National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0034 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 34 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000274
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

~

24

sich auf dem Ruinenfeld von Delhi erheben, und der Moscheen, die von den Sultanen der Tughlakdynastie erbaut wurden. Sie findet sich auch in Dschonpur bei den Bauten der Scharkidynastie und anderwärts im islamischen Hindustan. Dem Festungsbau entnommen, ist sie sicher nicht nur auf den Grab- und Moscheenbau übergegangen, sondern hat auch den Palästen der Sultane und der Großen das Gepräge gegeben.

Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts hat sich der Charakter der Bauweise in Delhi wenig geändert. Auch das, was der baulustigste aus dem Geschlecht Ghasi Tughlaks, Firus Schah, während seiner langen Regierung an Palästen, Karawanserais und Moscheen in Delhi, HissarFirusah, Fatehabad, Tughlakpur, Dschonpur und anderen zum Teil von ihm neugegründeten Städten baute, in Delhi allein 120 Chankas und Serais, wo Reisende auf Staatskosten verpflegt wurden, unterschied sich wenig von der Art, wie man in Mohammed Schahs Zeit Bauten gestaltete. Nur die Rauhheit und Strenge milderte sich etwas und der Baustoff war weniger monumental, Quadersockel und verputztes Bruchsteinmauerwerk mit Sandsteingliederungen. Das von ihm gegründete und nach ihm benannte neue

Delhi, Firusabad, dehnte sich von Indrapath, der sagenhaf-

ten Lage der Stadt der Panda-

was, nach Nordwesten bis zum

„Jagdschloß" (Kuschak Schikar) in einer Länge von 10 Kilometer am Dschamnafluß hin, überdeckte also das heutige Delhi, wenn man dem Bericht des Schems-

i - Seradsch   Afif   Glau-
ben schenken darf 1). Als seine Architekten werden genannt Abd el-I-iakk und Malik Chasi Schahna, zwei Moslims, und Mendo Rai, der, wie sein Name sagt, ein Hindu war.

Vom Kuschak Schikar stehen anscheinend noch einige unter dem Namen Pirgheb bekannte Ruinen, aus denen sich indessen wenig über die Anlage des Gebäudes entnehmen läßt 2). Auch die Ruinen des Hauptpalastes im südöstlichen Teil von Firusabad verschließen sich in ihrem jetzigen Zustand einer oberflächlichen Untersuchung. Dagegen ragt nördlich von ihnen hinter der Ruine einer großen Moschee ein hoher Bau auf, bekannt deshalb, weil Firus Schah oben auf seiner Plattform einen Lat des Asoka wieder aufrichten ließ, der Kotila. Kotila ist dasselbe wie Kot — Festung, und der Name ist von der Ruine der Zitadelle auf den Bau übergegangen, dessen eindrucksvolle Masse die Gegend beherrscht. Es ist ein merkwürdiges Ding, ein Stufenbau wie die Raths von Mahawellipur. Drei überwölbte, gegeneinander zurückspringende Geschosse umgürten als Gänge einen massiven Kern und bilden zwei umlaufende Plattformen und eine dritte oben abschließende, die als ganz flache Pyramide gestaltet ist und in ihrer Mitte die Asokasäule trägt (Abb. 27 und 28). An den Ecken der beiden unteren Plattformen erhoben sich kurze, überkuppelte Türme.

Beglar deutet den Zweck des Bauwerks an : man wollte von den Plattformen die Aussicht über die Stadt

und den Fluß und die Abendkühle genießen '). In den gewölbten Gängen und Hallen fand man schattigen Aufenthalt. Firus Schahs Kotila ist also eine Art von Palast oder Sommerhaus, und zwar einer Klasse, wie sie auch später noch vorkommt. Die sogenannte Baradari des Sikandar Lodi bei Agra ist ein solcher Bau, dessen über-

ölbtes Untergeschoß im wesentlichen den Zweck hat, die Plattform des Daches mit den Tschhatris zu tragen und allenfalls als Serdab zum Aufenthalt während der heißen Tagesstunden zu dienen 2). Ein ähnlicher Bau aus dem 18. Jahrhundert steht in der Nähe von Amber und hat wie Firus Schahs Kotila einen massiven Kern. Auch der seiner Architekturformen entkleidete Kotila hat wohl die zu einer solchen erhöhten Plattform, einem Tschabutra, gehörigen Pavillons oder Tschhatris gehabt. Beglar berichtet von zwei Pfeilerstumpfen, die aus dem dicken harten Mörtelüberzug der Plattform hervorstehen und zu einer Tschhatri gehören könnten. Auch die Ecktürme dürften solche getragen haben (s. Abb. 28).

Von besonderem Belang sind die verschiedenen Arten von Gewölben, die sich im Kotila Firus Schahs finden: Tonnen, flache Klosterkappen und Kuppeln und schließ

lich Kreuzgewölbe. Die Wölbkuppel läßt sich bis in die Zeit Ala ed-Din Chaldschis zurückverfolgen, das Kreuzgewölbe erscheint aber unter den Tughlaks als neue Form und kommt ziemlich häufig vor. Da es in Persien durchaus nicht üblich ist, ebensowenig im Irak 0), mag es aus Syrien herübergekommen sein. Die Gewölbe sind in Bruchsteinen mit sehr viel Mörtel über Lehren hergestellt. Die Bogenform ist der per-

sische   unterspitze   Kiel-
bogen.

Ein Gebäude, das am ehesten geeignet ist, den Eindruck eines Palastes der Tughlakzeit zu vergegenwärtigen, steht als malerische Ruine außerhalb von Firusabad weit im Südwesten der alten Stadt. Es liegt dort ein Stausee, der Haus-i-Chas 4), den Ala ed-Din Chaldschi anlegte und aus dem der kaiserliche Hof mit Wasser versorgt wurde. Ibn Batuta beschreibt den Haus-i-Chas, um den sich, wie er sagt, vierzig Kuppelbauten erhoben 5). Man nannte das umliegende Viertel Tarbabad, „Freudenstadt", weil dort die Zunft der Musiker und Sänger wohnte. Die heute teilweise noch stehenden Flügel (Tafel 4 und 5) sind aber zweifellos nicht die Bauten welche Ibn Batuta gesehen hat, da sie nur im Zusammenhang mit dem Mausoleum des Firus Schah Tughlak, gleichzeitig oder später, also nach 1388 entstanden sein können e). Sie zeigen aber noch völlig die herbe Eigenart der Architektur des Delhi der Tughlaks, wie sie uns in Ghasi Tughlaks Grab entgegentritt und im schroffen Gegensatz zur schmuckfrohen Art der Zeit Ala ed-Din Chaldschis steht, nur in etwas ge-

Abb. 27. Stufenbau im Kotila des

Firus Schah in Delhi-Firusabad.

') Tarich-i-Firus Schahi des Schems-i-Seradsch Afif.   Elliot,

History of India as told by its own historians. London 1861-71. Bd. 3

S. 302 f.

2) vgl. Begizr, Arch. Surv. Ind., IV 1474, S. 70 u. 71 u. PI. VIII.

  1. Arch. Surv. Ind., IV, S. 1

  2. s. unten S. 44, Abb. 32 u. Taf. 37.

  3. Mit der einzigen frühen Ausnahme Ocheïdir, s. Reuther Ocheïdir, Leipzig 1912, S. 7.

  4. „Privatsee".

  5. Mzik, Ibn Batuta, S. 65.

  6. vgl. daze Wetzel, Islamische Grabbauten in Indien aus der Zeit der Soldatenkaiser, Leipzig 1919, S. 34 i.