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0051 Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1
Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1 / Page 51 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000227
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EINLEITUNG   27

und seinen Ausläufern zu ähnlich, um in der Eroberung des Landes und seiner Besitznahme für den Staat resp. den Kaiser allein begründet sein zu können. Besonders interessant aber ist dabei die Natura 1 w i r t s c h a f t, die sich in der Bezahlung des Getreides durch Seidenrollen (2, 102) wie in der Besoldung der Beamten äußert, und diese letztere selber und jene nicht bloß, weil sie noch neben einem ausgebildeten Geldwesen her besteht, sondern vor allem, weil gerade die Seidenrolle zu den ältesten, gewiß noch urzeitlichen Tauschmitteln der Chinesen gehört — denn wir sehen sie bei einer der primitivsten Formen des Brautkaufes verwendete —, und diese, weil sie sogar das althergebrachte Besoldungsmaß, die tägliche Ration von einem Scheffel und zwei Metzen (2, 5o; 5i), beibehalten zeigt, wie es sich in Bausch und Bogen — ein Scheffel — im Chou-li (K1. A. 12, I oa, Kap. The jen ; B i o t II, 544) und im Chan-kuohts'ela (3, 49b) und genau entsprechend im Han-shu (s. Comm. zu Chan-kuoh-ts'eh 1. c.) angegeben findet.' So geben unsere Texte also nicht bloß die Bestätigung der theoretischen oder referierenden Angaben der älteren Literatur, sie sind vielmehr zugleich die lebendigen Illustrationen dazu, die uns dies alles in heller Beleuchtung und greifbar wesenhaft vor Augen stellen.

Mag es nun aber schon Arbeit genug sein, das komplizierte Räderwerk richtig im Gange zu halten, und obendrein hier, in der halbbarbarischen, sicherlich wenig geschulten und kaum sehr willigen Umgebung, unter Entbehrungen aller Art und im entlegenstetl Winkel des Reiches, am Rande der Wüste: so wird sie überdies durch die Zeitumstände noch doppelt reich an Verantwortung und Aufopferung und doppelt beschwerlich gemacht, und zumal für die Militärbehörden, die ja neben ihrem wohlgemessenen Anteil an diesen Quisquilien der Verwaltung, neben der Rekrutierung und dem Drill ihrer Truppen auch noch jeden Augenblick des Überfalls gewärtig und zu Verteidigung oder Angriff gerüstet sein müssen. Denn es ist eine unruhige, eine bedrohliche Zeit, wie uns wiederum die Texte lehren, und überall knistert und kracht es in dem morschen Gebälk des Staatsgebäudes. Zwar von der hohen Politik, von den Erschütterungen im Innern, den mächtigen Konvulsionen des Riesenleibes ist wenig zu spüren hier; wie die Kreise des Wassers, die ein hineingeworfener Stein erregt, je näher dem Ufer, je weiter und schwächer werden, so hallen die gefährlichen Aufstände des Wang Mi und Liu Yüan, des

I Ngi-li (Cheng-ngi) 3, I 3a. Sollten übrigens, nebenhin bemerkt, die Hirschfelle, die mit diesen Seidenrollen zusammen den Kaufpreis ausmachten, vielleicht der Ursprung des Ledergeldes oder richtiger der Banknoten aus Hirschleder sein, die Han Wu-ti in Kurs gesetzt hat? Dann hätte jener Beamte dieses Kaisers doch nicht so ganz unrecht mit seiner von Chavannes (Mem. hist. III, 564, Anm. I) bezweifelten wortspielenden Behauptung, daß p'i -pi, d. h. entweder „Fellgeld" oder „Felle und Seide", schon ehedem als Geld gebraucht worden seien. — Und ist diese Erfindung der Han-Zeit vielleicht die Vorläuferin des späteren Papiergeldes in China?

2 Diese Ration läßt übrigens erkennen, daß die betr. Beamten keinen sonderlich hohen Rang besaßen, denn nach dem Tsin-shu (24, 3") war das tägliche Quantum für die höchsten Beamten 5 huh.

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