboden ist mit feinen Rohrmatten und buntgewirkten Teppichen darüber warm belegt, und wenn draußen im Hofe vielleicht noch der fuß- und henkellose Wasserkrug steht, der mit seiner Korbgeflechtumschnürung (H e d i n II, 634) geradezu an den Ursprung des Tongefäßes erinnert, so prangen dafür hier auf der Kredenz vornehme Schalen mit persisch-indischen Löwenköpfen (Taf. 3, III, Fig. 2 4) neben dem kostbaren Glasgeschirr, das nur das ferne Syrien bereitet (Taf. 3, III, Fig. 29 ff.), buntfarbige Glasperlen zwischen Goldkugeln und allerlei Gestein (Taf. 3, III, Fig. 23, 28) funkeln auch im Halsschmuck über dem schweren Seidengewande der Hausfrau und blitzen aus ihren silbervergoldeten Ohrringen von chinesischem Geschmack (Taf. 3, III, Fig. 2 2), und die Hand des Hausherrn, der dir den Willkomm bietet, trägt einen Siegelring mit römischer Gemme, dem Bilde des Mercurius (Taf. 3, III, Fig. 27). Und jetzt noch ein Blick in die Arbeitsstube des Beamten dort gegenüber! Auch hier wieder ein starker Gegensatz, aber ganz anderer Art. Nicht daß sie etwa unbehaglich wäre — keineswegs; aber anstatt der zierlichen Schnitzereien gewahrst du Aktengestelle die Wände entlang, gefüllt mit Faszikeln, von denen die hölzernen Etiketten niederhangen. Und doch .ist hier nicht trockene Aktenluft, hier weht ein edlerer, ein höherer Geist: hier herrschen die Musen! Zwar die alten klassischen Werke suchst du vergeblich, die hat der Bewohner im Kopfe (2, 43); aber da liegt jene köstliche „Geschichte der streitenden Reiche" (i, 1), der chinesische

[kp ] t fft   os-. Ts'ien - Han-shu (Shanghai-Ausg.) g6, 1b. Daß die Erh-

(nicht No)k'iang eiserne Waffen geschmiedet haben, wird kurz vorher ebendaselbst (rb) mitgeteilt.

3.