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0056 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 56 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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kennzeichnend sind 1). An Scher Schahs Moschee in Purana Kila in Delhi kommt die Blütenarchivolte wieder vor 2) — Scher Schahs Stammland ist aber Behar. Akbars Bauten fehlt diese charakteristische Zerfransung des Bogenkonturs selten, tritt sowohl an den Bogen der Portale auf wie an den kleinen Schmucknischen, die die Wände gliedern (s. Tafel 43, 45 und 49). Die zu zweien hintereinander gekuppelten Vierkantpfeiler lassen sich in Delhi bis ins 14. Jahrhundert zurück verfolgen. Mit den Querriegeln, die sie verbinden und so jederseits drei rechteckige Flachnischen im Pfeilerkörper abteilen, die Form, welche die Hallenpfeiler in Akbars Rotem Palast in Agra haben, sind sie um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Delhi zu finden, so am Grab des Mohammed Schah (f 1445) 3), dann an Sur Schahs Grab in Sasseram und wiederum in Delhi am Mausoleum des Isa Khan, eines Gelehrten am Hofe der Suriden. Schlanke Säulen oder Pfeiler mit polygonalem, ungeteiltem Schaft, wie sie um Akbars Defter Chane in Fathpur Sikri stehen, kommen in Delhi am Grab des „Sultan Ghari", wo sie geradezu hellenistisch anmuten, bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts vor4). Es gibt weiter ein Beispiel in Orissa aus nicht näher zu bestimmender Zeit 5) — und schließlich stehen solche Polygonalsäulen wieder in der Seehalle von Scher Schahs Grab in Sasseram, und zwar mit den Pyramidenstumpfbasen, die sie in der Mogulzeit lange über Akbar hinaus beibehalten (vergl. Tafel 38 und 54). Die für Akbars Bauten und die Folgezeit kennzeichnende Form des Kangara, des Schmuckzinnenkranzes: kielbogige Zinnen mit unten kreuz- oder stufenrautenförmig erweiterten Scharten und Kreuzen oder Rundscheiben auf den Zinnenflächen ist auch in Alt-Delhi gang und gäbe, findet sich an den Palästen auf der Burg von Tschitor und kennzeichnet bereits den Wehrgang der Stadtmauer von Dabhoi in Gudscherat (11. Jahrhundert) 6). Aus Persien kommt das Mukarnaskapitell, das die Säulen des Defter Chane in Fathpur Sikri und der Tibari im Osthof des Roten Palastes in Agra bekrönt. Dem Formenschatz der älteren islamischen Baukunst Nordindiens fehlt es und kommt meines Wissens zuerst über den gewundenen Ecksäulen an Humajuns Mausoleum vor. Die spiralige oder gezickzackte Riefelung des Schaftes, die man an einigen runden und achtkantigen Säulen des Pandsch Mahal in Fathpur Sikri und den beiden Tibarisäuien des Roten Palastes sieht, ist unindisch. Sie findet sich in Persien., dem Irak und Mesopotamien an eingebundenen Ecksäulchen der Mihrabs beispielsweise — schon in abassidischer Zeit ') — und dorther kommt auch das vasenförmige Glied, das sich zwischen Basis und Schaft der Säulen an Akbars Bauten einschiebt (Tafel 38) und beispielsweise an den Ecksäulchen des Mihrabs der großen Moschee in Mossul zusammen mit dem spiralig geriefelten Säulenschaft auftritt S). Formengeschichte will ich indessen hier nicht geben, sondern nur andeuten, woher die verschiedenen Elemente kommen, die gerade den Bauten Akbars eine formale Vielseitigkeit geben, wie sie sich sonst in Indien nicht wiederfindet. Bengalen meldet

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meisters der Osmanen, Sinan1). Ihm blieb Indien das eroberte Land, dessen hauptsächlichster Vorzug darin bestand, daß „viel Gold und Silber darin war". Heimat ist cs ihm nie geworden wie seinem Enkel Akbar, der unter indischer Sonne geboren wurde. Akbar hat zweifellos ungleich weniger persönlichen Einfluß auf die Gestaltung seiner Bauten ausgeübt und ausüben wollen. Es lag im Wesen des Menschenversöhners, daß er auch in der Kunst alle zu ihrem Recht kommen ließ, Perser und Zentralasiaten sowohl wie Inder. Der letzteren aber waren mehr geworden, seit er dem zusammengeschrumpften Reich von Delhi einen Umfang gegeben hatte, den es nie vorher besessen. So ziehen seine Bauten stilistisch die Summe aus all dem, was sich in den Provinzen während ihrer langen politischen Unabhängigkeit an baukünstlerischem Können entwickelt hatte, aus dem, was die neu eroberten Landschaften beitrugen, und aus dem erneuten Zustrom persischer Kunstweise, der durch die von Baber geöffneten Tore nach Hindustan gelangte. Das gibt dem Stil der Zeit Akbars die überraschende Vielseitigkeit, die trotzdem als Einheit wirkt. Als er 1569 Fathpur Sikri gründete, waren Adschmir mit dem umliegenden radschputischen Gebiet, Khandesch mit der Hauptstadt Burhanpur, das von den Afghanen lange behauptete Reich der Scharkidynyastie mit Dschonpur und Audh mit Lakhnau dem Reich zurückgewonnen. Gudscherat mit Ahmedabat folgte 1572, Bengalen 1575.

Es war natürlich, daß überall da, wo die lokalen Fürstenhäuser erloschen oder in die Verbannung gingen, die Bautätigkeit großen Stiles aufhörte und daß die zahlreichen freigewordenen Kräfte dahin strömten, wo sie eine Schaffensmöglichkeit für sich erwarten durften. Delhi selbst besaß seine eigene Bautradition, deren Sonderart sich an den Grabmälern der Sejjids und Lodis und an den Bauten des Afghanen Sur Schah und seines großen Sohnes Scher Schah erkennen läßt. Sie ist aber für die Weise, wie zu Akbars Zeit in Fathpur Sikri und Agra gebaut wurde, von wesentlich geringerem Belang als die radschputische Art und die Schule von Dschonpur. Radschputisch-gudscheratisch — zwischen beiden Landschaften bestehen keine größeren stilistischen Unterschiede — sind z. B. die Pfeiler oder Säulen im Palast der Dschodh Bai: im Querschnitt viereckig mit flachen Vorlagen, an denen von den mehrfach übereinander um den Schaft gelegten Schmuckbändern Ketten herabhängen (Tafel 35), sind weiter die einfach S-förmig gekrümmten Streben, die die Konsolkreuze über dem Kapitell bilden oder die in mehrfachen Wellen gebogen am Schaft ansetzen und den Architrav oder die Decke stützen (Tafel 47). In Dschonpur wiederum, woher offenbar der Plangedanke für die Moschee in Fathpur Sikri stammt, finden sich die seltsamen, im Umriß etwa an ein liegendes Tier gestalteten Zwischenglieder, die gleichfalls die Konsole unter Tschhadschas und anderen auskragenden Bauteilen kennzeichnen (Tafel 47) 2). Sie sind im Westen, in Gudscherat nicht gebräuchlich, ebensowenig die Besetzung der Bogenkanten mit durchbrochenen hängenden Blütenfriesen. Solche Blütenarchivolten kommen in Delhi um 1300 an Ala ed-Din Chaldschis Torweg vor, dann noch einmal am Mausoleum Ghasi Tughlaks. Sie fehlen aber all den zahlreichen Mausoleumsbauten der späteren Jahrhunderte, die auf dem Triimmerfeld des alten Delhi stehen, während sie für die Bauten der Scharki in Dschonpur

  1. So bei Montani Effendi, L'architecture ottomane 1873. S. 34. Baber selbst erwähnt in seinen Denkwürdigkeiten nichts davon.

  2. Vgl. Führer, The Sharqi architecture of Jaunpur. Calcutta 1889 PI. XXI.

I) Ebenda Pl. III, VII, XI u. a.

  1. Abgeb. bei Havell, Indian architecture Pl. LXII.

  2. Wetzel, Islamische Grabbauten in Indien S. 81.

  3. Ebenda Abb. 338 und 339.

6) Fergusson, a. a. O. Fig. 321. Wetzel a. a. O. Abb. 298.

  1. Abgeb. bei Havell, Indian architecture, PI. II.

  2. An den Ecksäulen des Mihrabs der Dschami el Chasaki in Bagdad. Vgl. Sarre-Herzfeld, Archäologische Reise im Euphrat- und Tigrisgebiet Bd. III Taf. XLV.

S) S. ebenda Taf. V.