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0086 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 86 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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das Grab des Chanan Clian und das des Saider Dschang bei Delhi, ferner ein unter dem Namen Bhulbulindscha bekanntes Gebäude in Delhi, das einer Tochter Aurangsebs als Grab dienen soll 1), und das „Porzellangrab" — Tschini ka Rausa — in Agra, ebenfalls aus Aurangsebs Zeit stammend und benannt nach dem reichen Schmuck der Außenwände mit Schnittmosaik aus glasierten Ziegeln 2). Man könnte versucht sein, diese gewölbte Art der Baradari, von der Akbars Grab und Sikandar Lodis Baradari in Sikandra bei Agra nur Wandelformen sind, mit dem Grabzweck und dem für diesen begreiflichen Wunsch nach besonderer Monumentalität in Verbindung zu bringen, wäre es nicht bekannt, daß auch die Grabbauten dieser Art zunächst als Gartenpaläste angelegt wurden, allerdings meist mit der Absicht, daß sie dereinst als Mausoleum dienen sollten. Es gibt indessen gewölbte Baradaris, die nur für Wohn

zwecke gebaut wurden. Sie unterscheiden sich von den Mausoleen dadurch, daß ihnen der für diese wie für jedes islamische Grab der Zeit unumgängliche Kuppelhelm fehlt, der sich auf mehr oder minder hohem zylindrischen Hals über der raumschließenden Kuppel erhebt.

Ein sehr typisches Beispiel ist in L a h o r die Baradari des Wesir C h a n, des Erbauers der nach ihm benannten, durch ihren schönen Schmuck in farbigen Fliesen und Ziegeln bekannten Moschee. Das Gebäude, das zurzeit als Bibliothek dient, steht in einem heute anglisierten Garten, der urspriinglich selbstverständlich

ein Tschar Bagh war. Tafel 171 I   1

gibt Ansicht und Grundrisse, aus denen man ersieht, daß die sonst üblichen Achsenliwane fehlen und im Erdgeschoß durch geschlossene Breiträume, irn Obergeschoß durch Tibaris ersetzt sind. Kennzeichnend sind die kleinen halbachteckigen

Liwane vor den in diesem Fall wie meistens achteckigen Eckräumen. Über den Ecken des eben abgeglichenen Daches, das über der Kuppel in der Mitte einen Tschabutra trägt, stehen viersäulige Tschhatris. Der quadratische Kuppelraum geht, wie immer, durch beide Geschosse durch und besitzt in Höhe des oberen Stockwerks der ihn umlagernden Räume einen Umgang.

Ungleich bedeutender ist ein Baradaribau, der sich weit vom mogulischen Machtzentrum bei A h m e d n a g a r im Dekhan unter dem Namen F e r i a Bagh erhalten hat. Geschichtliches steht über seine Entstehung nicht fest. Soweit ich aus den Kunstformen schließen kann, ist diese in vormogulischer Zeit kaum möglich, und ich möchte annehmen, daß einer der Statthalter der Großmoguln im 17. Jahrhundert der Bauherr ist oder der Abessinier Malik Amber, der fähige Wesir der absterbenden Dynastie der Nisam Schahs von Ahmednagar und nachmals, von Schah I )schehan 1616 besiegt, Vasall des Mogulreiches. Feria

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Bagli — der Name besagt, daß sich der Bau inmitten einer Gartenanlage erhob — ist leider wie so viele nicht durch Kostbarkeit des Baustoffes, geschichtliche Berühmtheit, Heiligkeit oder ehrwürdiges Alter ausgezeichnete Bauwerke Indiens dem Untergang geweiht. Ich gebe zur Schilderung dieses höchst eigenartigen und als Raumschöpfung großartigen Bauwerks an dieser Stelle meinem Freunde Conrad Preußer das Wort, der die Ruine als Kriegsgefangener voinLager in Ahmednagar aus eingehend durchforscht und bis in alle Einzelheiten aufgenommen hat.

„F e r i a B a g h, zu deutsch : Schöner Garten, heißt heute ein alter Palast, der sich unweit von Ahmednagar auf einer Insel inmitten eines künstlichen Teiches erhebt (Abb. 35). Von Norden lier führt eine 300 m lange und 151/2 m breite Straße in der Hauptachse auf den quadratischen, etwa 220 ni in der Seite messenden Teich, dessen

Sohle mit Kalkbeton gedichtet ist, und überschritt ihn, wie mich ein Stichgraben gelehrt hat, aller Wahrscheinlichkeit nach auf einer Holzbrücke. Eine Kahn- Fähre als Verbindung zwischen Land und Schloßinsel ist aus dem Grund nicht denkbar, weil die 2 m fiber dem Wasserspiegel liegende Terrasseninsel keine Landungstreppen besitzt.

Auf der wiederum quadratischen, in der Seite 64 m messenden Insel steht die Baradari als würfliger, an den Ecken abgeschrägter Block von 40 m Frontlänge und über 18 m Höhe. Die Planbildung entspricht im allgemeinen Schema dem für diese Gebäudeart üblichen, überrascht aber durch

Großartigkeit (Tafel 169). Um den quadratischen mittleren

Kuppelsaal liegen in strenger Symmetrie in beiden Geschossen in den Achsen je vier Breiträume der häufigen Art mit quadratischer, flach überkuppelter Mitte und von Halbkuppeln

überdeckten Enden und in den Diagonalen je vier achteckige kleinere Kuppelräume. Es sind also im ganzen 17 große Innenräume vorhanden. Nach außen hin öffnet sich der Bau in lauter Liwanen, und zwar in jedem Geschoß drei um die abgestumpften Ecken herum, genau wie im Tadsch Mahal in Agra, und wie bei diesem fassen sie inmitten jeder Frontseite einen hohen nach außen geöffneten Liwan ein. Zum ebenen Dach führen vier

Treppen hinauf und machen es so in bequemer Weise zugänglich. War doch die Dachplattform an den schwülen

Sommerabenden der angenehmste Aufenthaltsort und der Schlafplatz für die Nacht. Aus der Mitte der Dachplattform hebt sich die flache Kuppel heraus.

Die Absicht des Erbauers, ein in der heißen Jahreszeit Kühlung spendendes Gartenhaus zu schaffen, erfüllt Feria

Bagh in ausgezeichneter Weise: Der über die Wasser-

fläche streichende Wind kühlt sich ab, fängt sich in einem der großen Frontliwane (vgl. Tafel 169, Erdgeschoßgrund-

riß und Schnitt) und dringt durch die zahlreichen Fenster-Öffnungen der Rückwand in die dahinter liegenden Breiträume. Von hier gelangt er durch die entsprechenden Wandöffnungen in den zentralen Kuppelraum, auf dessen

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Abb. 35.

Feria Bagh bei Ahmednagar. Teich und Schloßinse

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Grundriss und

Schnitt. Aufn. PreuB°r

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1) Grundriss s. Bcglar, Arch. Surv. Incl. 1V PI. IX.

-) Grundriss s. Carlleyle, Arch. Surv. Incl. IV PI. X\ I,

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