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0079 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 79 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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enge steile Treppe emporsteigt und hier oben über seinen Ländern thronend seine Verwandten und Lehnsmannen empfängt.

In der alten, seit 1728 verlassenen Hauptstadt A m b e r, die Sawai Dschai Singh II. aufgab, um Dschaipur zu gründen, steht das Schloß der Katschwahafürsten. Seit Akbars Tagen hatte dies Radschputengeschlecht die engsten Beziehungen zum Mogulhof, floß doch in Dschehangirs Adern zur Hälfte Katschwahablut. Die Radschas von Amber stellten durch Generationen die Führer des Reichsheeres. Sie besaßen Schlösser und Gärten in Delhi und Agra. So war der Garten, in dem Schah Dschehan seiner Gattin Ardschumand Banu ihr weltberühmtesMausoleum erbaute, ursprünglich Eigentum Dschai Singhs von Amber. So ist es erklärlich, daß die Hofkunst, wenn irgendwo, in Amber Fuß faßte, dessen Fürst nicht nur den Ehrgeiz und die Mittel hatte, sich ein Schloß zu bauen wie sein kaiserlicher Vetter, sondern durch seinen ständigen Aufenthalt am Hof auch an die andere Wohnweise gewohnt war.

Unter dem Schutz der alten Burg, die es auf steilem Felsen überragt, baut sich das Amberer Schloß von Nord nach Süd in vier Stufen ansteigend auf einem Hügelrücken auf, dessen baumbestandenem Fuß ein kleiner künstlicher See bespült (Tafel 79). Der langgestreckte Bau ist wie der Udaipurer Palast nicht auf einmal entstanden. Von Man Singh, der gleich seinem Onkel Bhagwan Das Akbars Heere führte und als erster Bauherr genannt wird, dürfte ein Wesentliches des nördlichsten Teiles stammen. Das einfach schöne Tor, zu dem der Aufweg durch Wehrbauten geschützt im Zickzack hinaufführt, und die Rundtürme weisen auf das 16. Jahrhundert, wie auch die Umbauung des südlichsten am höchsten gelegenen Teils (links auf Tafel 79), aus der ebenfalls von Tschhatris behelmte Rundtürme heraustreten und hinter der ein zurückgestufter Bau mit bekrönender Kuppel sichtbar wird. Heute befindet sich hier, wie ich mir sagen ließ, ein Altersheim des Dschaipurer Senana, das dem Fremden unzugänglich ist, doch hat der Bau wohl von Anfang an das Frauenhaus umschlossen. Die dazwischen liegenden beiden Höfe, von denen ich auf Tafel 78 einen Grundriß gebe, sind in späterer Zeit entstanden, wenigstens die sie jetzt umstehenden Bauten. Es sieht indessen so aus, als hätten Man Singhs Nachfolger, sein Neffe Dschai Singh I. insbesondere, diese Teile anstelle von älteren, die der gleichen Bestimmung dienten, erbaut, denn die Gesamtanlage erscheint in ihrer Folge von vier Teilen organisch gefügt und einheitlich geplant. Es folgen sich von Norden nach Süden in Terrassen übereinander aufsteigend der Vorhof mit Ställen, Küchen und Dienerwohnungen, der Repräsentationshof mit der Durbarhalle oder dem Diwan-i-Am, wie man in Amber persisch sagte, die Privatwohnung des Fürsten mit Räumen für den Verkehr mit seinen Verwandten und Freunden und schließlich das Senana, das seinen besonderen Ausgang zum See hinunter hat.

Aus dem langgestreckten Vorhof steigt man aus der Südwestecke eine von Tschhatris flankierte schöne Freitreppe hinauf (Tafel 79 unten) und gelangt durch einen dreiräumigen Torbau mit hohem Portalbogen auf den Terrassenhof des Diwan-i-Am (Tafel 80). Dieser ist — wie in den Mogulpalästen -- ein dreiseitig freier offener Hallenbau, der von Westen in den Hof hereintritt, allerdings nicht wie in jenen mit einer Breitfront, sondern mit einer Schmalseite. Besondere örtliche Verhältnisse können zu dieser Abweichung veranlaßt haben. Man mag sich aber vielleicht erinnern, daß der Versammlungsraum im altindischen Palast ebenfalls aller Wahrscheinlichkeit nach keine Breithalle, sondern eine Langhalle war. Daß eine

Überlieferung bis ins 17. Jahrhundert lebendig blieb, ist nicht unmöglich, zumal der Diwan-i-Am mit den alten Tschaitjahallen noch etwas anderes gemein hat: er ist dreischiffig und das wesentlich breitere Mittelschiff ist mit einer abgewalmten Tonne gedeckt (Tafel 81), während die rechteckigen Joche des Umgangs flache Decken haben (Tafel 83 unten). Die Stützen — in der Außenreihe zweisäulige, an den Frontecken viersäulige Bündelpfeiler, in der Innenreihe einfache Säulen — haben die bereits beschriebene Form, die uns schon an Akbars Bauten begegnet und für Schah Dschehans Zeit typisch wird (vgl. Tafel 55, 56; 75 und 76). Sie tragen über Sätteln mit Elefantenköpfen das steinerne Gebälk, das die an der am meisten beanspruchten Mitte beiderseits stehen belassene Verstärkungsplatte kennzeichnet. Den umlaufenden Tschhadscha stützen Konsole, wie sie sich im Roten Palast zu Agra ganz ähnlich finden, je eines über jeder Säule, an den Ecken über den Bündelpfeilern fünf zu einer reichen Gruppe vereint. Über dem Tschhadscha folgt die KangaraAttika. Sie ist durch den üblichen Kantstab geteilt, aus dem die steinernen Ringe zur Befestigung der bei besonderen Gelegenheiten den Hof beschattenden Zelttücher herausstehen. Eine über mannshohe Schirmwand mit einfachen Dschaligittern umschließt die nächtlichen Versammlungen dienende Dachplattform. Sie drückt schwer auf der Stützenstellung, die gleichwohl dieser Last gewachsen scheint.

Der Hallenbau des Diwan-i-Am steht vor einer symmetrisch angelegten Raumgruppe mit zwei hintereinander-geschalteten mittleren Breiträumen, deren vorderer von zwei schmalen, durch drei Türen mit ihm verbundenen Beigelassen flankiert wird. Achtecktürme treten nach rückwärts beiderseits vor die Außenmauer des Palastes. Denkt man sich den Diwan-i-Am weg und öffnet die Front des Saales 2 als Tibari, so hat man genau die gleiche Raumgruppierung wie im Suradsch Gokhra in Tschitorgarh' ), und es entspricht der dort beobachteten Art, wenn sich an diesen symmetrisch gefügten, in sich geschlossenen, selbständigen Baukörper beziehungslos eine Säulenhalle (8) legt, die den Hof weiter nach Süden hin begrenzt. Im Hof werden keinerlei Achsen aufgenommen. Weder öffnet sich der Eingang der Frontmitte des Diwan-i-Am gegenüber, noch entsprechen sich sonst irgendwie die östliche und westliche Hofwand. Die Südwand des Hofes endlich baut sich völlig symmetrisch mit einem mittleren Tor auf, an das sich zweigeschossige Hallenflügel anschließen, aber auch diese Symmetrieachse wird weder vom vorliegenden Hofraum noch vom Hallenbau des Diwan-iAm aufgenommen.

Zu dem schönen Südtor (Tafel 81), das im Schema von Akbars Palastportalen sich mit einer überwölbten Bogennische zwischen gestockwerkten Flanken mit Dschharokas aufbaut, bereichert um eine dreijochige, vergitterte Galerie im Obergeschoß und bekrönt von einem Tschaitjadach mit flankierenden Kuppeln, führt eine Freitreppe mit halbachteckigen Stufen empor. Über der Zackenbogentür sitzt im Nischengrunde das Bild des glückspendenden elefantenköpfigen Gottes Ganesch, nach dem das Tor benannt ist.

Durchschreitet man den in doppeltem Knick geführten Torweg durch den Kuppelraum 12 und den Wächterraum 14, so gelangt man in den Gartenhof, den die Wohnräume des Fürsten umgeben. Man wird aber getäuscht, wenn man glaubt — und das tut jeder —, die durch das Tor gegebene Achse bestimme nun diesen Hofraum. Er ist zwar achsenrecht angelegt, aber auf einer Ostwest-

1) S. o. S. 26.

Io*