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0180 Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1
Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1 / Page 180 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000227
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156

ANHANG

Kette, die jetzt diesen Namen trägt, gewiß nicht (soweit wir sie kennen), und es hat sie dort vermutlich nie gegeben; aber ob nicht bei dem K'un-lun, wie ihn das Altertum sich vorgestellt hat, bei dem Fabel- und Götterberge des Shan-hai-king, dem chinesischen Meru, das ist doch noch die Frage, wie mir scheint. Denn nicht bloß der Name K'un-lun überhaupt — der ja mehrfach und einmal schon in diesem Werke' auch im Süden vorkommt —, sondern gerade auch der eigentliche, der w e s t l i c he K'un-lun ist doch ein recht unbestimmter und elastischer Begriff gewesen:2 ganz abgesehen von den verschiedenen Bergnamen dieser Gegend, die sichtlich auf ihn anspielen, wie der K'un-fing- bei Tokmak (C h a v an ne s, Documents etc. S. 269) oder der K'un-kang (s. o. S. 155, Anm. 3), findet man allein im Shan-liai-king unter den drei K'un-lun, die es im Westen lokalisiert,3 einen solchen „innerhalb der Meere" und einen außerhalb, in der „großen Einöde" ; das Huang-ts'ing--king=kie (37, 39a/b) zählt ihrer vier auf: nämlich außer diesen zwei letztgenannten, die es in den südwestlichsten Zipfel des Tarimbeckens (?) resp. an die Grenze von T'iao-chi und Ta-ts'in verlegt, noch den des 1/72-kung bei Suh-chou (angeblich)4 und einen K'un-lun der T'ang-Periode im Lande der T'u fan; und auch dieses ist noch nicht erschöpfend, da mindestens noch die Angabe des Shi-ki beizufügen ist, wonach Kaiser Wu-li auch dem Gebirge von Khotan diesen Namen verliehen hat.' Ein heilloser Wirrwarr, sollte man denken ! Aber sieht man genauer zu, dann löst er sich zu vollkommener Gesetzmäßigkeit auf: je älter die Zeit und je enger das Reich, desto weiter im Osten des Tarimbeckens der K'un-lun; ein Ahasver unter den Bergen wandert er unstät durch die Jahrtausende nach Westen hin, aber er hält dabei immer gleichen Schritt mit der Erweiterung des chinesischen Gesichtskreises. Und daraus ergibt sich denn ganz offenbar, daß es bis weit in historische Tage herunter kein fest umschriebenes und namentlich kein den Chinesen altvertrautes, persönlich wohlbekanntes Gebirge gewesen ist, was man so nannte, sondern ganz allgemein das beliebige Bergmassiv, das jenseits den Horizont im Westen abschloß: das in ahnungsvollem Dämmer verschwimmende westliche Ende der Welt mit einem Worte. Nicht anders ist ja in der Han-Zeit auch das übrige Zubehör dieser Gegend, die ganze Nachbarschaft des K'un-lun, ist das „Westmeeri6 und der „fließende Sand",

I ShHK. 6, 4b (Hai-wai-Nan-king).

2 Mit großer Genugtuung sehe ich nachträglich, daß auch Franke in seinen „Beiträgen ... zur Kenntnis der Ttirkvölker und Skythen Zentralasiens" (Abhdlgn. der Berl. Akad. 1904) S. 33 ff. diese Unbestimmtheit des K'un-lun hervorhebt.

3 ShHK. 2, 21 a (Si-shan-king); II, 3a (Hai-nei-Si-king); z 6, 7a (Ta-huang-Si-king). Das Werk beschreibt den K'un-lun mindestens viermal, und erwähnt findet er sich z. B. auch noch 8, 2a (Haiwai-Peh-king).

4 Dieselbe Lokalisierung geben auch die Kommentare des Ts'ien-Han-shu 28B, z a; 2b und das Shu-king, Kaiser]. Ausg. 4, 8i a.

5 17 ~    N, 4 lG   trAl   fiN   123, 14a.

6 Vgl. z. B. das Tze-tien (s. v. ih), das unbewußt den wirklichen Gang der Entwicklung andeutet,