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0036 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 36 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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der Rau in seiner Zeit doch nicht gar so ernst und düster aus wie seine Ruine und wie die Tughlakbauten heute insgesamt. Der sie kennzeichnende äußerst harte, dichte, schwarze Putz hatte ursprünglich einen warmen, hellockerfarbigen Ton. Man muß sich also die großen Flächen in dieser Farbe denken, die offenbar die des gelblichen Sandsteines ersetzen soll, die Gliederungen aber wie den Quadersockel aus rotem Sandstein und grauem Kalkstein.

Sieht man den Bau von dem heute zu dürftigen Tümpeln zusammengeschrumpften See aus, so erscheint er mächtig und monumental, und man ist erstaunt, wie die Maße zusammenschrumpfen, wenn man die kleinen Innenräume und Hallen betritt, deren Arkadenbogen wenig mehr als 3 m Scheitelhöhe besitzen. Es sind dieselben Mittel, mit denen dem Palast zu Ranod der Ausdruck monumentaler Größe verliehen wurde.

3. Hindupaläste des 15. Jahrhunderts.

Viele stolze Burgen krönen die Felsberge Radschputanas und anderer Landschaften Hindustans und manche bergen noch die Paläste der alten Radschas und Thakors des Mittelalters. Sie sind als Bauwerke größtenteils sozusagen unbekannt, und außer Tod und Rousselet hat ihnen kaum jemand Beachtung geschenkt, und auch diesen dienen sie nur als Staffage ihrer Schilderungen von Land und Leuten. Auf den Burgfelsen von Tintui, Biana, Komulmir und Bundi stehen noch die mittelalterlichen Schlösser, zum Teil in späterer Zeit umgebaut, verändert und erweitert, zum Teil seit Jahrhunderten in Ruinen liegend. Ich kann nicht daran denken, hier eine Lücke in der mittelalterlichen Baugeschichte Indiens auszufüllen. Es ist das eine Aufgabe, die man auf einigen flüchtigen Besuchen nicht lösen kann. Hoffentlich löst sie das Archaeological Survey, ehe es zu spät ist, denn leider scheint es, daß auch in Indien das Fieber des Burgenumbaues die Nachfahren ergreift und künftigen Forschern einen gefälschten Stoff hinterläßt. Ich kann nur Stückwerk geben und muß mich auf zwei der bekannteren Schlösser beschränken, Tschitorgarh und Gwalior.

Aus dichtem Dschungel recken sich die grauen gefurchten Wände des langgestreckten Tafelberges, der die alte Radschputenfeste T s c h i t o r g a rh trägt, an 150 m empor über den Talgrund und die kleine Stadt Tschitor mit ihren engen gewundenen Gassen. Lange Züge mächtiger Mauern mit runden Türmen krönen den Berg. Einst trug er eine große Stadt, von der es heißt, sie habe 84 Basare gehabt, viele Schulen für Kinder und für jede Art von Wissenschaft, Gelehrte und alle achtzehn Arten von Künstlern, ihre Kornhäuser seien voll gewesen und ihre Zisternen und Brunnen von Wasser übergeflossen. So wird Tschitorgarh, die stärkste der .,vierundachtzig Burgen des Radschputenlandes", die Hauptstadt von Mewar und seinen Maharanas, im 9. Jahrhundert beschrieben 1).

Sieben Tore, die den langen steilen Aufweg hinter-

einander sperrten, muß man durchschreiten, ehe man durch das oberste, das Ram Pol, die wellige Felsplatte betritt, die ein malerisches Ruinengewirr von Tempeln, Paliisten und anderen Bauten, großen in den Fels gehauenen Zisternen, in üppigen Baumwuchs gebettet bedeckt. Dazwischen liegen verstreut die Hütten der wenigen Bauern, die die spärlichen Felder und Gartenflächen bestellen.

Tschitorgarh wurde 1568 nach verzweifelter Ver-

teidigung von Sultan Akbar erobert und liegt seitdem verlassen. Der Sitz der Regierung wurde damals nach Udaipur verlegt. So gibt die Eroberung der Felsenfeste, bei der die ganze Besatzung von 8 000 Mann fiel, nachdem sie Frauen und Kinder verbrannt hatte, einen zeitlichen Festpunkt, nach dem keine bedeutenden Bauten

1) Tod, Rajasthan, II, London, 1832, S. 757,

mehr aufgeführt wurden. Ein größerer Teil der Ruinen gehört aber noch ins 15. Jahrhundert, so die bedeutendste und in ihrer Anlage noch einigermaßen erkennbare, die als Palast des Kumbha Rana (1418 bis 1468) gilt, des Erbauers des bekannten prachtvollen Dschai Stambha, des Siegesturmes, den er zum Gedächtnis an seinen Sieg über Sultan Mahmud von Malwa auf dem Felsen von Tschitor errichten ließ, und des großen Tempels zu Ranpur am Fuß seiner Burg Komulmir.

Ich gebe in Abb. 29 einen von Williams aufgenommenen Plan der Gesamtanlage nach Fergusson. Tafel 7 gibt die am besten erhaltenen Teile nach einer Aufnahme, die ich 1912 gemacht habe. Sie stimmt, wie man sieht, mit dem Williams'schen Plan, den ich damals zum Vergleich hatte, nicht in allen Teilen überein. Die südwestlich gelegenen Teile auf Williams' Grundriß, 1, K und N konnte ich mit den noch stehenden Bauten nicht in Übereinstimmung bringen, doch fehlte mir die Zeit zu einer Neuaufnahme.

Durch das zweitürmige „Sonnentor", das Suradsch Pol, betritt man einen großen, unregelmäßig rechtwinklig begrenzten Hof, an dessen Ostseite ein verfallener Trakt niederer Räume liegt. Ein Raum gilt als Stall für das Kampfrhinozeros, denn auf diesem Hof fanden, wie es heißt, die an indischen Fürstenhöfen so beliebten Tierkämpfe statt. Südlich liegt ein großes, in den Felsen gehauenes Wasserbecken.

Der Hauptteil des Palastes schiebt sich als langrechteckige Baugruppe von Nordwesten in diesen großen Hof hinein. In der Achse des Suradsch Pol öffnet sich der unscheinbare Eingang und führt durch einen langen, von verfallenen Hallen und Mauern begrenzten breiten, offenen Gang in den Hof H, der die Verbindung zwischen den einzelnen Teilen des Palastes vermittelt. Ein zweiter Zugang auf der Nordseite wird unmittelbar von außen über eine steilansteigende Rampe erreicht, die von einer Quelle heraufkommt. Er führt in eine Halle mit Krippen, in der wohl die Leibrosse des Maharana standen oder in der die Besucher ihre Begleiter und Pferde lassen konnten.

Nach Osten stieg man auf einer Treppe hinauf zum Hof des Suradsch Gokhra, des „Sonnenerkers", wo der Maharana seine Vertrauten empfing. Wie der den Hof im Westen begrenzende Bau, der eigentliche Suradsch Gokhra, im einzelnen aussah, läßt sich ohne Aufräumungsarbeiten schwer sagen, zumal da durch moderne Wiederherstellungsarbeiten der alte Zustand stark verschleiert worden ist. Auf einem überwölbten Untergeschoß, das wohl als Serdab den Bewohnern an heißen Frühsommertagen eine kühle Zuflucht bot und zu dem sie auf einer Treppe an der südlichen Hofseite hinabstiegen, liegt eine Plattform (C auf Abb. 29), um die sich hufeisenförmig eine Raumgruppe legt. Sie setzt sich zusammen aus einem schmalen Hinterraum mit Fenstern und einem Mittel-