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0032 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 32 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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bereits zum indischen Fürstenpalast gehörten, ist nach deut, was wir über solche Hallen im alten Indien wissen, mehr als

wahrscheinlich. Auf der Burg von Mahoba, der alten Haupt-

stadt der Tschandilla-Dynastie, unweit nördlich der berühmten Tempelstadt Khadschuraho, gilt eine Moschee als

der Rest des Palastes des letzten Tschandilla, Radscha

Parmal 1). Es ist eine flach gedeckte offene Pfeilerhalle von etwa 24 m Länge und 8 m Tiefe. Die gedrungenen,

noch nicht 4 m hohen Granitpfeiler stehen nach der Breite

zu acht, nach der Tiefe zu dreien. Ist die Moschee tatsächlich ein Stück des alten Palastes und nicht aus diesem oder

anderen Hindubauten entnommenen Raubgut neu auf-

geführt, so hätte man in ihr wie vielleicht auch in der Moschee von Adschmir die ältesten stehenden Beispiele solcher offenen freistehenden Säulensäle, wie sie als Durbarhalle oder als Diwan-i-Am in den späteren

Schlössern stehen.

Es gibt gewiß noch größere Reste älterer mittelalterlicher Palastbauten in Hindustan, die der Aufnahme und Veröffentlichung harren 2). Vorläufig muß man es sich

an den etwas dürftigen Mitteilungen der alten Bände des Archaeological Survey genug sein lassen.

Wenig besser steht es mit unserer Kenntnis der Bauten des alten islamischen

D e i h i. Auf dessen ungeheurem Trümmerfeld, das sich im Süden von Schahdschehanabad, der Stadt der Großmoguln, ausdehnt und das als Baugelände für das neue Delhi als Hauptstadt

Britisch - Indiens ausersehen ist, schlummern zwischen den vielen großen und kleinen Grabmonumenten die Ruinen von Generationen von Häusern und Palästen. In Laikot,

der ,.Roten Burg", der älte-

sten mittelalterlichen Stadt-

anlage, die die Kuwwet ul-

Islam - Moschee umschlicht,

sind Reste vom Palast des

Chaldschi Ala ed-Din festge-

stellt worden. Dort müssen

aber auch die Paläste der

radschputischen Herren des vorislamischen Delhi zu finden sein, des Gründers Anang Pal und des Tschohan Prithwi Radscha, und weiter die der älteren Soldatenkaiser von Delhi, des Kutb ed-Din Aibek und des Schems ed-Din Iltutmisch. Ala ed-Din Chaldschis Grab sucht man in den Ruinen seines „Tausendsäulenschlosses", der Hesar Sutun, die südlich der von ihm im Norden der alten Burg neu errichteten Feste Siri liegen. Von der Art, wie man in Ala ed-Dins Zeit — um 1300 — in Delhi baute, zeugt sein schönes Tor zum Hof der Kuwwet ul-Islam-Moschee (Abb. 24). Die den ganzen Bau gleichmäßig dicht iiberspinnende Schmuckpracht mit Inschriftenfriesen, Arabeskenbändern und

Abb. 21. Torweg des Ala ed-Din Chaldschi in Delhi. Teil der Fassade. Phot. Reuther.

-ielderii, die in Polygonalmusteru durchbrochenen Gitter- platten der Fenster, die blütenbesetzten Archivolten der Fenster- und Türbögen, die Ecksäulchen, alles das wird auch im Palastbau üblich gewesen sein, ebenso wie die Verwendung verschiedenfarbiger Steinarten, gelben und roten Sandsteins und weißen Marmors, eine Steinpolychromie, die anscheinend auch dem erwähnten Palast in Tschandrehe eigen ist').

In Tughlakabad, dem neuen selbständigen Stadtteil, den Ghijas ed-Din Tughlak gründete, sollen noch Reste des Palastes aufrecht stehen, den der Mongolenbesieger nach lbn Batutas Bericht mit goldenen Ziegeln decken ließ 2). Der Raum innerhalb der Zitadellenmauer ist mit Ruinen angefüllt, in denen man Höfe mit umliegenden Zimmern unterscheiden kann. Die Räume sind klein und eng, und man kann sich schwer vorstellen, daß ein Fürst mit seinem Hofstaat hier Hof gehalten haben soll. Ich deutete aber schon an, daß auch der vornehme Mann in Indien für das eigentliche Wohnen sich oft mit kleinen und niedrigen Räumen bescheidet, ja sich gerade in solchen wohlzufühlen scheint.

Ibn Batuta beschreibt auch den Palast von Ghasi Tughlaks Sohn und Mörder Mohammed, der sich in Dschehanpaneh, dem „Zufluchtsort der Welt", erhob, dem Stadtteil, der zwischen den Zitadellen Lalkot und Siri entstand. Der Bericht des großen arabischen Reisenden ist nicht sehr klar, gibt aber doch eine ungefähre Vorstellung von der sicher sehr ausgedehnten Palastanlage, vor allem aber einen Einblick in das höfische Leben, das sich dort abspielte. Offenbar waren die Paläste der is!amisehen Herrscher Indiens mit iF ren

aufeinanderfolgenden

Höfen in der Anlage von den Abassidenschlössern in Bagdad und Samarra abhängig. In der Beschreibung des vielsäuligen Audienzsaales erkennt man aber alte indische

Baugepflogenheit "). Der Palast hieß Dar-i-Serai und

hatte zahlreiche Tore. Beim ersten Tor stand eine Wache mit Musik, die spielte, wenn ein Großer in den Palast eintrat. In den persischen Palästen mußte man, wie in denen der Großmoguln, ein Nekare Chane oder Naubat Chane durchschreiten, wo von einer Galerie herab der Sultan oder ein hoher Besucher durch das Rühren von Pauken und Blasen von Trompeten begrüßt wurde. Das ist heute beispielsweise am Hof des Maharadscha von Dschaipur noch der Fall. Das Nekare Chane ist indessen nicht immer mit dem ersten oder äußersten Tor verbunden, sondern in der Regel mit einem der inneren. Zwischen diesem ersten Tor und dem zweiten

  1. s. Cunningham, Arch. Surv. Ind. II, 1871, S. 443.

  2. Einen dem berühmten Tschohan Prithwi Radscha zugeschriebenen Palast hat Beglar nach einer Bemerkung Cunniughams (Arch. Surv. Ind. XXI, 1885, S. 9) im Radschputana, wo, wird nicht gesagt, entdeckt. Auf der Burg von Hansi soll ein Palast des älteren Prithwi Radscha gestanden haben, der 1801 bei einer Beschießung zerstört wurde.

  1. s. oben S. 21.

  2. Mzik, Die Reise des Arabers Ibn Batuta durch Indien und China, Hamburg 1911, S. 105.

  3. a. a. O. S. 110 f. Ich gebe danach in folgendem einen kurzen Auszug mit erläuternden Zusätzen.