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0037 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 37 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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erker nach dem großen Hof im Osten, zwei flankierenden, als Türme vorspringenden Achteckräumen und zwei Flügelräumen. Die Plattform, die so umfaßt wird, war zweifellos im hinteren Teil ursprünglich die Tibari oder Säulenhalle, während sie nach vorn, nach dem kleinen Hof hin, offen lag. Die zu einem indischen Haus notwendig gehörenden Teile, umschlossener Raum, Halle und offene Plattform, waren also vorhanden. Zum flachen Dach stieg man anscheinend auf einer jetzt verfallenen Wendeltreppe im nördlichen Achteckturm empor. Ein kleiner, tief liegender Raum mit Wasserabflul3 auf der Nordseite des Hofes war wohl das Bad oder der Abort.

Kehrt man in den Stalloder Eingangshof H zu-

dick, so steht man vor einem kleinen quadratischen, von viersäuliger gekuppelter Tschhatri mit

reich geschmückter Brüstung bekröntem Torbau, der den Zugang zu den Privaträumen des Schloßherrn vermittelt (Tafel 6 oben). Er öffnet sich nach Westen in einen langen offenen Gang, der wie eine Straße diesen Teil des Palastes durchschneidet und drei in sich geschlossene Hauseinheiten mit ihren Höfen (1 bis 4 auf dem Grundriß Tafel 7) scheidet. Im Westen biegt er auf einer Treppe absteigend nach Süden um zu einem tiefer liegenden, ganz verfallenen Teil, den Williams auf seinem Plan als Frauenhaus, als Se-nana, bezeichnet (G).

Aus dem Gang betritt man durch ein Höfchen (3) mit einem kleinen Tempel des elefantenköpfigen göttlichen Türhüters Ganesch den schmalen Nordhof 1, der sich vor einen dreistöckigen Bau legt. Der Kern dieses Hauses besteht im Erdgeschoß aus zwei quadratischen Räumen, die eine dreisäulige

Halle mit vorgelagerter Plattform zwischen sich fassen. Über diesem völlig symmetrischen Grundriß bal:t sich nun das Haus in Stufen unsymmetrisch auf (Tafel 6 unten). Im ersten Obergeschoß bleibt der Ostraum als Plattform oder Höfchen liegen, auf die sich die Tibari oder Halle nach Osten öffnete. Der Ansatz ihres Vordaches ist im Putz der Nordwand deutlich erkennbar. Im zweiten Obergeschoß bildete das Hallendach den Hof für den überkuppelten Westraum. AufTafel7 oben blickt man in den Kuppelraum, dessenFußboden eingestürzt ist, von unten hinein und sieht rechts die Hofecke mit der nördlichen Abschlußwand und dem Vordach über seiner Außenwand. Das untere Bild auf Tafel 6 zeigt den Bau von Süden und läßt das Aufsteigen der Dachhöfe von links nach rechts erkennen, das die nördliche von Fenstern durchbrochene Abschlußmauer mit ihrem Zinnen-

Nach Fergusson-Williams.

kränz in abgetreppten Absätzen mitmacht. Die Mehrzahl der Fenster, die man sieht, diente nicht zur Erhellung von Räulnen, sondern nur zum Ausblick von den Dachhöfchen, oder sie waren gar, wie das zweite rechts von dem hiibschen Dschharoka der obersten Plattform, praktisch völlig zwecklos, belebende Löcher in der Wand. An diesen Kernbau, der das Prinzip des indischen Stufenhauses siegreich über den altpersischen oder altarischen tirundrißgedanken zeigt, schließt sich nach Westen ein niedriger, eingeschossiger Anbau mit Mittelstütze, vielleicht die Küche. Ihm gegenüber liegt ein Abort mit Vorraum.

Im Osten legt sich an den Hof 1 ein kleineres Haus

mit seinem besonderen Hof (2), kleinen Zimmern an dessen Ostseite und einem größeren zweigeschossigen Einraumbau im Westen. Die Treppen, die die Geschosse verbinden, sind hier wie in den anderen Häusern größtenteils eingestürzt. Sie steigen steil, schmal und geländerlos an den Außenwänden empor oder winden sich als enge, dunkle Stiegen in den Mauern hinauf. Auf Bequemlichkeit der Treppen haben die Bewohner dieser alten Paläste sichtlich sehr wenig Wert ge

legt, ihre Nachfahren aber nicht viel mehr. Die Treppen im Palast des Maha-rana von Udaipur sind von beängstigender Enge und Steilheit.

Auf der Südseite des offenen Ganges liegt ein drittes Haus mit dem Hof 4. Sein Kernbau ist in der Planung anders geartet. Zwei gleichartige dunkle Räume mit Vorraum und Halle liegen, durch eine Wand geschieden, nebeneinander. Wieder entspricht dem symmetrischen Grundriß ein einhüftiger Aufbau. Für das erste Obergeschoß bildet die Plattform über

den beiden Tibaris den Hof für zwei quadratische Wohnräume, deren jeder seine Vorhalle hat. Im zweiten Obergeschoß bleibt der Ostraum liegen, nur der Westraum ist hochgeführt und trägt die bekrönende Kuppel. Man sieht diesen turmartigen Aufbau auf dem oberen Bild der Tafel 6 links neben dem Tor von Osten aus und auf Tafel 8 rechts von Süden aus. Rechts davon ist die Kuppel des Hauses vom Hof 1 sichtbar. Was sonst an Bauwerk um den Hof 4 liegt, sind eingeschossige, einfache, flachgedeckte, größtenteils verfallene Räume. Man wird darin Gelasse für Dienerschaft, Küchen, Vorratsräume und dergleichen sehen dürfen.

Wie und von wem die Einzelhäuser bewohnt wurden, läßt sich selbstverständlich nur mit Vorbehalt sagen. Williams bezeichnet auf seinem Plan (Abb. 29) den west-

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A = Suradsch Pol.

B = Rhinozerosstall.

C = Suradsch Gokhra.

D = Sringartschauri Mandir. E—F = Wohnpalast.

G = Senana.

H = Stallhof.

I—K = Palast des Thronfolgers.

L = Cisterne.

M = Burgmauer.

N = Verfallener Palast.

Abb. 29. Palast des

Kumbha Rana in Tschitorgarh.