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0026 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 26 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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scheinen auch später auf den Nordwesten beschränkt geblieben zu sein. Das eigentliche Indien blieb davon wohl nicht ganz unberührt, verarbeitete aber das Übernommene rasch bis zur Unkenntlichkeit, wie es die aus Persien herübergekommenen Formen und seine eigenen mit einer fabelhaften Gestaltungskraft umbildete. Für die nachchristlichen Jahrhunderte fehlen die liebevoll durchgearbeiteten Abbildungen von Wohnbauten. Die Höhlenarchitektur aber darf man nur mit Vorsicht für die Beurteilung der Formen des Wohnbaues heranziehen. Sie hat sich im Lauf der jahrhundertelangen Übung stark gewandelt, ist stein- oder, besser gesagt, felsmäßiger geworden. Es hat sich ein besonderer Höhlenstil ausgebildet, der es sich durchaus nicht mehr mit dem getreuen Kopieren von Holzformen genug sein läßt. Einzelne Höhlen, wie die uni 500 n. (. hr. entstandenen Wiharas 16 und 17 in Adschanta, sind mit ihren achtkantigen, glatten oder durch Querschnittwechsel gegliederten Säulen, den in den Fels gemeißelten Balkendecken aber doch noch völlig im Banne des Holzbaues, wenn auch die Stützen der Felsarchitektur entsprechend massiver und plumper sind. Zur Ergänzung und Berichtigung des Bildes können einige der Fresken von Adschanta mit Gebäudedarstellungen dienen, darunter eine aus dem Wihara 16, die nun allerdings, wie die ägyptischen Bilder, die ganze Architektur viel zu leicht und gebrechlich wiedergeben, die Säulen z. B. zu übermäßiger Schlankheit ausziehen. Auf die Formenwelt kann und will ich indessen nicht im einzelnen eingehen. Jouveau-Dubreuils Buch gibt dem, der sich über ihre Entwicklung und Wandlung unterrichten will, eine grundlegende Darstellung, soweit es den Süden angeht.

Für die farbige Behandlung der Wohnbauten im Innern sind ebenfalls Belege durch Denkmäler vorhanden. l)ie Decken sind in den Wiliaras zu Adschanta zum Teil bemalt, so in 1, 2 und 12, vor allem aber die Wände, deren Fresken einen großartigen Ausschnitt altindischer Malerei geben — oder vielmehr gaben, denn sie bestehen heute zum allergrößten Teil nur noch in Griffiths Kopien 1), da die meisten älteren Kopien verbrannt und die Originale Fledermäusen und Eingeborenen inzwischen zum Opfer gefallen sind. Sind es auch Bilder in kirchlichen Räumen — allerdings oft recht weltlichen Inhalts: Krieg., Jagd, Liebe, häusliches Leben —, so darf man aus ihnen doch wohl auf eine ähnliche Ausstattung der vornehmen Wohnhäuser und Paläste und auf eine alte Überlieferung schließen. Die Zeit, die die Reliefs von Santschi schuf, muß eine entsprechend entwickelte, sicher auch im Dienst der Architektur stehende Malerei besessen haben. Einen Eindruck dieser älteren Art. die mit Gelb, Rot, Weiß und Schwarz — ohne Blau — arbeitete, geben die vier Rundbilder der Dschogimarahöhle in Ramgarh in Orissa. Daß auch Türen und Fenster bemalt wurden, berichtet Hijen-Tsuang in seiner Beschreibung der Klöster in Indien •'), von den Fenstern wohl die Gitter, von denen das Mahabharata einmal sagt, daß sie von Gold waren 3). Indische Überlieferung lebt zum Teil ja auch fort in den Wand- und Deckenmalereien der von Stein, Grünwedel und Le Coq erforschten buddhistischen Klosterstädte Ostturkestans, die man aber doch wohl nur mit Vorsicht heranziehen darf, will man sich ein Bild von der Ausstattung indischer Wohnräume der gleichen Zeit machen.

M ö b e I haben sich im altindischen Wohnraum anscheinend wesentlich mehr befunden als im heutigen, so-

weit dessen Bewohner sich nicht „europäisch" eingerichtet hat. Namentlich Sitz- und Liegemöbel werden in der Literatur erwähnt und im Bild dargestellt. Oer buddhistische Mönch hatte in seiner Zelle das kanonische Mobiliar: eine niedrige Bettstelle, einen Schemel, ein Brett (als Rückenstütze), einen Spucknapf und einige Matten. Duttha Gamani läßt sein Lohapasada mit Sesseln, Ruhebetten und wollenen Teppichen ausstatten 1). Auf den Reliefs von Santschi sind eine Reihe verschiedener kleiner, niedriger Sitzmöbel dargestellt, so runde aus Bambus oder Rohr geflochtene Hocker mit und ohne Lehne 2), runde Sitzkissen, viereckige lehnenlose Holzschemel mit drei oder vier kurzen abgespreizten Beinen, zum Teil in Gestalt von Tierfüßen 3), aber auch größere Sessel oder Throne mit gedrehten Beinen, wie sie die assyrischen oder altpersischen Throne haben, Rücken- und Armlehnen, letztere volutenartig aufgerollt 4), als Löwenköpfe oder als eine Folge übereinanderstehender Tiere gestaltet '). Von der Pracht der Throne berichtet das Mahawansa r'). Es beschreibt den Elfenbeinthron in der Halle des Lohapasada mit den in Gold, Silber und Perlen ausgeführten Darstellungen von Sonne, Mond und Sternen, mit Blumengehängen aus Edelsteinen, den der weiße „Schirm der Herrschaft" überspannte. Den Sitz bedeckte ein kostbarer Stoff. Vor dem Thron stand eine Fußbank mit zwei perlengestickten Pantoffeln. Die Betten sind wohl in der gleichen Art konstruiert zu denken wie die heutigen indischen Tscharpais: ein von vier meist gedrehten Füßen getragener ebener Rahmen mit einem Gurtgeflecht, auf dem die Matratze liegt. Am Rahmen — zwischen den Beinen — sind auf den Gandharareliefs des öfteren Stoffgehänge dargestellt ' ), oder es ist ein Tuch wiedergegeben, das unter der Matratze liegend das ganze Bettgestell verhüllt. Auf einem Relief aus dem Gandharagebiet im Museum zu Lahore steht das Bett unter einem von korinthischen Pflastern getragenen Betthimmel'). Häufig sieht man ein Kleinmöbel abgebildet, ein dreibeiniges Gestell, in dem zum Kühlen des Trinkwassers im Luftzug eine poröse Ton- oder Lederflasche aufgehängt ist ''). Zu diesem Mobiliar, das den Eindruck des Raumes sicher ungleich weniger bestimmt wie das unsere, wird man sich Truhen denken dürfen, in denen Kleider und Gerät aufbewahrt werden, wie sie als einziges „Großmöbel" heute im gudscheratischen Haus stehen 1"). Schränke in unserem Sinne kannte der alte Inder selbstverständlich nicht, aber auch anscheinend nicht die heute im gesamten Wohnbau des Ostens und auch in Indien so verbreiteten Wandschränke und Wandnischen, di' Taktscha der Perser, die wohl auf die Wandnischen in den Palästen von Persepolis zurückgehen. Auch der Tisch fehlte dem altindischen Möbelbestand ebenso wie dem heutigen. Speisen und Getränke wurden wohl wie heute auf Platten und Schüsseln angerichtet auf die Bodenmatte oder auf niedere, schemelartige Untersätze gestellt. Das Mahabharata beschreibt ein Gastmahl, bei dem die Gäste

  1. Griffiths. J. The paintings in the Buddhist cave Temples of Ajanta I. u. IL London 1896/97.

  2. Beal, Si-yu-ki. Buddhist records, S. 73. J) a. a. O. S. 525.

  1. Mahawansa a. a. O. S. 105.

  2. Abgeb. bei Koeppen und Breuer, Geschichte des Möbels. Abb. 305, 309, 316.

  3. Ebenda Abb. 317.

  4. Ebenda Abb. 309.

  5. Grünwedel, Buddhistische Kunst in Indien. Abb. 5, 24; vgl. dazu S. 53 ff.

  6. a. a. O. S. 104.

  7. Siehe Grünwedel a. a. O., Abb. 55.

  8. Siehe Koeppen und Breuer a. a. O., Abb. 314.

  9. Genau den gleichen Wasserkiihler habe ich bei wandernde,i Omanarabern gesehen.

11) Petara genannt.