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0018 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 18 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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richteten buddhistischen Kirchen. Eine von ihnen steht in Ter im Gebiet des Nisams von Haidarabad, ein kleiner,

etwa 8m langer Bau aus Backsteinen mit einem als falsches

Gewölbe aus vorkragenden Schichten gebildeten Tonnendach (Abb. 11). Die andere, ein ähnliches kleines Gebäude,

hat sich bei Tschesarla im Stromgebiet des Kistna in der

Provinz Madras erhalten 1). Beide Bauten sind allerdings einschiffig, stützenlos also. In Tschesarla sind aber an der

Innenwand Pilaster vorhanden, die auf die vorschwebende Dreischiffigkeit hindeuten könnten. Der Querschnitt ist nämlich basilikal, d. h. der untere Teil der Bauten ist

breiter als der obere, der das Tonnendach trägt, wenn das auch hier dadurch bedingt wird, daß die Mauern unten

wesentlich stärker sind als oben. Der Übergang wird

durch ein Pultdach von halber Tonnenform vermittelt, das in diesem Falle beim Massivbau ein von Untergliedern ge-

stütztes starkes Gesims geworden ist, die Form, die der

Tamilbaumeister heute „Kabodam" nennt). Es ist aber das Pultdach des Holzbaues, das man als Halbtonne mit in

den Felsen eingenuteten Sparren die Seitenschiffe der

Höhle Adschanta 10 3) und anderer Höhlentschaitjas bedecken sieht. In Ter und Tschesarla hat man offenbar die

gewohnte Erscheinung des Baukörpers nicht vermissen

wollen und diesem den Anschein der basilikalen Gestaltung gegeben, obwohl sie, des kleinen Maßstabes und des Bau-

stoffes wegen — Backstein statt Holz — nicht durchgeführt

werden konnte. Es gibt nun aber eine freigebaute Tschaitjahalle, die dritte und letzte erhaltene, die ganz

anders aussieht. Beim Stupa von Santschi steht die Ruine

des kleinen Baues, eine offene Halle, von zwei Säulenreihen gebildet und ursprünglich mit dem Tonnendach be-

deckt, an die sich ein halbrund geschlossener „Langchor"

anschließt 4). Wenn man sich diese Form vor Augen hält und dann die ihrer einstigen hölzernen Frontwand be-

raubte Höhlenkirche von Bhadscha ansieht (Abb. 10),

so meint man auch hier eine solche nach den Seiten offene, tonnengedeckte Säulenhalle vor sich zu haben, die in die

Felsenhöhle hineingeschoben ist. In der Tat läßt die Frontbildung der älteren Felstschaitjas nicht auf die Dreischiffigkeit des Innenraumes schließen.

Diese Erwägungen sind von Wichtigkeit, wenn man darangeht, sich die den buddhistischen Höhlentschaitjas zugrunde liegenden hölzernen Bauten vorzustellen und nach deren Vorstufen zu suchen.

Wie sah das Haus aus, von dem die Entwicklung ausging? Soll man es sich als eine lange offene Pieilerhalle mit Tonnendecke vorstellen — an einem Schmalende geschlossen — oder als dreischiffigen basilikalen Raum? Die Unstimmigkeit, die sich in Karli zwischen dem tatsächlichen Raumgebilde und der an der Giebelwand dargestellten Dachkonstruktion feststellen läßt, mahnt zur Vorsicht. Man darf kaum ohne weiteres den Höhlenraum in einen hölzernen Freibau übersetzen wollen, so holzmäßig er auch in seiner Architektur aussehen mag. Es dürfte konstruktiv kaum möglich sein, den Tschaitja von Karli als hölzernen Freibau hinzustellen. Der Schub des Bohlensparrendaches, der durch keinerlei Binderbalken aufgehoben wird, muß freistehende, nicht in den Boden eingerammte Stützen, wie sie in Karli und den übrigen jiingeren Felstschaitjas angenommen sind, einfach auseinanderdrücken.

Die Reliefs von Santschi und Barahat geben eine ganze Reihe von Gebäudedarstellungen, deren wesentlichste Teile solche mit Tonnendächern gedeckte Langhäuser sind. In Barahat ist ein dreigeschossiges Gebäude abgebildet (Abb. 12). Man erkennt unten eine Pfeilerhalle, darüber ein zweites Geschoß, auf dessen umlaufende, durch ein Geländer abgeschlossene Galerie man aus dem Innern durch drei große, von Bogengiebeln gerahmte Rundbogentüren treten kann. Dieses Geschoß wird abgeschlossen durch ein Pultdach in Gestalt einer Halbtonne. Darüber wächst — auf schmälerer Fläche, also zurücktretend — ein drittes Geschoß auf, ein wie die Tschaitjahallen mit einem Tonnendach bedeckter Langraum, aus dem man durch Türen wieder auf einen Balkon gelangen kann. Ganz entsprechend bauen sich die Häuser der Städtedarstellungen auf den Reliefs von Santschi, namentlich denen des östlichen Torans, auf (s. Abb. 14, 18, 19 und 20). Dem Tschaitjaquerschnitt von Ter und Tschesarla entsprechen auf dem Relief von Barahat die beiden obersten Geschosse. Sie müßten also als eins auf-

Abb. 12. Rundbau und dreistöckiger Palast auf einem Relief aus Barahat.

I) Siehe Fergusson, Hist. Ind. Arch. I, S. 127, Fig. 50 bis 52.

  1. Ram Raz, Essay on the architecture of the Hindus. London, Parker 1834, S. 23; Kapota = Tauhenkopf.

  2. Fergusson a. a. O. Fig. 72.

  3. Fergusson a. a. O. Fig. 47.

zufassen sein und einen dreischiffigen basilikalen Raum umschließen, da der schmälere obere Teil selbstverständlich von Stützen oder Wandteilen getragen werden muß. Dagegen spricht aber die umlaufende Galerie, die man offenbar durch Türen aus dem Tonnenraum betreten kann, wenn es sich nicht um sinnlos gewordenen architektonischen Schmuck handelt. Es ist also zwischen den beiden obersten Geschossen eine Decke anzunehmen, das Gebäude ist in der Tat dreigeschossig.

Man kann nun, hiervon ausgehend, der Meinung sein, auch die dreischiffige Tschaitjahalle gehe von einem zweigeschossigen Bau aus, einer Pfostenstellung, die auf einer Plattform ein Haus mit Tonnendach getragen habe; die Decke sei in Wegfall gekommen, als der Bau, sei es als Königshalle, Versammlungshaus oder Kirche, großräumig werden mußte. In der Tat hat die Tschaitjahalle in Tschesarla eine Flachdecke, die auf den erwähnten Pilastern aufliegend den Tonnenraum oben vom unteren Raum scheidet, und wenn man weitergeht, mag man in den Emporen und Altanen der Felstschaitjas die Reste der ursprünglichen Decke sehen wollen. Diese Annahme, die Kurt Sommer 1) mir gegenüber ausgesprochen hat, ist

i) Ich deute mit seinem Einverständnis hier nur den Kern der Frage an, fiber die er sich demnächst ausführlich äußern wird.