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0051 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 51 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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jetzt allgemein angenommen. Ob sich diese Annahme auf Quellen stützt, ,vermag ich nicht zu sagen. Stil und Bauweise unterscheiden den Dschehangiri Mahal nicht von den übrigen Bauten Akbars, weder von denen in Fathpur Sikri noch von seinem von ihm selbst begonnenen Grabpalast in Sikandra, während Dschehangirs Bauten in Labor wesentlich anders aussehen. Seinen Nebennamen „Roter Palast" trägt das Gebäude wie so manches andere nordindische Bauwerk wegen des prächtigen roten Sandsteins, aus dem es wie die Paläste von Fathpur Sikri erbaut ist.

Der quadratische Block kehrt seine Hauptfront nach Westen, eine von Achtecktürmen mit weißkuppeligen Tschhatris flankierte, im unteren Teil völlig geschlossene Wand, die eine durchlaufende, von einem Tschhadscha gedeckte, ausgekragte Galerie trägt, einen Gauk ("Tafel 45). In der Mitte tritt eine Portalvorlage mit abgeschrägten Ecken, die Horizontale des abschließenden Kangara überragend, aus der Front heraus. Im Grunde der hohen kielbogigen Tornische öffnet sich die verhältnismäßig niedrige Eingangstür. Die geschlossene Wand der Front ist in Felder und Bogennischen aufgeteilt, die durch Einlagen aus weißem Marmor gerahmt werden. Weißmarmorne geometrische Netzfelder über dem Portal verstärken mit ihrer dürftigen Strenge den etwas trocken akademischen Eindruck dieser Fassade. Etwas farbiges Leben bringen die gelben Bogenzwickel des Portals und die grünen und blauen Kacheleinlagen des Zinnenkranzes in das harte Rot-Weiß. Die Nordseite des Blockes ist eingebaut, die Südseite verfallen. Im Osten — nach dem Fluß hin — steht eine ähnliche, als Ganzes aber ungleich besser geglückte Schmuckwand mit einer bekrönenden Galerie über dem Quaderwerk der inneren Burgmauer (Tafel 50).

Durch das Portal tritt man in einen niedrigen Vorraum und aus diesem in eine iiberkuppelte quadratische Torhalle (1 auf dem Grundriß Tafel 42 und dem Schnitt Tafel 44) mit drei als Kielbogentonnen gewölbten Nischenarmen und gelangt weiter im Knick durch einen Gang in den quadratischen Haupthof A (Tafel 46). Der über dem unteren Geschoß der Hoffronten rings umlaufende 'I'schhadsclia erinnert sofort an die Höfe in Gwalior, und in den Hallenräumen 3 und 4, die sich auf der Nord- und Südseite mit fünfjochigen Pfeilerstellungen auf den Hof öffnen, erkennt man Verwandte der Räume 2 und 7 des Man Mandir (vergl. Tafel 10 und 17). Die Südhalle 4 des „Roten Palastes" hat, wie dort der große Saal 2, den Umgang, aus dem man durch Gitterfenster in den Raum hineinsehen kann (s. den Schnitt Tafel 42 rechts und Tafel 48 oben), im Erdgeschoß, während die Nordhalle 3 (Tafel 42 Schnitt rechts und Tafel 47 unten) den Umgang als Empore besitzt wie in Gwalior der Raum 7. Zudem ist die Deckenkonstruktion beider Räume im Grunde dieselbe. In Agra liegt sie nur offen. Man sieht die steinernen Streben, die die Decke abstützen wie im Mittelraum der Ankh Mitschauli in Fathpur Sikri, während in Gwalior durch eingelegte Steinplatten der Eindruck des geschlossenen Satteldaches erreicht wird.

Die den Hof A im Westen und Osten begrenzenden Raumgruppen sind, wie der Grundriß zeigt, symmetrisch angelegt, ein größerer Mittelraum, an den sich jederseits zwei weitere Zimmer anschließen. Auf der Westseite wird die Symmetrie durch den Eingangskorridor gestört. Die Ostgruppe hingegen ist völlig symmetrisch, ein großer, im mittleren Teil flachgedeckter Mittelsaal 5 mit überwölbten Armen an zwei Seiten, aus denen man in zwei weitere Gemächer gelangt, ein kleineres zunächst und dann je ein

größeres, alle mit einem überwiilhten exedrenartigen Arm, der die Raumrichtung um 90 ° dreht.

Die drei mittleren Räume haben nach Osten Vorhallen, die sich auf den Osthof B öffnen. Die des größeren Mittelsaales 5, der sogenannten Bibliothek, ist eine zweisäulige Tibarihalle (10), die der Seitengemächer 6 und 8 sind tiefe rechteckige überwölbte Nischen (11 und 12), Liwane, wie sie in den islamischen Mittelmeerländern heißen (Tafel 49). Ähnliche Liwane über halbachteckigem Grundriß tiefen sich zwischen geschlossenen Wandflächen in die den Hof B im Norden und Süden umfassenden Flügel als Vorhallen der Räume 15 und 20 ein. Die drei den Hof B umschließenden Fronten erhalten durch diese Liwane, die jetzt leider weiß ausgetiincht sind, ein völlig anderes Aussehen als die Wände und Hallenfronten des Hofes A (Tafel 49 und Schnitt auf Tafel 44). Sie sind in ihrem ganzen Aufbau mit den zweigeschossigen Nischenwänden Tiber einem Sockel persisch. Es fehlt ihnen auch der indische Tschhadscha. Eine Schirmwand, in ein Rahmenwerk aufgeteilt und von einem Zinnenkranz bekrönt, schließt sie oben ab.

Nach Norden und Süden hat der Hof B kurze Arme, die ursprünglich mit Nebeneingängen in Verbindung standen. Auch nach ihnen öffnen sich Tonnenliwane der umgebogenen Flügel. Im Osten schließt den Hof B eine durchbrochene Schirmwand ab, durch deren zahlreiche Türen man auf die erwähnte, die Flußfront bekrönende Galerie tritt, von der man einen weiten Blick über die Landschaft mit dem Fluß im Vordergrund genießt.

Geht man in den Haupthof A zurück, so leiten beiderseits der Hallen 3 und 5 schmale Durchgänge zu den Nebenhöfen C und F. Der Südhof F ist langgestreckt. Auf seiner Südseite liegt eine Flucht kleiner, aber zum Teil ziemlich reich geschmückter Gemächer. Im Osten öffnet sich auf ihn ein zu Raum 20 gehöriger, 22 entsprechender Liwan. Gegenüber in der anderen Schmalseite führt eine Tür zum Hof E, den drei Räume, darunter

eine schöne Tibari 34, im Winkel umfassen.   Das
Zimmer 33 ist wieder mit einem iiberwölbten Liwan verschmolzen und steht mit dem achteckigen Gemach des südlichen Frontturmes (32) in Verbindung. Aus der Südwestecke vom Hof E ist ein enger geknickter Gang durch den Außenflügel gelegt, der nach einem schmalen langen Hof C geht. Der diesen im Süden begrenzende, jetzt verfallene Flügel gehörte ,offenbar zu einem anderen Bauteil mit einem größeren Hof, den moderne militärische Bauten überdecken.

Im Norden liegen die Dinge anders. Spätere Umbauten haben den ursprünglichen Zustand dort anscheinend verdunkelt. Möglicherweise sind auch Planänderungen während des Baus vorgenommen worden. Der Hof H, der dem Ostende von F entspricht, kann aber nicht genau so ausgesehen haben wie dieser, weil der Raum 3 stärker nach Norden vortritt und ihn zu einem schmalen Gang zusammengedrückt haben würde. So ist der größere Hof C mit seinen beiden, allerdings aus wesentlich jüngerer Zeit stammenden Hallenfliigeln im Osten und Westen doch wohl ursprünglich beabsichtigt. Man kann aus ihm in ein enges gangartiges Höfchen gelangen, das dem Raum 40 und einer mit dem Turmgemach 41 verbundenen Tibari Luft und Licht zuführt, und weiter in den E entsprechenden, nur kürzeren Hof D mit einer überwölbten Halle an seiner Westseite.

Eine ganze Reihe enger und dunkler, in die Mauern eingebauter Stiegen ermöglichen den Aufstieg zur Dachplattform, auf der sich in den Achsen des Hofes A kleine, über den Räumen 15 und 20 größere Tschhatris erheben,