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0169 Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1
Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1 / Page 169 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000227
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ANHANG

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gerichtet. Und zu ihnen darf noch der Brief gezogen werden, von dem z, 13, 2 (Nr. I 2) ein Bruchstück ist, da er zweifellos an Ma Li abgefertigt war, und anscheinend auch von ihm empfangen worden ist.

Das würde ja nun unter normalen Verhältnissen der beste oder vielmehr • ein geradezu unwiderleglicher Beweis dafür sein, daß ihr Fundort eben auch ihr Bestimmungsort, d. h. also Lou-lan gewesen ist. Allein hier hat es der Kobold Zufall oder die Tücke des Objekts (um mit Vischer zu reden) fertig gebracht, ein ganz vertracktes Aber hineinzupraktizieren — indem sie nämlich auch etliche Briefe aus Lou-lan (Nr. 1, 3, 4, 15, 16) hat ausgraben lassen. Denn mag man vielleicht auch eines dieser Stücke, das „von Ma Li gesiegelte" Briefkuvert (Nr. 15), aus der Zeugenreihe ausmustern dürfen, weil es von diesem während der zeitweiligen Abwesenheit nach Lou-lan geschickt sein könnte, die sich möglicherweise aus seinem Berichte (Nr. 2) ergibt: so wird man bei den übrigen kaum ein Recht dazu haben; sie müssen doch wohl in Lou-lan selber geschrieben sein. Und das ist denn nun eine richtige Zwickmühle: bestehe ich auf Lou-lan — flugs rückt man mir die Briefe von dorther entgegen, und wenn ich mich daraufhin für einen andern Ort entscheiden will, so tut man den Gegenzug mit den Adressen. Freilich hat dies Dilemma den einen Vorteil, daß es auch dem Gegner der Lou-lan-Hypothese keine feste Handhabe bietet; aber es treibt uns doch wieder aus dem sicheren Port des Beweises in den Wirbel der bloßen Möglichkeiten, der Vermutungen hinaus.

Denn zu solchen muß man ja schon greifen, um sich die auffallende Erscheinung überhaupt nur verständlich zu machen — und auch sie sogar sind wieder nur unter der Voraussetzung angängig, daß die Rumpelkammer, aus der die Funde stammen, nicht einem Privathaus, sondern einem Amtsgebäude oder allenfalls dem fu eines Beamten — etwa des so überwiegend vertretenen Ma Li z. B. — angehört hat, worin auch dessen Untergebne ihre Amtstuben besaßen. Doch scheint mir in der Tat nur sie neben allen andern auch gerade die Hauptschwierigkeit zu überwinden, daß darin Briefe an mindestens sechs verschiedene Persönlichkeiten und zwei aus Lou-lan datierte von verschiedenen Verfassern zu Tage gekommen sind; jeder andere Deutungsversuch führt m.. E. in ein wahres Labyrinth von Widersprüchen hinein. Dies zugegeben, fällt es dann allerdings wohl nicht schwer, zwischen den beiden einzigen Erklärungsmöglichkeiten, die ich dafür finden kann, die Wahl zu treffen; denn da sich der verlockendste Ausweg, die letztgenannten Schriftstücke als Stadtbriefe anzusprechen, leider — er würde ja wieder geradesweges nach Lou-lan führen — durch die ausdrückliche, aber in einem solchen Falle überflüssige Nennung dieses Namens darin zwar nicht direkt verschlossen, aber doch wenigstens unbequem verengt erweist, so bleibt nur die Annahme übrig, daß die einen davon aus irgend welchem Grunde — sei es als Konzepte oder Abschriften oder als verunglückte Kompositionen, wie sich deren unter den nicht datierten Fragmenten offenbar noch mehrere finden — am Abfassungsorte zurückgehalten resp. annulliert und in den Papierkorb, d. h. auf

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