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0081 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 81 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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Amber, Dschaipur und Umgebung, wo, wie gesagt, der Einfluß des Mogulhofes sich besonders stark geltend macht, sind im 17. Jahrhundert und später eine ganze Anzahl kleiner Paläste entstanden, deren Kern ein solches persisches Haus ist. In Dschodhpur, Udaipur und anderen Radschputenstädten würde man sie vergeblich suchen.

Ein Beispiel für diese Art steht in der kleinen Stadt San g a n e r, unweit-von Dschaipur, als Bauwerk nichts, was über den Durchschnitt hinausginge, aber lehrreich unter anderem auch dafür, wie unter immerhin bescheidenen Verhältnissen ein solches herrschaftliches Wohnhaus zu Beginn des 18. Jahrhunderts gebaut wird. Am Grundriß (Tafel 145) fällt der Hof des Mardana mit dem Vierungsgarten und seinem sternförmigen Wasserbecken zunächst ins Auge. Auf seiner Südseite steht auf einer Plattform der Hauptbau, völlig symmetrisch gestaltet — Vorhalle (2) und Quersaal (3) dahinter. gefaßt von einer doppelten . Reihe von Nebenräumen, unter denen sich Bad (5) und Abort (6) befinden. Niedrige Tibaris (12 und 13) umfassen die vor der Front liegende Terrasse C (Tafel 145 oben), von der man beiderseits auf Treppchen zum Garten mit seinen geometrisch in Achtecksterne und Kreuze aufgeteilten Beeten niedersteigt. Die Ostseite begrenzt ein niedriger Flügel mit dem Eingangsraum, einer verhältnismäßig geräumigen Treppe und einem Dienerzimmer. Der Westflügel hat teilweise zwei Stockwerke und enthält im unteren die zweiräumige Küche (17 und 18) und einige

Nebenräume, während im Norden die Riickwand des Senana den Hofraum abschließt. Das Frauenhaus ist, wie

man auf dem Plan sieht, beträchtlich kleiner, im Planbild einfacher — indischer. Es enthält auf der Westseite eine große zweischiffige Halle (26) mit drei Seitengemächern und diesen entsprechend zwei andere Tibaris im Norden und Westen, dazu einzelne, zumeist kleine Zimmer. Bad und Abort liegen nebeneinander in der Nordostecke. Raum 23 zeigt Reste einer Küchenvorrichtung. Im rechteckigen Hof erhebt sich eine etwa zwei Fuß hohe Plattform, ein Tschabutra, auf dem man sitzt, schläft und ißt, solange der Hof im Schatten liegt. Bemerkenswert ist die Führung des Eingangs: man kommt aus einem Außenhof und muß im Zickzack zuerst durch zwei kleine, durch eine Perda-mauer getrennte Höfe gehen, wird nach dem Eintritt in den Torweg 20 noch zweimal um die Ecke durch zwei andere Räume geführt und betritt dann erst den Hof in der Südwestecke. Ähnlich, aber weniger verwickelt ist auch der Eingang zum Mardana, den man ebenso seitlich der Achse betritt wie im Hof des Dschai Mandir in Amber. I)er Hofraum ist eben nicht daraufhin gestaltet, daß er dem Eintretenden Eindruck machen soll, wie etwa ein Barockhof des Abendlandes, sondern er nimmt auf den Bezug, der in der Tibari 2 oder der auf der Plattform davor sitzt. Vor der Ostseite liegt ein langer Hof mit Dienerwohnungen und Staulungen, im Westen breitet sich ein jetzt verwahrloster Garten aus.

7. Gartenpaläste und Baradaris des 17. und 18. Jahrhunderts.

Baber rühmt sich, die Gartenkunst in Indien eingeführt zu haben und erzählt zwischen seinen Schilderungen von Kriegszügen, Schlachten und Trinkgelagen voll Liebe, wie er und seine Turkibegs in Erinnerung an ihre Heimat Gärten mit Springbrunnen, plätschernden Kaskaden und Lusthäusern angelegt hätten. Die Inder, sagt er, hätten Gärten dieser Art nie zuvor gesehen und deshalb dem Dschamnaufer bei Agra, wo unter ihm eine große Anzahl solcher Tschar Baghs entstanden seien, den Namen Kabul gegeben'). Den indischen Gärten fehle einmal die Ummauerung, die sie von außen abschließe, weiter seien sie nicht nach regelrechtem Plan angelegt, und drittens und hauptsächlich fehle ihnen fließendes Wasser. Daß es in Indien einmal eine hochentwickelte Gartenkunst gegeben hatte, beweisen Stellen im Mahabharata, im Ramajana, in den alten buddhistischen Sastras, in den Dramen und anderes mehr. In den rauhen Zeiten des Mittelalters scheint manches verloren gegangen zu sein. Tughlakabad sieht nicht so aus, als habe es Gärten umschlossen und ebensowenig war in den Burgpalästen Raum für Gartenanlagen. Wenn man die Schlösser von Dattia, Kumbher, Bharatpur, Dig, Dschodhpur und viele andere ansieht, so muß man in der 'rat zu dem Glauben kommen, als habe der Garten, der Haus- oder Palastgarten, dem vornehmen Inder nicht so zu den Lebensnotwendigkeiten gehört wie dem Perser und 'Türken. In den alten islamischen Hauptstädten Indiens muß es Gärten gegeben haben — die Landesherren müßten nicht Türken gewesen sein —, aber sie lagen vor der Stadt wie die hundert Gärten, die Firus Schah um seine neue Hauptstadt Delhi-Firusabad angelegt haben soll 2). Auch in Fathpur Sikri liegen die Gärten abseits von den Palästen, deren Höfe und Terrassen, wie die

  1. Kaiser, Denkwürdigkeiten, S. 529.

  2. s. darüber Villiers-Stuart, Gardes of the Great Mughals, London 1913, S. 4.

der indischen Schlösser durchgehend gepflastert, gar keine Möglichkeit für Pflanzenwuchs boten, höchstens daß dort einzelne Bäume standen. So ist Baber im Recht, wenn er behauptet, den Indern seien Gärten fremd gewesen, Gärten wie er sie meint, Gärten, in denen man wohnte. Der Hausoder Palastgarten mit seinem regelmäßig geviertelten Plan, seinen Achsenkanälen und Wasserbecken mit Springbrunnen und Kaskade», unlösbar mit den umliegenden Bauten verbunden, ist ein Geschenk der Perser und Zentralasiaten an Indien, mag der Grundgedanke des Vierungsgartens auch dereinst mit dem Buddhismus aus Indien nach dem Norden gekommen sein, wie der Stockwerksturm und anderes mehr. Daß sich der Tschar Bagh aber bei den Hindus nicht recht einbürgert und eine Besonderheit im Wohnbauwesen der islamischen Herrenschicht bleibt, ist aber doch wohl kennzeichnend. In ein nach indischer Art angelegtes Schloß mit seinen malerischen, von ungleich hoch geführten Baukörpern umschlossenen Höfen, wie etwa Kumbher eines ist, gehört kein architektonischer Garten. Wo man aber die strenge Symmetrie im Palastbau übernahm, die Bauten um den Hof nach persischer Art einander achsenrecht entsprechen ließ, ihre Höhenentwicklung dämpfte, stellte sich der Tschar Bagh ebenfalls ein. Den Hof des Dschai Mandir und den kleinen Palast in Sanganer habe ich als Beispiele dafür angeführt.

Ungleich seltener scheinen die indischen Fürsten aber die großen Gärten nachgeahmt zu haben, wie

sie die Moguls außerhalb der Städte anlegten. In der Um-

gebung von Delhi, Agra, Lahor und Lakhnau liegen heute noch zahlreiche alte Gärten der Mogulzeit, oft nur erkenn-

bar durch die im Viereck geführte hohe Umfassungsmauer,

ein oft großartiges Eingangstor und die Reste von Achsen-bauten, während das Innere zu Ackerland geworden ist.

Die Gärten, die um Mausoleen liegen, wie der um Humajuns Grab, der Tadschgarten in Agra und andere, .sind besser

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