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0046 Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1
Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1 / Page 46 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000227
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EINLEITUNG

Aber horch ! Kommandorufe und kriegerische Musik von dort drüben, von der Straße nach Yen-k'i und Kao-ch'ang her! Und da quillt es auch schon Rotte um Rotte, Beritt um Beritt aus dem Nordtor hervor, Pikeniere und Bogenschützen und Kavallerie ; nun kommt auch eine Abteilung Streitwagen (2, 51) angerasselt — eine schwerfällige Waffe, die drüben in der Heimat schon seit einem halben Jahrtausend veraltet ist, aber hier in dem offenen Terrain tut sie noch ihre Dienste — und jetzt sogar Belagerungs- und Schanzzeug (t, 26; 2, 49), und soviel, daß der Trainpark nicht ausgereicht hat ! Denn die Geschirre dort, der Lastwagen und die zwei offenen Karren gehören Ma Li (z, to); man hat also an die Opferwilligkeit der Beamten appellieren müssen (t, 5, I io). Das scheint doch eine recht ernsthafte Meldung gewesen zu sein, die der Bote von Kao-ch'ang gebracht hat! Aber die Mannschaften machen keinen üblen Eindruck: gut uniformiert (2, 22), mit Lederkoller und Lederhaube (2, 104) — nur die Offiziere in Pelzrock und pelzverbrämtem Winterhelm (2, 2 2 ; 2, 104) — mit Hellebarde und Schild, Hornbogen und Pfeilen (2,104; 2, 2 2), den frischgefüllten Proviantbeutel umgehängt, an dem noch die Kontrollmarke baumelt (2, I 09) — es war ja keine Zeit sie abzumachen —, und alles blank und im Stande (2, 41): so marschieren sie mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel von Trommeln und Pfeifen (2, 104 I o6) dem Norden zu ; nur hier und da ist ein verkniffenes Gesicht darunter, ein Gesicht, dem man es anzusehen glaubt, daß es bloß nach einer Gelegenheit zum Desertieren ausspäht (2, I14). Dem Norden zu — ja, ist denn nicht gerade auch eine Proviantkolonne von dort — aus dem „fetten" I-wu vermutlich' — unterwegs hierher ? Wenn man die aufgefangeu und abgeschnitten hätte ! Das wäre wahrhaftig ein böser Schlag! — Doch sieh, da schwenken die Truppen zur halben Breite wie zum Ausweichen ein. Da muß doch ein schweres Fuhrwerk entgegenkommen, das außerhalb der eigentlichen Fahrbahn nicht vorwärts kann! Sollte das —? Ja, das wird die Kolonne sein, das ist sie! Da knarren schon ihre Karren heran. Auch wieder eine stattliche Zahl, und schwer befrachtet! Die plumpen Radscheiben bleiben ja fast im Sande stecken. Aber richtig, sie sollte außerdem noch allerlei anderes, namentlich mongolische Stricke (2, 2 I ; 26) und wohl auch Pelzwerk besorgen. Und da haben sie sogar noch mongolisches Vieh mitgebracht, Kamele, Rinder und Esel (t, 18, 3; 14, 2) ; auch ein Trupp Kriegspferde ist dabei, die werden sie in einem der Lager aufgetrieben haben (i, 19, 6). Und der Reiter da hinten — ist das nicht der rührige Tso K'ien, der Seidenagent, der zugleich für das große Pelzgeschäft im Innern reist (i, 6, I) und so gesuchte Waren hat ? Der kommt mit seiner Pelzkarawane gerade zur rechten Zeit. Das ist ja ein wahrer Glückstag heute! Nun fehlte bloß noch — aber wahrhaftig, da wälzt sich auch auf der westlichen Heerstraße eine mächtige Staubwolke her: die Khotan-Leute sinds auf ihren baktrischen Kamelen — oder sollten es diesmal mongolische sein? Der Staub läßt es noch nicht erkennen.

Hou-Han-shu 78, 4a.