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0082 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 82 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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trifF'44-4.

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gepflegt oder, wie der Hajat I3akhscll in Delhi, von den Engländern wiederhergestellt. Eine der besterhaltenen Tschar Bagh-Anlagen großen Stils geht indessen doch auf einen Hindufürsten zurück.

In I_) i g , wo der Dschat Badan Singh sich den erwähnten Wohnpalast als zweihöfigen Bau alter radschputischer Art gebaut hatte, legte sein Sohn Suradsch Mall, der seine räuberischen Stammesgenossen zu einer dem sinkenden Kaisertum der Großmoguln gefährlichen Macht vereinigte, den durch das Schwert erworbenen Reich-turn in großartigen Gartenpalästen an. Suradsch Mall war nicht der dschatische Raubritter gewöhnlichen Schlages. Er hatte seine Erziehung am Hof zu Dschaipur genossen, damals der Mittelpunkt für höfische Bildung in Vorderindien. Er kannte Dschai Singhs II. neuen Palast in der nach regelmäßigem Plan erbauten Stadt mit seinem großen Garten, hatte als Lehnsmann des Mogulkaisers dessen üppige Residenzen gesehen und war 1753 als Eroberer in Delhi eingezogen. So ist es begreiflich, daß der neu zur Macht Gekommene versuchte, es dem Kaiser auch im Bauen gleichzutun, ihn womöglich zu übertrumpfen.

Den Plan der Gesamtanlage gibt Tafel 871). Der Tschar Bagh liegt zwischen zwei großen regelmäßig begrenzten Wasserflächen, dem Katscha Talao `2) im Westen und dem bereits von Rup Singh, einem Onkel Suradsch Malls herrührenden Rup Saugar. Flache Kanäle mit Springbrunnen, beiderseits gefaßt von erhöhten plattenbelegten Gangbahnen, vierteln die Fläche und kreuzen sich in der Mitte in einem großen achteckigen Becken. Die tiefliegenden Viertel werden durch Doppelwege, die schmale Beete zwischen sich fassen, abermals geviertelt, sodaß der Plan also dem des Hajat Bakhsch auf der Burg in Delhi genau entspricht. In den durch die Kanäle und ihre Springbrunnenreihen gegebenen Hauptachsen erheben sich am Gartenrande mannshohe Plattformen, die die Bhawans, die Ga: tenhäuser tragen. Das größte, der Gopal Bhawan 3), ein dreigeschossiger Bau mit vielen Zimmern und Sälen und einer vorgebauten Halle, steht im Osten am Rand des Katscha Talao, in dessen Fluten sich seine Rückfront spiegelt, flankiert von zwei kleinen, die wie die im Delhier Hajat Baksch die Namen Bhadon- und Sawan Bhawan führen 4). Diese Dreigruppe — die von Bangaldars bekrönten Seitenbauten und der höhere flachdachige Mittelbau — wiederholt im großen das Motiv des Chas Mahal in Agra und der ihn flankierenden „Goldenen Pavillons". Dem Gopal Bhawan gegenüber schiebt sich der Kescho Bhawan, eine kleine quadratische, allseitig offene Halle mit doppelter Säulenstellung, in den Rup Saugar hinaus, auf dessen Ufermauer sich beiderseits von ihm Pergolen entlang ziehen. In der Querachse steht im Süden der Kischen Bhawan und ihm gegenüber der Nand Bhawan, beide von ungefähr gleicher Größe und rechteckig im Grundriß. In diese Hauptanlage mit den vier Achsenbauten sind noch zwei andere Gebäude einbezogen. Wie man auf dem Plan Tafel 87 sieht, liegt auf der Westplattform zu beiden Seiten des Gopal Bhawan je ein kleiner Tschar Bagh, in dessen Ostwestachsen am Seerand der Bhadon und der Sawan Bhawan gestellt sind, während die Nordsüdachse auf einen weiteren Einzelbau am Südrand Bezug nimmt, den Suradsch Bhawan (Sonnenhaus), der seinerseits wieder einen anderen kleinen, von Bauten allseitig umfaßten

FL~

') Eine ausführliche Beschreibung gibt J. A. Devenish. The Bhawans or garden palaces of Dig. Allahahad 1903.

) Kein Fluß, wie La Roche irrtümlich schreibt. Indische Baukunst V S. 216.

3) (loyal = ein Name iiir Krisclma. ein Kuhhirt. ') S. eben S. 57.

ierungsgarten abschließt, den Hardeo 1) f3hawatl.

Aus dem Plan ist deutlich ersichtlich, daß die Absicht

bestand, die ganze Gartenanlage noch einmal im Norden zu wiederholen. Der Nand Bhawan steht nämlich nicht auf dem Rand. sondern inmitten seiner Plattform und ist selbst zweiseitig symmetrisch gestaltet. In der Tat hat man nördlich der so gegebenen Symmetrieachse auch mit dem Bau entsprechender Bhawans begonnen, deren Ausführung später unterblieb. Das Planbild stimmt, wie gesagt, mit dem des Hajat Baksch in Delhi überein, und auch die Abmessungen sind ungefähr dieselben, doch braucht dieser nicht als unmittelbares Vorbild zu gelten, da es sich uni ein ständig wiederkehrendes Schema handelt.

Die Architektur spielt in Dig eine bei weitem größere Rolle als in den Tschar Baghs der Moguls. Aus den in

diesen üblichen Hallenbauten von einfachem Grundriß sind in Dig zum Teil mehrstöckige Villen mit vielen Zimmern geworden. Der Gopal Bhawan zumal, den Tafel 88 in den Hauptrissen wiedergibt, ist in Planbildung und Aufbau wesentlich von allen bekannten Mogulbauten verschieden. Er umfaßt nicht weniger als 51 Säle, Zimmer und Hallen. Nach dem Garten zu tritt als Hauptraum eine große fünfjochige Halle von 26 m Frontbreite 8 m weit auf die Plattform vor und tieft sich um das gleiche Maß in den Baukörper ein. Sie ist der Durbarsaal. Die Gadi, das Sitzkissen des Fürsten, wurde in die Thronloggia in der Mitte der Rückwand gelegt (Tafel 91 unten rechts). Räume, in die sich derMaharadscha zurückziehen konnte, liegen hinter ihr. An die große Halle, deren Steinbalkendecken sieben Meter Freiliegen, und zwar doppelt übereinander, um eine wärmeabhaltende Luftschicht einzuschließen, legen sich beiderseits zweigeschossige Flügel mit sehr geistreich ausgeklügelten Grundrissen an: unten durchsetzt eine mittlere Folge von Säulenhallen, durch die die Luft vom See oder Garten ungehindert durchstreichen kann, den Bau, beiderseits gefaßt von geschlossenen Räumen; im Obergeschoß liegen um einen mittleren, zweiseitig durch Halbachtecknischen erweiterten Kernraum fast sauter Hallen, aus deren größter man in die Durbarhalle hinabsehen kann. Dieser entspricht nach rückwärts hinter dem „Fürstenzimmer" eine Halle, die auf zweigeschossigem Unterbau in den See hinaustritt. Da sie durch ihre Tiefe auch in der Höhenentwicklung gebunden ist, ist sie niedriger als die Durbarhalle und trägt zur Erreichung der Dachgleiche einen Obergeschoßraum. Der Gopal Bhawan ist also zum Teil ein-, zwei- und viergeschossig. Wenn die Fähigkeit, komplizierte Raumverbindungen aufzufassen, kennzeichnend für den Entwicklungsstand der Baukunst ist, so steht die Zeit um 1750 in Nordindien auf einer sehr hohen Stufe.

Vor dem Gopal Bhawan breitet sich, wie vor den

übrigen, nach dem Garten hin eine Plattform aus, die sich im vordersten Teil als Estrade auf Säulen über den Anfang lies Achsenkanals schiebt, so eine kühle Grotte bildend. Auf ihr steht in der Achse ein marmorner Bogen, in dem früher eine Schaukel, ein Hindola, hing (Tafel 90). Schaukeln galt und gilt in Indien für ein Hauptvergnügen, das sogar in den Kult Eingang gefunden hat. An bestimmten Festen werden die Bilder gewisser Götter, z. B. Krischnas, in ein Hindola gesetzt und geschaukelt. Der Bogen soll übrigens ein Beutestück aus Delhi sein wie die beiden Marmorthrone, die überschattet von zwei alten Mortschelibä.umen zu seinen Seiten stehen.

Die übrigen Bhawans sind zum Teil einfachere Raumgefüge. Der Grundriß des Kischen Bhawan ist auf Tafel 87 hinsichtlich der mir nicht zugänglich gewordenen Fliigel

') hardeo = liaridcwa.