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0053 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 53 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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umgürtende Zwerggalerie persische Bogenformen haben, daß in dem schönen Raum 2 persische Nischen in der Wand sitzen, daß die Pfeiler der Hallen des Hofes A von islamischen Polygonalmustern übersponnen werden und die Säulen der Tibari 10 Mukarnaskapitelle tragen. Bei der Aufstellung des Planes haben zweifellos persisch geschulte Künstler ausschlaggebend mitgewirkt, der Meister, der dem Bau seinen Stempel aufdrückte, war ein Inder, und Inder waren die ausführenden Kräfte, offenbar dieselben, die vorher in Fathpur Sikri gemeißelt hatten. Sie arbeiteten viel „hölzerner" als die Steinmetzen von Gwalior, und deren kräftiges Gefühl für den Stein als Masse ist ihnen in keiner Weise eigen. Stein ist zwar alles — Wände, Decken, Fenstergitter —, nicht ein Stiick Holz ist im ganzen Bau verwendet, aber den ganzen Hof A mit seinen Hallen und dem Zimmer 2, die Tschhatris auf dem Dach, könnte man, so wie sie sind, in Holz ausführen, während das in Gwalior unmöglich wäre. Es muß deshalb, wie ich schon sagte, in den Tagen Akbars oder nicht lange vorher noch eine Holzbauweise in Hindustan bestanden haben, andernfalls erscheint ein solches zähes Festhalten am Holzmäßigen kaum möglich. Man muß sich erinnern, daß Mohammed Tughlaks Hesar Sutun, wie Ibn Batuta erzählt, bemalte hölzerne Säulen und ein hölzernes Dach hatte.

Die Wandbehandlung der Innenräume ist verschiedenartig. In den Hallen und einer Reihe der größeren Räume ist der Stein — wie in Gwalior — ohne jeden Oberzug geblieben. Fraglich bleibt aber, ob nicht doch einzelne Teile, Kapitelle u. dergl., farbig bemalt und vergoldet waren. Reste von Wandmalerei ornamentaler Art auf ganz dünnem weißen Grund haben sich in der Bibliothek (5) und der Tibari 10 erhalten und bei der mustergültigen Wiederherstellung des Baus hat man diese an einem kleinen Stück probeweise ergänzt. Es sind dieselben Töne, die auch in Fathpur Sikri in Dschodh Bais Palast und dem Chwabgah vorkommen: Ultramarin, ein grünliches helles Blau, ein tiefes Rot, Schwarz, ein dunkles warmes Braun, und Weiß, dazu Grün und Gold. In der Tibari 10 haben sich undeutliche Spuren anscheinend figürlicher Fresken in den rechteckigen Feldern seitlich der Tür erhalten. In anderen Räumen sind Reste von Stuck mit ganz feinen aufgepreßten geometrischen Mustern sichtbar. Die Decken der Zimmer des langen Stidflügels am Hof F tragen aufgemalte arabeske Rosetten und dergleichen, wie sie sich an den durch Sikandar Lodi größtenteils aufgefrischten Gräbern der Soldatenkaiser in Delhi ähnlich finden'). Weißer Marmor, der an der Westfront und im Osthof B etwas kalt und hart gegen den roten Stein steht, kommt in den Innenräumen nicht vor, ebensowenig emaillierte Fliesen, die — blau und grün — zurückhaltend aber doch wirkungsvoll im oberen Teil der Westfront als Einlagen verwendet sind.

Die friedliche Durchdringung persischer Plan- und Raumgedanken und indischer Gestaltungs- und Bauweise, die das Wesen des Völkerversöhners Akbar, des Gründers des Din-i-Ilahi, auch in seinen Bauten auszudrücken scheint, ist kein neuer Zug der Baukunst Nordindiens seiner Zeit. Verglichen mit den Moscheen der Ahmed Schahi von Gudscherat sind Akbars Bauten zum großen Teil wesentlich stärker von persischer Art durchsetzt, insbesondere natürlich die Moscheen, bei denen das Islamische begreiflicherweise mehr in den Vordergrund tritt. Aber auch in seinen Palastbauten sieht man den persischen Maurer, der seine Bauten als raumumschließende Massen nach streng geometrischem Plan aufführt und.wölbt, oft siegreich oder doch gleichberechtigt neben dem indischen Steinmetzen,

der aus dem Zimmermann erwachsen ist und den Stein wie Holz behaut, schnitzt und zusammenfügt. Ein Beispiel für dieses seltsame Nebeneinander zweier im Wesen grundverschiedener Bauweisen ist Akbar s P a l a s t in A d s c h m i r (Tafel 26 und 27).

Akbar besaß eine besondere Vorliebe für Adschmir. den „Schlüssel des Radschputana", den seit Iltutmischs Tagen die Kaiser von Delhi in Händen hielten. Ihn zog dorthin wohl weniger, wie man sagt, das Dargah des Chawadscha Muin ed-Din Tschisti, eines der besuchtesten Ziele islamischer Wallfahrer in Nordindien, als die Nachbarschaft der Radschputen, die er aus den erbittertsten Feinden des islamischen Kaiserstaates durch kluge Politik zu den festesten Stützen von Thron und Reich zu machen verstand. Da die alte Burg der Tschohan, in der sich Iltutmischs Moschee erhebt, kein genügendes Quartier bot, errichtete sich der Kaiser ein Schloß in der Stadt. Nach den Tabakat-i-Akbari begann der Bau einer neuen Stadtmauer und des Palastes im Jahre 978 H. (1572) und nahm nahezu drei Jahre in Anspruch. Akbar hat den Palast in Adschmir wiederholt bewohnt, hat sich indessen nie lange dort aufgehalten. Sein Sohn Dschehangir, von seiner Mutter her halbradschputischen Geblütes, hat drei Jahre in Adschmir Hof gehalten und im Palast des Vaters gewohnt. Hier spielten sich viele der Szenen ab, die Sir Thomas Roe am Hofe des Großmogul erlebte und deren Schilderung einen so tiefen und oft ergötzlichen Einblick in das Leben seines hohen Gastgebers geben.

Den Grundriß des heute in Adschmir als „Magazin" bekannten Gebäudes, in dem sich ein gutes Museum befindet, gebe ich auf Tafel 26 nach einer Aufnahme von mir und Wetzel. Er ähnelt merkwürdigerweise dem des Schlosses Chambord. Ein rechteckiger Hof wird von gleichtiefen Flügeln einreihig angeordneter Räume umschlossen. An den Ecken stehen große achteckige Türme oder Bastionen. Nach Westen, nach der Stadt hin, tritt aus der Mitte der Front ein hoher Torbau heraus. In der Hofmitte steht frei auf niedriger Plattform ein villenartiges Haus. Soviel über die Gesamtanlage des Palastes. Das Portal ist mit seinen abgeschrägten Ecken, der hohen Kielbogennische und den im Obergeschoß vortretenden Dschharokas dem des Dschehangiri Mahal in Agra eng verwandt, wirkt aber trotz der nur flachen Tornische stärker als jenes, das von der Fassadenarchitektur ziemlich verschluckt wird (Tafel 27 oben). Der Eingang führt durch einen jetzt offen als Höfchen liegenden, ursprünglich bedeckten Raum geradenwegs in den großen Hof. Von der üblichen Knickung des Einganges ist also abgesehen. Die den Hof umschließenden Flügel sind eingeschossig und bestehen aus Wölbräumen, die einbündig aneinandergereiht sind, und zwar völlig symmetrisch zu den Mittelachsen. Drei oder zwei Zimmer sind jedesmal zusammengefaßt und durch Türen verbunden: ein Breitraum, mit abgewalmter Kielbogentonne oder mit einer Kuppel und beiderseits angefügten Tonnenarmen oder Halbkuppeln überwölbt, und ein oder zwei quadratische Kuppelräume, Raumformen, die in Persien und seinen islamischen Nachbarländern gang und gäbe sind. In den Hofecken stehen kleine einstützige Hallen, unter denen sich die Treppen zu der von hoher Schirmwand umschlossenen Dachplattform öffnen, wiederum völlig symmetrisch angeordnet. Die vier großen Bastionen, die als volle Achtecke aus dem Bau heraustreten, sind im Grundriß verschieden. Die beiden westlichen sind gleich. Sie haben einen achteckigen Binnenhof, um den sich je acht Kuppelliwane, d. h. in voller Breite geöffnete Räume legen. Von den beiden östlichen Bastionen ist die nördliche vierseitig symmetrisch angelegt: vier

 

1) Wetzel, Islamische Grabbauten Abb. 181 und 228.

     

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