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0089 Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1
Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1 / Page 89 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000227
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EINLEITUNG   65

sichtigt sein. Wenn es dann außerdem noch vom König bei den Getreideopfern gebraucht worden ist,' so haben wir darin ebenso wie in dem mit eingravierten Seidenraupen verzierten „Raupenszepter" ts'an-kui (IX ±), das die Königin beim Frühlingsopfer für die Gottheit dieser Tiere trug,2 sehr deutlich eine Mitteilung an den Gott über Inhalt und Zweck des Opfers, eine Urkunde vor uns, die ihm zur Kenntnisnahme präsentiert oder zugestellt wurde.

Das ist ja nun ganz dieselbe Erscheinung, die ich als eine Eigentümlichkeit mehrerer, übrigens zum Teil mit den Szeptern nächstverwandter Stücke des Gürtelschmucks glaube nachgewiesen zu haben, wie des Halbringes küeh (I;), der durch seine Form als Lautrebus die Verbannung (Ot küeh) aussprach und bescheinigte, und des ganzen Ringes huan (e), der auf dieselbe Weise die Rückkehr (;t huan) befahl.3 Gleich diesen also gehören auch die Szepter unfraglich zu jener ältesten Form oder Vorstufe der Schrift, die ihre Meinung durch phonetisch oder dem Sinne nach zu deutende Gegenstände kundgab: der Gegenstands- oder Sachenschrift,4 und sind somit — was sich aus ihrer Urkundeneigenschaft ja ohnedies ergeben würde — in der Tat als primitive Schriftstücke anzusehen.

Und dies nun, das zugleich den Schriftstückcharakter des Kerbholzes wenn auch indirekt aufs neue bestätigt, dies gibt dem Zusammenhang zwischen den ältesten und jüngsten Formen des Kontraktes, den die Entwicklung des Kerbholzes dargetan hatte, nicht bloß einen neuen und festeren Halt, es gibt ihm geradezu auch erst den eigentlichen Kern. Denn so wie ihn jene hat erschließen lassen, so ist er doch nur äußerlicher, technischer Art und es fehlt die organische Verbindung mit der Schriftverwendung: die Kerbe ist ja zwar gleichfalls eine Vorstufe der Schrift und zwar in ihrer Ausdruckslosigkeit, ihrem Mangel an Spezialisierung eine höchst urtümliche obendrein, aber sie hat doch keine nachweisbare Verwandtschaft mit der späteren. Hier dagegen tritt diese Verwandtschaft m. E. klar zutage. Denn wenn meine Schlüsse richtig sind,5 dann ist die Sachenschrift ein direkter Vorfahr der eigentlichen, mit der sie ja sämtliche Ausdrucksmittel (Bild, Laut- und Sinnrebus) und öfters nicht nur prinzipiell gemein hat, und das muß denn natürlich auch von den Szeptern gelten; und wie zudem gerade Ornament und Schrift in China so enge Beziehungen aufweisen, daß nicht nur ein und dasselbe Symbol in beiden Eigenschaften vorkommen kann,' sondern das Schriftzeichen mitunter aus dem Ornamente her-

Kuyüh-t'u15u 5, 2a (nach dem San-li-t'u-wei): 3 f j , jji1r   ± r1} . , R   j(., -sf

2 Ibid. 5, roa:   7: W3, ûà   mh    71   IS   t

3 S. meine Einleitung zu Stenz' „Beiträgen" (usw.) S. ro/r r. Ich kann hinzufügen, daß die dort besprochenen yüan (M) dem Kommentar zu Sün-tze ig [27], 3a zufolge mit jenen tsieh identisch

sind, die der Fürst nach dem Li-ki (Kap Yüh-ts'ao, 6 (r3), i 6a) zur Berufung von Beamten — als eine

Art Eilbriefe — brauchte.

4 Für Genaueres muß ich auf die eben zitierte Einleitung zu Stenz verweisen.

5 S. die Einleitung zu Stenz' Beiträgen S. 6-2o.   6 Z. B.   (= 1).

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