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0047 Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1
Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1 / Page 47 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000227
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EINLEITUNG   23

Und sie ziehen so langsam; gewiß haben sie außer ihren Teppichstoffen wieder viel von der feinen zerbrechlichen Ware geladen, dem pi-hu-/i, das über das ganze Reich hin so sehr begehrt wird und geschätzt ist wie Edelstein. Das wird den Frauen recht sein, und dem reichen Chao Chu, dem Bankier (2. 31), sicherlich nicht minder, denn er ist ja ein besonderer Liebhaber davon. Aber er hat es dazu — denn die Sächelchen sind auch so teuer wie Edelstein, und die Händler verdienen viel Geld damit. Doch sie wissen auch zu leben, und ihr eigenes Geld ist zwar aus Blei (Taf. 3, I, Fig. I), aber es hat einen guten Klang im Grenzland, ja die dicken Münzen aus Ta-ts'in (s. Nachträge), womit sie zuweilen bezahlen, nimmt man selbst drinnen im Reiche noch an. Nun ziehen sie durchs Tor, gerade da auch die andern auf den Markt einbiegen. Das wird ein Gedränge geben! Und ob es diesmal überhaupt möglich ist, sie alle in der Herberge unterzubringen? Zumal auch der auswärtige Beamte, der gestern über den See gekommen ist (2, 2) — dort liegt noch das Boot des Kün ,dun an der Landungsbrücke (2, I o) — zumal auch der hier abgestiegen ist und mehrere Zimmer belegt hat. Richtig: da staut es sich schon vor der Karavanserei! Kamele quieken, Pferde beißen und stampfen und die Treiber gestikulieren und schreien: mongolisch, türkisch, tibetisch schwirrt es in Ruf und Scheltwort durcheinander, dann wieder hörst du die weichen Laute des indischen Mischidioms, das die lingua franca der Händler im Tarim zu sein scheint; dazwischen erklingt die lispelnde, gehackte Redeweise von den Ufern des Yang-tze oder der breitere behagliche Akzent von Shansi, und auch die versammelten Zuschauer bleiben natürlich nicht stumm (welch ein barbarisches Chinesisch der wackere KünATa-sieh da radebrecht!) — es ist ein sinnverwirrender Lärm und Trubel. Aber dort naht sich der Kaufherr, der immer die indischen Briefe bekommt (i, 36; 2, I 2 I), er lädt sich mehrere der Khotanesen in sein Gehöfte ein; auch etliche andere, darunter die Mönche, die mitgekommen, werden von Gastfreunden abgeholt, und nun ebbt die Flut allmählich ab ; einer nach dem andern verschwindet unter dem breiten Herbergstor, und es ist leidlich Ruhe, bis man die Marktfahne aufhissen wird. —

So treibt sich ein farbenschillerndes Gewühl von Rassen und Nationalitäten in den engen Mauern um, und zwar durchaus nicht bloß an solchen Karawanentagen. Denn die ansässige Bevölkerung selber ist gemischt — so mannigfach und heterogen gemischt, so buntscheckig zusammengesetzt wie ihre Kultur. Schon der alteingewurzelte Grundstock — die Leute mit so „barbarischen" Namen wie Kün Na-sien oder Sha-ma (z, 19, 7; I, 5, I) — ist gewiß nicht mehr so unverfälscht türkischen Stammes, wie er das vermutlich ein halb Jahrtausend früher war, vor der Herrschaft der Hunnen, denn die hat sicherlich auch manch fremdes Reis neben manchem verwandten darauf gepfropft. Dann sind auf den Wellen des Handels indoskythische (2, 50; 2, 104) und khotanesische oder selbst indische' und wer weiß welch andere Elemente noch herangeschwommen

1 Sollte das aufgefundene braune Menschenhaar (H e d in II, 628) hierfür angeführt werden dürfen?