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0057 Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1
Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1 / Page 57 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000227
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EINLEITUNG

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2.

Ist es aber so bei allen diesen Vorzügen immerhin doch nur ein Ausschnitt aus einem großen, aus dem vollständigen Gemälde, was uns der Inhalt der gefundenen Dokumente gewährt, so liegen die Dinge wesentlich anders, wenn wir nun deren äußere Erscheinung, ihren Stoff, ihre Form und Technik ins Auge fassen. Denn hier machen viele Wenig in der Tat ein Viel: ihre verhältnismäßig große Anzahl läßt sie aufhören, in dieser Beziehung Fragmente zu sein, und wenn sie schon an und für sich ein ziemlich geschlossenes Bild des damaligen chinesischen Schriftwesens bietet, so setzt sie uns zugleich in Stand, auch seine Vergangenheit, ja vielleicht sogar eine weit entlegene Vorzeit in dessen Rahmen einzuschließen, und zwar namentlich auch dadurch, daß eben sie die grundlegenden Schlüsse für die chinesische Paläographie, zu denen Chavannes in seinem schönen und inhaltreichen Aufsatz „Les livres chinois avant l'invention du papier" (Journ. Asiat., Jan.-Febr. 1905, S. 1-75) durch die gleichaltrigen, aber diesen hier an Zahl und Art nicht gleichkommenden Funde Steins zu Niya angeregt worden ist, zu stützen und zu sichern, aber sie auch ebensogut wie einige Folgerungen des letzteren in seinem Standardwerke „Ancient Khotan" zu ergänzen, zu erweitern und in einzelnem selbst zu berichtigen erlaubt. Auf diesem paläographischen Gebiete liegt daher m. E. die Hauptbedeutung dieser Funde von Lou-lan, eine Bedeutung, die gewiß auch durch die epochemachende jüngste Entdeckung Steins, die fast drei Jahrhunderte älteren und sicherlich gerade hierfür wertvolle Aufschlüsse bergenden Urkunden von Tun-huang, nicht erschüttert, sondern bloß bestätigt werden kann; und wenn sie naturgemäß am nächsten die Sinologie angehen, so greifen sie doch wohl auch hier wieder in manchem über deren Grenzen hinaus und in den Kreis des allgemeineren Interesses hinüber.

Das bedarf ja kaum mehr als eines Hinweises bei den Urkunden auf Papier. Denn sie sind m. W. bis jetzt die ältesten Denkmäler dieses Stoffes, dessen Geheimnis wir bekanntlich gleich so manchem anderen für unseren Fortschritt wichtigen Kulturelement aus China empfangen haben, ja eines davon, das Bruchstück des Chan-kuoh-ts'eli (t, 1; S. Taf. 1, I) , scheint seinem ganzen Aussehen und besonders auch der Altertümlichkeit des Duktus nach — es ist die reine li-shu der Han-Periode — sogar noch an oder womöglich in das Jahrhundert der Erfindung des Hadernpapiers (105 n. Chr.) zu reichen. Ihre fachmännische Untersuchung muß darum für die Kenntnis seiner damaligen oder vielleicht gar seiner ursprünglichsten Herstellung, über die uns die zeitgenössische Literatur nur ganz allgemein orientiert', und damit für die Urgeschichte des Papiers überhaupt von fundamentaler Bedeutung sein, und sie wird wohl um so lohnender ausfallen, als die vorhandenen Reste zahl-und meist auch umfangreich genug sind und dabei zugleich die verschiedensten

Siehe besonders Hirth in seinen „Chinesischen Studien" I, 2o6 f. und Chavannes L c. 5 f.

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