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0069 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 69 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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der 1673 von Aurangseb erbauten Badschahimoschee und deren Vorhof, dem Hasuri Bagh, gebaut worden sein kann, da es zu diesen achsenrecht steht, nicht aber zum Rechteck der Burg. Der Oberbau des Akbartores mit den durch Rundstäbe gegliederten Türmen, die aus einem Kranz plastischer Blätter aufwachsen, und den im Zackenbogen ausgeschnittenen Zinnen ist nur für Aurangsebs Zeit möglich.

Bei der Planung der Paläste konnte also auf das sogenannte Akbartor keine Rücksicht genommen werden, weil es noch nicht da war, indessen hat Akbars Architekt, der den großen Hof des Diwan-i-Am anlegte, auch das Masti Darwase nicht in Rechnung gestellt wie der Meister der Agraer Burg das dortige Amer Singh-Tor. So besteht die merkwürdige Tatsache, daß die durch den Diwan-i-Am und dessen drei Hofportale festgelegten Hauptachsen sich nach drei Seiten sinnlos gegen irgend eine Wand totlaufen. Eine Achsenbeziehung nach außen ist also gar nicht gesucht, die Portale sind lediglich dazu da, die Mitten der Hofseiten zu betonen, also im Hofraum zu wirken — wie die Achsenliwane einer persischen Medrese. Auch in Delhi spielten das nördliche und südliche Hoftor keine andere Rolle, sie führten nicht etwa in besonders bevorzugte Palastteile, die die Achsen aufgenommen hätten. In ihren Gärten kennt die Mogulzeit geradezu Scheintore, die nur nach dem Garteninneren wirken sollen — als „Antwort", Dschewab, auf die Fronten der in der Gartenmitte stehenden Baradari — und überhaupt nicht zum Durchgehen eingerichtet sind.

Daß der Hof des Diwan-i-Am, der Kern der Palastanlage, bereits zu Akbars Zeit bestand, schließt Vogel aus einer Mitteilung des al Badauni, der bei der Beschreibung des von Akbar 1587 in Lahor gefeierten Neujahrsfestes 114 der ihn umschließenden gewölbten Räume erwähnt 1), was mit der Zahl der auf dem Sikhplan verzeichneten ungefähr übereinstimme. 1st das richtig, so ist der besondere Typus des Diwan-i-Am-Hofes, wie er in Delhi ebenfalls vorhanden war und in Agra noch besteht, bereits in Akbars Zeit fertig. In Fathpur Sikri ist Akbars Diwan-i-Am ja keine achsenrechte Anlage. Entscheiden läßt sich das in Lahor heute allerdings nicht mehr, da von der ganzen großartigen Hofumbauung kein Stein mehr auf dem andern steht. Einzig und allein der kleine, mit seiner Ostwand dem Plan zufolge in diese einbezogene Bau 11, ein von weißgetünchten Wölbräumen umfaßter quadratischer Hof, steht noch. Er ist insofern belangvoll, als er mit seinen vier tonnengewölbten Achsenliwanen allem Anschein nach eine Medrese war, die zur dicht dabei gelegenen, wiederum als Moti Masdschid benannten Palastmoschee gehörte. Der Typus der persischen Vierliwanmedrese ist in Indien nicht häufig 2). eber dem Eingang der Medrese vom Diwan-i-Am-Hof ist eine Marmortafel mit einer Inschrift Dschehangirs angebracht, die besagt, daß das Daulet Chane 1617/18 durch Ma'mur Chan vollendet wurde. Vogel macht darauf aufmerksam, daß mit Daulet-Chane nicht die dahinterliegende Moschee gemeint sein könne, auf die die Inschrift in der Regel bezogen wird und die in der Tat ihren Formen zufolge nicht unter Dschehangir entstanden sein, sondern mit ihren Zacken-

bogen und gekurvten Bangaldardecken über einigen Jochen erst aus Schah Dschelans Zeit stammen kann. Unter Daulet Chane ist vielmehr der ganze Palast, soweit er unter Dschehangir erbaut wurde, zu verstehen.

Unter Akbar und Dschehangir bestand noch kein fester Bau für den Diwan-i-Am. Um die Audienzsuchenden und das Gefolge bei den öffentlichen Audienzen vor Sonne und Regen zu schützen, war vor dem Dschharoka — der Thronloggia in der Hofrückwand — ein Zelttuch aufgespannt. Der heute stehende Diwan-i-Am ist einer der frühesten Bauten Schah Dschehans und genau so als dreiseitig frei mit der Breitseite in den Hof vortretende Säulenhalle von drei Jochen Tiefe gebaut wie die Audienzsäle in Agra und Delhi, deren Vorläufer er also ist. Statt der dortigen Zackenbogen spannen sich indessen backsteingewölbte Spitzbogen über die roten Sandsteinsäulen, deren Basen,' stark an solche von Akbars Bauten erinnern. (Vergl. dazu Tafel 38). Die Halle steht wieder auf einer Plattform, die sich aber weit in den Hof hinein erstreckt, wie das auch der Hinduplan des Delhier Palastes angibt. Die äußere Säulenreihe war durch ein marmornes Geländer abgeschlossen, ein zweites umzog den Rand der Plattform. Diese Geländer trennten bei den feierlichen Audienzen die Teilnehmer nach der Rangordnung'). Der ganze Bau ist heute äußerst verwahrlost, doch kann er, wenn man die Backsteinarkaden und die schlecht zu den Basen passenden Säulenschäfte für ursprünglich ansieht, sich mit den späteren Bauten Schah Dschehans in gar keiner Weise messen.

Rückwärts vom Diwan-i-Am entwickelt sich der Plan wie in Delhi: ein Hof mit einem Tschar Bagh inmitten, den beiderseits Hallenflügel fassen, während sich in der Achse am Rande der Burgmauer ein dem dortigen Rang Mahal entsprechender allseitig frei stehender Bau erhebt, der in Lahor den Namen Bari Chwabgah — Großes Schlafhaus

führt. Die aus rotem Sandstein erbauten Hallenflügel, die zu einem kleinen Teil noch stehen, erinnern in der Anlage sehr an den Kavalierbau des Man Mandir in Gwalior und zeigen Formen, z. B. die das Vordach tragenden Konsolen mit Tierfiguren, Pfauen, Elefanten und Löwen, die ganz akbarisch anmuten. Der Hof geht übrigens auch unter dem Namen Akbari Mahal, doch wird es gerade der Teil sein, auf den sich Dschehangirs Inschrift bezieht. Das Bari Chwabgah, ein mehrräumiger, weißgetünchter Sandsteinbau des Tatscharatypus, soll von Dschehangir erbaut worden sein, zeigt aber ebenfalls akbarische Formen, wenn sie auch recht roh sind. Vogel vermutet, daß es an Stelle des Diwan-i-Chas steht und erst von den Sikhs, d. i. nach 1800 erbaut sei 2), wozu indessen die Architektur trotz ihres geringen künstlerischen Wertes nicht stimmt, es sei denn, daß beim Bau Spolien von älteren Bauten verwendet wurden. Vogels Ansicht, daß der Diwan-i-Chas und das Bari Chwabgah von heute die gleiche Stelle einnehmen, ist indessen sicher richtig. Der Engländer Finch 3), der 1611 in Lahor war, erwähnt den großen Hof des Diwan•-iAm, der damals noch der Audienzhalle entbehrte, und sagt dann, daß man linker Hand aus ihm in einen zweiten Hof gelangt sei, in dem der König seinen Durbar abzuhalten

pflege. Die Räume, die um den Hof liegen, nennt er „Atescanna", was Vogel mit Atesch Chane — Feuerhaus —

zusammenbringt. Finch läßt in diesen Atescannas die „Großen" wachen, während in denen um den Hof des Diwan-i-Am die Leibwache des Sultans untergebracht ist. Vom Durbarhof, in dessen Mitte sich ein hoher Mast mit

  1. Ebenda S. 9

  2. Thiersch behauptet zu Unrecht, dass er ganz fehle (Pharos

S. 232 und 242). Neben einer Anzahl von Medresen aus der Mogulzeit gibt es eine besonders prächtige in Bidar im Dekhan aus dem Jahre 1479, die abgesehen von einigen indischen Eigenheiten ihrer Bauformen ebensogut in Persien oder in Samarkand stehen könnte (Burgess, Report an the antiquities in the Bidar and Aurangabad Districts. Arch. Surv. Ind. New. Imp. Ser, vol. 3 S. 43ff.)

  1. Vgl. oben S. 48.

  2. a. a. O. Nr. 114 S. 9.

  3. S. den Auszug bei Vogel a. a. O. Nr. 118 S. 23 f.

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