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0013 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 13 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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Besonders klar ist die vorgetäuschte Holzkonstruktion der Decke des Wihara 17 in Adschanta 1).

Um die diesen Felsenklöstern zugrunde liegende Wohnhausform beurteilen zu können, müßte man wissen, wie sie als Freibauten aufgeführt aussehen würden. Der springende Punkt liegt in der Frage: ist der mittlere Säulensaal als Hof anzusehen, wäre er also beim Freibau offen zu denken, oder ist er nicht nur deshalb ein bedeckter Raum, weil das bei der Ausführung als Höhlenanlage nicht anders möglich ist? Für den Hof hat sich, soviel ich weiß, bisher nur Gurlitt ausgesprochen 2), obschon das deshalb naheliegt, weil die im Gandharagebiet aufgedeckten großen Sangharamas oder Klöster tatsächlich Hofhäuser sind. Die übrigen Forscher haben aber allgemein bei den Höhlenklöstern stets den bedeckten Mittelraum angenommen, den Saal, die Halle, deren Stützen eine flache Balkendecke tragen. Fergusson sucht nachzuweisen, daß die Säulen erst verhältnismäßig spät im Saal erscheinen 3). Er macht darauf aufmerksam, daß der Mittelraum der ältesten Klöster, wie der Wiharas 12 und 13 in Adschanta, des Nahapana-Wihara und der Sri Jadschna-Grotte in Nasik, stützenlos ist und daß dann zunächst vier Stützen im Quadrat gestellt auftreten (Wihara 11, Adschanta), dann zwölf (Wihara 2, Adschanta) und mehr, die in einem Ring um die Saalmitte stehen, und daß erst zuletzt Stützen innerhalb dieses von einer Ringhalle umzogenen Raumquadrates vorkommen wie beim großen Wihara in Bagh (Abb. 2). Die namentlich bei älteren Höhlenklöstern begegnende Stützenlosigkeit hängt meines Erachtens damit zusammen, daß es im Felsen möglich war, größere Deckenflächen ungestützt zu lassen und daß man deshalb die Stützen wegließ. Wenn es Freibauten gab, die den Höhlenklöstern als Vorbild dienten, so konnten in ihnen die Decken nicht ohne Stützen über den Mittelsaal gelegt werden, wenigstens nicht, wenn es sich um ähnliche Abmessungen wie bei den erwähnten säulenlosen Wiharas von Nasik handelte 4). Nahezu 20 m freiliegende Balkendecken sind konstruktiv ein Unding. Der Säulensaal muß also auch den freigebauten Klöstern dieser Art eigen gewesen sein, wenn es in der Tat ein solcher und nicht ein Hof war.

geschlossene, massige Mauerkörper begrenzt wird. In Abb. 3 habe ich versucht, ein solches freigebautes Kloster darzustellen und dabei die Front des Nahapana-Wihara in Nasik zugrunde gelegt. Das Fassadenmotiv ist in der

4i?

Abb. 3. Wihara als Freihau.

Auf Grund der Front des Nahapana-Wihara in Nasik.

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Abb.-2.1 Grosser Wihara_in Bagh.

Nach_Fergusson.

Löst man nun ein Kloster, wie die in Abb. 1 und 2 gegebenen, aus dem Felsen heraus, so erhält man einen ziemlich flachen kubischen Bau, der auf der Eingangsseite eine sehr eindrucksvolle, symmetrisch angelegte Front besitzt. Ihre Hauptwirkung beruht darauf, daß die breite Halle mit ihren offenen Interkolumnien an beiden Seiten durch

antiken Baukunst Vorderasiens sehr alt. Koldewey hat im nordsyrischen Sendschirli Bauten mit solchen von geschlossenen Mauerflanken gefaßten Hallenfronten ausgegraben und sie mit den von den Assyrern als solche benannten „Nilanis des Hettiterlandes" zusammengebracht 1). Er hat auch auf das Weiterleben dieser Breithausfront, wie er sie im Unterschied zur schmalstirnigen Giebelfassade des Griechentempels kennzeichnet, in der gesamten Baukunst Vorderasiens hingewiesen 2), wie es unlängst Oelmann auf breiterer Basis und weiter ausholend getan hat 3). Swoboda hat diese Front in der römischen Villenarchitektur wiedergefunden und ihr den Namen „Portikusvilla mit Eckrisaliten" gegeben. Er verfolgt ihr Weiterleben in der mittelalterlichen Palastarchitektur des Abendlandes und spricht die Vermutung aus, sie möge in hellenistischer Zeit aus dem Bestand der orientalischen Baukunst übernommen worden sein, von den Vorhallen der Achaemenidenpaläste, der Apadanas und Tatscharas in Pasargadae und Persepolis 4). Aus Persien ist diese breitstirnige Hallenfront mit den flankierenden Mauerstreifen auch nach Indien gekommen — zusammen mit der persischen Säule und zusammen mit der ganzen Hausform. Zum Vergleich stelle ich in Abb. 4 das Tatschara, den Wohnpalast des Darius, neben die Wiharas aus Adschanta und Bagh (Abb. 1 und 2) : hier wie dort die von geschlossenen Räumen beiderseits begrenzte breite und wenig tiefe Säulenvorhalle, aus der man den großen zentralen Säulensaal und von diesem aus die herum-gelagerten Wohnräume betritt. Namentlich die Quadratform des Saales ist es, die für diesen Zusammenhang ausschlaggebend ist, sie und die in Indien in den drei vorchristlichen Jahrhunderten verbreitete Form der Säule mit dem von einem Rücken an Rücken lagernden Tierpaar bekrönten Glockenknauf, dessen Zusammenhang mit dém aus Persepolis bekannten Kapitell längst anerkannt ist. Die Übereinstimmung der indischen Wiharas mit den Palästen der Achaemeniden erscheint mir so schlagend, daß die Frage, ob der Säulensaal der ersteren eigentlich als Hof aufzufassen sei, durch sie hinfällig wird. Es fragt sich nur, ob das „m e d i s c h e Hau s", dessen Entwicklung zum Palast mit dem vielsäuligen Quadratsaal in Persepolis vor uns steht, nicht auch sonst nach Indien eingedrungen ist, ob es nicht die Hausform ist, die die einwandernden Arya bereits nach Indien mitbrachten, und die im Verlauf der spä-

  1. Abgeb. b. Fergusson, Hist. Ind. Arch. I, Fig. 109 u. 110.

  2. Cornelius Gurlitt, Geschichte der Kunst 1902, Bd. I, S. 205.

  3. Hist. Ind. Arch., I, S. 180 ff.

  4. Grundrisse bei Fergusson, Hist. Ind. Arch., Fig. 102 und 105.

  1. Koldewey, Ausgrabungen in Sendschirli, II, Berlin 1898, S. 137 ff.

  2. A. a. O., S. 191 f.

  3. Oelmann, Nilani und Liwanhaus. Bonner Jahrbücher, Heft 127 (1922), S. 189 ff.

  4. Swoboda, Römische und romanische Paläste. Wien 1919, S. 84.

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