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0040 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 40 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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30

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Abb°30a

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Abb. 30b

Abb. 30. Palast des Man Singh in Gwalior.

Grundrisse des Hof- und des Obergeschosses. Aufn. Reuther.

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wände in Einzelhöfchen geteilt war. Südlich dieses „Kavalierbaues" mit seinem Großen Hof, der zu festlichen Versammlungen gedient haben mag, liegt der Wohnbau des Fürsten, ein kleineres Rechteck mit drei gesonderten

Höfen, zwei größeren (A und B des Grundrisses), um die sich die Wohnräume ein- und zweigeschossig gruppieren, und einem kleineren C, den im Erdgeschoß schmucklose Pfeiler-hallen dreiseitig umgeben. Sie werden einem als Küchen gezeigt, und ich habe den Hof C auf meinem Grundriß deshalb als Küchenhof bezeichnet. Vom großen Hof führten zwei Eingänge in den Wohnbau : einer aus der Südwestecke, den Cunningham angibt und der jetzt vermauert ist, und ein zweiter aus der Südostecke in den Küchenhof. Der jetzige Zugang mit der Freitreppe, die außerhalb des Großen Hofes zur Nordwestecke des Wohnbaues emporsteigt, ist modern. Es muß aber noch ein dritter Eingang bestanden haben. In der Westmauer ist nahe dem südwestlichen Eckturm eine zugemauerte, rundbogig überwölbte große Öffnung erkennbar, durch die man in eines der Untergeschosse eintrat, um von hier auf einer Treppe nach oben zum Hof A zu gelangen (E). Der ganze Palast steht nämlich auf mehreren fensterlosen, völlig dunklen Untergeschossen, oder anders ausgedrückt: er ist ein mehrstöckiges Gebäude, dessen zwei

oberste Geschosse allein bewohnbar sind. Wenn man weiß, welche Ansicht der Inder über das Wohnen in vielstöckigen Häusern hat und wie er gerade die obersten Geschosse bewertet, nimmt es einen nicht wunder, wenn er Paläste aufführt, deren zahlreiche Untergeschosse keine andere Aufgabe haben, als das eigentliche Wohnhaus hoch emporzuheben, und selbst völlig totliegende Räume umschließen. In Gwalior diente das oberste dieser dunklen Geschosse, durch Treppen von oben zugänglich, als Serdab. Kleine Lichtöffnungen, die in der Außenwand

versteckt liegen, erleuchten die Randräume spärlich 1).

1) Mein Versuch, dieses Geschoss aufzunehmen, scheiterte, da tausende von Fledermäusen darin hausen, deren Kot den Boden fusstief bedeckt. Die Luft war derartig verpestet, dass mir der Aufenthalt unmöglich war und daß ich das Feld räumen mußte. Unter den im Schnitt Taf. 10 dargestellten Geschossen muß man sich also noch mindestens zwei Untergeschosse denken.

Auffallend ist es, wie unscheinbar und versteckt der Eingang in den Westteil des Wohnbaues, den Hof A, mit den

ihn umschließenden Prunkgemächern des Hauses angelegt

ist. Das zeigt deutlich den völlig privaten Charakter dieses

Palastteils. Der ganze üppige

    :.= r   Prunk mit farbigen Fliesen und

erlesener Steinmetzarbeit diente

nicht der Repräsentation, sondern dem Fürsten allein, der

sich in seinem allseitig ge-

schlossenen Haus sicher fühlen wollte. Drei größere Räume, 2,

5 und 7, umschließen den Hof A.

Sie öffnen sich alle in dreijochigen Pfeilerstellungen nach

dem Hof, sind also genau genommen Tibaris. Untereinander stehen sie nicht in Verbindung. Den Sälen 2 und 5 sind kleinere Nebengelasse angeschlossen, 5 außerdem noch eine schmale Galerie längs der südlichen Außenwand. Der große Saal 2 hat eine eigentümliche Einrichtung. Er wird, wie man das aus Grundriß und Schnitt (Tafel 10) ersehen kann, auf drei Seiten von einem engen Gang umzogen, aus dem man durch kleine, ehemals mit Dschalis vergitterte Fenster ins Innere sehen kann. Ähnlich ist der Raum 7 eingerichtet. Hier läuft der Gang aber als Empore über den ausgekragten Kapitellen der Wandsäulen um und kann über eine Treppe erreicht werden. Wiederum kann man, wenn man auf dem Boden der Empore hockt, durch zierliche Steingitter in den Saal hinuntersehen. Solche Gänge finden sich auch in anderen gleichzeitigen oder jüngeren Palästen, so z. B. im Dschehangiri Mahal auf der Burg in Agra 1). Sie dienten wohl dazu, den Damen des Senana die Teilnahme an Vorgängen, die sich im Raum abspielten, Tänzen oder den Vorträgen der Barden, ungesehen zu ermöglichen.

Zum Hof B gelangt man durch den Raum 8, an den sich als weitere Durchgangsräume 9 und 10 anschließen, die eine

2,0Verbindung nach dem Küchen-

3'   l   hof und nach der langen Ga-

lerie 19 und damit zum jetzt vermauerten alten Nordwest-

eingangdereinzelne herstellen. M konntee

also, was für die Bestimmung   n Teile an des ohn-

baues meines Erachtens von Belang ist, vomAußenhof durch den „Herrschaftseingang" nach dem Hof B gelangen, ohne durch den Hof A gehen zu müssen. Um den Hof B liegen

1) S. unten S. 41.

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