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0064 Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1
Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1 / Page 64 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000227
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EINLEITUNG

der Striche auf.' Wenn sie also hier und da etwas unbeholfener, gerundeter, verschwommener erscheinen sollte, so kann das nur teils von der notgedrungenen Kleinheit der Zeichen, teils und namentlich von dem spröderen Stoff mit seinen stellenweise ziemlich stark hervortretenden Fasern kommen. Auch sie ist folglich mit dem Haarpinsel geschrieben. Und da nun die ja ohnehin derselben Zeit entstammenden Stäbe von Niya, soweit es sich nach den Reproduktionen beurteilen läßt, genau denselben Duktus und öfters auch wenigstens die zurückspringenden Strichenden besitzen, so kann ich mich leider der Ansicht von Chavannes und Stein nicht anschließen, die sie noch auf den Stylus zurückführen. Die Exemplare des letzteren, die Stein dort gefunden hat, könnten also um so eher bloß der Karoshti gedient haben, als das ja der indischen Gepflogenheit entsprechen würde.

Und auch darin passen die Stäbe so recht in das Bild dieser Übergangsperiode, daß sie ehrwürdige Atavismen, Überlebsel des fernen Altertums sind, die wie ein verkörperter Anachronismus in die Zeit des Papieres hineinragen. Denn das eben ist eines der Resultate, die Chavannes in der genannten Abhandlung aus einem reichen Quellenmaterial geschöpft und mit gewohnter Klarheit entwickelt hat, und die ihr eine so grundlegende Bedeutung geben: daß man in China vor der Erfindung jenes Stoffes gewöhnlich auf Holz resp. Bambus, und zwar Dokumente von weniger als 10o Zeichen auf Täfelchen, alle andern dagegen auf Bambusstäbe gleich den vorliegenden geschrieben hat, die dann -- abwechselnd ein längeres und ein kürzeres — zu einem oder mehreren Konvoluten zusammengebunden wurden, und daß wir in diesen Stäben also die greifbaren Zeugnisse, die leibhaftigen Repräsentanten einer uralten Schreibtechnik in Händen halten.

Das verleiht ihnen denn also zum wenigsten für die chinesische Paläographie (und vielleicht sogar noch über deren Grenzen hinaus) eine Wichtigkeit, die derjenigen der Papierdokumente nicht nachsteht. Und auch hier darf Lou-lan infolge seiner größeren Ausbeute einen gewissen Vorrang vor Niya beanspruchen. Denn wenn hier bloß das zwéimal erscheinende „oben" (6) auf ein vorangehendes Blatt hindeutet, so haben wir dort außer ein paar Gegenstücken (2, 9o; 91; 92) dazu auch ein Stäbchen (2, 2), welches sich durch die Zahl 4 auf dem Rücken als die vierte Seite eines solchen Bündels legitimiert, und dem als ein weiteres Beispiel dieser Seitenzählung vielleicht noch das andere (2, I I 5) mit der zyklischen Bezeichnung für 7 zugesellen ist; vor allem aber sind uns zwei vielleicht unmittelbar aufeinander folgende, jedenfalls aber zusammengehörige Stücke eines Briefes (2, I) erhalten, die eine unmittelbare Vorstellung von einem Konvolute dieser Art geben und dadurch eine besonders deutliche Illustration und Bestätigung der betreffenden Literaturangaben sind.

I So z. B. bei nL auf 2, z; bei I auf 2, 8; bei iL und dem   der Unterschrift auf 2, 49.

i und 49 gehören zu den ältesten der Stäbe (2 69 n. Chr.).