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0027 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 27 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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auf Stühlen mit Fußbänken sitzen und von den Speisen essen, die ihnen Diener und Dienerinnen auf goldenen und silbernen Schüsseln reichen. Von einem Tisch wird nichts gesagt, und auch unter den Möbeln, die das Mahawansa an der eben erwähnten Stelle aufführt, fehlt der Tisch.

Von Gärten spricht die alte indische Literatur viel, aber die Reliefs, die Haus und Palast mit soviel Liebe behandeln, geben, wie die Fresken von Adschanta, fast gar keinen Aufschluß über den Garten. Einzelne Bäume und Baumgruppen, die vor den Stadtmauern oder innerhalb der Palastmauern dargestellt werden (s. Abb. 19 unten), sollen wohl Gärten andeuten. Meist sollen aber Bäume und Pflanzen als landschaftlicher Hintergrund der Szenen die freie Natur wiedergeben, den Wald, in dem der brahmanische Büßer seine Hütte errichtet, nicht den Garten. Das Mahabharata spricht ganz ausführlich von den Gärten, die um die Stadt Chandavaprastu liegen, zählt die Baumarten auf, erwähnt die Lusthäuser, die Lauben von Schlingpflanzen., künstliche Hügel, und nennt vier verschiedene Arten der Verwendung von Wasser im Garten 1). Das Anlegen von Gärten war ein verdienstliches Werk, das das Brhat Sanhita sogar vor den Bau von Tempeln stellt. „Hat einer große Wasserbecken angelegt, Gärten gepflanzt, so soll er, um sein Ansehen und sein Verdienst zu erhöhen, einen Tempel bauen 2)." Bei der Beschreibung der Orte, die für den Bau eines Tempels günstig sind, ergeht sich der Verfasser in einer glänzenden Schilderung der freien Natur und ihrer Schönheit, sagt aber auch, daß den Göttern Städte mit schönen Gärten lieb seien. Die Gärten der Götterpaläste werden nach alten indischen Büchern in den chinesischen Schriften beschrieben, die Beal übersetzt hat, und aus diesen kann man ersehen, daß es keine Landschaftsgärten waren, wie man nach der Schilderung des Mahabharata glauben möchte, sondern architektonische Gärten mit konzentrisch angelegten Baumreihen 3). „Reilien hochgewachsener Cala-Linden bildeten einen Gürtel" um die Stadt Ajodhja, berichtet auch das Ramajana 4). Daß ein Königspalast einen Garten mit Bäumen haben müsse, schreibt auch das sonst in seinen Angaben über Bauten so knappe Manawa Dharma Sastra vor 5).

Eine mauerumwehrte Stadt, möglichst im Gebirge, ist nach dem Manawa Dharma Sastra der beste Schutz der Königsherrschaft. „Ein Bogenschütze auf der Mauer hält hundert Belagerern stand." Von Ajodhja, die Manu, der Vater der Menschen selbst gegründet habe, erzählt das Ramajana s) : „In der Länge dehnt sich diese große und wohlhabende Stadt zwölf Meilen und drei Meilen erstreckt sie sich in die Berge. Mit verschiedenen Gebäuden ist sie geschmückt. Die Tore sind in gut verteilten Zwischenräumen voneinander entfernt. Ebenso sind die Hauptstraßen.richtig verteilt. Den Glanzpunkt der Stadt bildet die Königstraße, deren Staub mit Wasser besprengt wird. Die Häuserreihen sind durch keinen Abstand unterbrochen. Auf geebnetem Boden ist die Stadt erbaut. Die Hauptstraßen haben an ihren Enden feste Tore. Mit Festungswerken und tiefem Graben ist die Stadt geschützt, mit allen Waffenarten reich versehen. Sie war mit Lustgärten und Hainen von Mangobäumen ge-

schmückt und Reihen von hochragenden Cala-Linden bildeten gleichsam einen Gürtel um sie. Lieblich war sie und farbenprächtig durch die buntgemalten, den Feldern eines Schachbrettes vergleichbaren Steinflächen (der Häuser). Eine besondere Zierde bildeten auf den öffentlichen Plätzen und in den Gärten die Brunnen mit ihrem blinkenden Wasser." Ähnlich beschreibt das Mahabharata die Stadt der Pandawas, Chandawaprastu, mit Graben, getürmter Mauer und Toren, breiten, glänzend angelegten Straßen mit zahllosen weißen Häusern 1). Auch die Götterstadt Sudarsana auf dem Gipfel des Meru ist von einer Mauer umgeben mit fiinfhundert Stockwerktoren 2). Indras Palast steht in der Mitte. Die Dewas bewohnen nach dem Grad ihrer Verdienste große und kleine Häuser. Es gibt fünfhundert kleinere Straßen und sieben Märkte, Kornmarkt, Lebensmittelmarkt, Kleiderbazar, Parfümbazar, Vergnügungsbazar, Künstlermarkt und Barbiermarkt, wo die Dewas und Dewis ihre Besorgungen machen. Auf jeder der vier Seiten der Stadt ist ein Park, einer für Wagenrennen, einer für athletische Spiele, ein Waldpark usw. Auch dieser Beschreibung liegt selbstverständlich das Bild einer irdischen Stadt zugrunde. Wenn man auch die Schilderungen des Ramajana und Mahabharata als zeitlich zu unsicher ausschaltet, so gibt doch die Beschreibung der Götterstadt einen Anhalt für den hochentwickelten Städtebau im alten Indien, von dem man ja auch durch Megasthenes Schilderung eine starke Vorstellung bekommt. Daß gegründete Städte in ihrer Plananlage regelmäßig sind, ist wohl überall in der alten Welt der Fall, zumal wenn die Stadt auf den Willen eines Herrschers hin entstand. Was es bedeutet, wenn das Ramajana sagt: „die Straßen waren richtig verteilt", ersieht man aus dem Manasara, das eine Reihe von Regeln für die Anlage von Dörfern und Städten gibt 3). Fünfzig Größenklassen werden unterschieden, die alle bestimmte Namen haben. Nach den gegebenen Regeln hat Ram Raz einige Musterpläne zu zeichnen versucht, die sämtlich auf ein Rechteck mit einem mittleren, nach den Haupthimmelsrichtungen orientierten Straßenkreuz und einem rechtwinkligen Straßennetz herauskommen. Die Regeln beruhen auf einem auch für den Hausbau geltenden, im Brhat Sanhita angegebenen Inaugurationsverfahren 4), das dem etruskisch-römischen merkwürdig gleicht, d. h. es wird ein „templum" als Abbild der Himmelsregion auf dem zu bebauenden Gelände festgelegt, ein Quadrat, das in 81 oder 64 gleichgroße Quadrate geteilt wird und je nachdem Paramasaica oder Tschandita heißt. Genau wie beim etruskischen Templum werden dadurch bestimmte Gottheiten an bestimmte Stellen gebannt, die höchsten in die Mitte. Danach verteilen sich auch die Wohnzonen der Stadt konzentrisch. Die Mitte sollen die Brahmanen bewohnen, die äußerste Zone die Sudras, während Kastenlose nur außerhalb der Stadtmauer wohnen dürfen. Auch die Lage der Tempel wird durch die Inauguration festgelegt. Der Tempel der Hauptgottheit steht in der Mitte. Feste Regeln, die an baupolizeiliche Verordnungen gemahnen, bestimmen Lage der Stadttore, der Wasserbecken, die Führung und Breite der Straßen, Größe der Grundstücke, Höhe der Häuser, Lage, Breite und Höhe der Haustüre und anderes mehr, je nach der Kaste, der der Besitzer angehört. Je nachdem eine Stadt oder ein Dorf nach diesen Gesetzen angelegt ist, wird Glück und Wohlfahrt darin herrschen. Sie sollen dadurch Abbilder des wohlgeord-

  1. a. a. O. Adi Parva Sect. CCIX. Viduragamna Parva (in der Ausgabe von Prataba Chandra Ray). S. 577 f.

  2. a. a. O. Kap. 56, 1.

  3. Beal, Catena of Buddhist scriptures from the Chinese. S. 66, 75.

  4. Uebers. von Menrad, S. 33.

  5. Strehly, Mânava Dharma Sastra. Les lois de Manu. Annales du Musee Guimet. II. 1893. 8) Ramayana, Uebers. von Menrad. S. 33 f.

  1. a. a. O. Adi Parva Sect. CCIX. Viduragamna Parva.

  2. Beal, Catena of Buddhist scriptures S. 75.

  3. Ram Raz a. a. O. S. 41 f. PI. XLIII f.

  4. Brhat Sanhitâ. a. a. O. 1-3.