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0044 Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1
Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1 / Page 44 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000227
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EINLEITUNG

Machiavell — fürwahr keine ungeeignete Lektüre in dieser Zeit, die so viel des Ähnlichen bietet, und zumal hier im Grenzland, wo es mit allerlei kleinen Hauptlingen diplomatisch verkehren heißt! —, dort lugt ein Band Shi-ki hervor (I, 27, Ib) und hier liegt sogar die Geschichte der jüngstvergangenen Dynastie, die gerade eben erst herausgekommen sein kann (i, 27, I b) ! Fürwahr du siehst, was Osten und Westen geschaffen und gedacht, die Produkte der ganzen bekannten Welt sind in dem einsamen Grenzdorf zusammengeflossen, um eine merkwürdige urzeitlich-moderne, eine barbarisch-chinesisch-internationale Mischkultur hervorzubringen.

Das machen die Straßen, an denen Lou-lan als Sperrfort liegt. Denn hier kreuzen sich, von den Wasserstraßen über den See (2, 2) und flußaufwärts (t, 25, I ? 2, to) ganz abgesehen, die Wege nach Kao-ch'ang (Turfan) und wohl auch I ho, d. h. Hami (t, 4), die in das Herz Nordasiens führen, mit der großen und uralten Weltstraße, die quer durch Wüste und Steppe gen Westen nach Khotan und weiter dann nach Persien, Indien, Europa, und östlich über Tiin-huang und Tsiu-ts'üan (Suh-chou, 2, 107) ins eigentliche China zieht, und sie sind im wahrsten Sinne des Wortes die Lebensadern für unsern Bezirk, ohne die er körperlich und geistig zugrunde gehen, ohne die er verdumpfen, verbauern, verhungern müßte. Ja in der Tat: verhungern. Denn wie ergiebig immer die Ernte sei, und wenn auch kein Mißjahr eintritt, wie doch zuweilen der Fall ist (z, 21, 7) sie reicht doch für den Bedarf nicht aus, es müssen von Jahr zu Jahr Getreide und andere Lebensmittel hinzugekauft werden (t, 17, I ? 2, 102). Und auch die einheimische Tierwelt genügt keineswegs. Wohl wimmelt es in Fluß und See von Fischen und an den Ufern grast die scheue Antilope (2, I08); wohl mag sich noch manch anderes Wild in dem Dickicht bergen und das Schilf im See von unendlichem Geschrei und Geschnatter der Wasservögel erfüllt sein — denn davon erzählen vielleicht ein paar der Pfeile, wenn es Jagdpfeile sind und wenn insonderheit jene dreiflügeligen, durchlöcherten Stücke (Taf. 3, II, Fig. 1,2)X etwa den schnurversehenen Pfeilen entsprechen sollten, womit man vor alters in China die Vögel geschossen oder, man kann beinahe sagen, geangelt hat; aber gerade was der Bauer bedarf, das Zugvieh, der Pflugstier, Schaf und Schwein, mit einem Wort alle Kulturtiere, die müssen eingeführt werden. Und wie sollte sich gar erst alles, was über des Leibes Notdurft hinausgeht, der freundliche Schmuck und die ganze Verfeinerung des Daseins in das weltentlegene Wüstennest verirren, wenn die Straßen nicht wären?

Und so sehen wir einen vielseitigen und für die Zeit und die Umstände sehr lebendigen Verkehr auf ihnen einherziehn, einen Verkehr, der sich zwar in der Regel und meist wohl sogar mit regelmäßigem Pulsschlag auf längere Zwischenräume verteilt, aber gelegentlich, etwa an Markttagen, doch auch einmal in die betäubende Fülle eines einzigen Ganzen zusammendrängen mag. Da kommen dann in Trupps

Einiges Nähere über diesen interessanten Typus siehe in den Erläuterungen zu dieser Tafel.