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0087 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 87 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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gegenüberliegender Seite er auf dein gleichen Weg entweichen kann. Da der Bau nach allen vier Seiten gleich gebildet ist, kann der Wind kommen woher er will, es wird irr der Mittelhalle stets ein angenehm kühler Luftzug herrschen. Dazu gesellt sich eine weitere Abkühlung der Luft durch Wasserbecken mit Springbrunnen in der Mittelhalle und den vier Breiträumen des Erdgeschosses und durch eine Wasserkunst auf der Terrasse vor jedem der vier großen Frontliwane. Das Wasser kommt viele Kilometer weit aus den Bergen in einem unterirdischen, von zahlreichen Einsteigescli fichten kontrollierten Kanalsystem bis an die monumentale Zufahrtsstraße, wo es in dem Klärbecken A (s. Lageplan Abb. 35) gereinigt wird. Dame fließt es in der Achse dieser Straße weiter in einem mit großen Steinplatten überdeckten Kanal und nach nochrnaliger Reinigung in dem zweiten Klärbecken B in den

Teich. In der Mitte des Klärbeckens B ist der Mundstein eines Einfallschachtes für eine Druckleitung sichtbar, die unter der Sohle des Teiches hinweg bis zur Mitte ues Palastes geführt haben muß, um hier als niedrig plätschernder Springbrunnen in dem zentralen Wasserbecken wieder zum Vorschein zu kommen. Durch Überläufe floß das Wasser dann in sauber verlegten Tonröhren nach den vier Breiträumen in weitere, mit niedlichen Kupferrohrspring

brunnen ausgestattete kleinere Becken (s. d. Rekonstruktion 'l'afel 167 unten) und gelangte nun unter dem Fußboden der großen Eingangshallen hinweg auf die l'errasse. Hier spielten kleine Wasserkünste. Das Wasser rieselte

als „Tschadar" über steinerne Wassertreppen mit eingetieften geometrischen Mustern (Abb. 36) und vermittelte so dem Auge und dem Ohr den Eindruck des Kühlen. Vor jedem der großen Frontliwane liegt ein weiteres geräumiges Wasserbecken, das sich wieder durch Überlauf in den "Teich ergoß. Jedes einzelne Becken besaß einen besonderen Leerlauf. Das Leitungssystem ist im Grundriß und im Mittelschnitt auf Tafel 169 gut erkennbar.

Als Baumaterial haben verhältnismäßig kleine Basalt-steine gedient, die durch den außerordentlich harten Tschunam-Mörtel fest mit einander verbunden sind. Sogar bei den weit gespannten Deckengewölben konnte man es dank diesem trefflichen Mörtel wagen, mit roh zugehauenen Basaltstiicken die flachsten Wölbungen auszuführen. Man kann zwei Arten von Gewölben unterscheiden: die eigentlichen Deckengewölbe, die verhältnismäßig dünn sind, da sie nur die Stuckdekoration an ihrer Unterfläche zu tragen haben, und die frei über sie gespannten Fußbodenwölbplatten, die beim Dach eine Scheitelstärke von 65 cm und beim Widerlager eine Dicke von 110 cm erreichen. Beide wurden mit Hilfe eines zwischen die Mauern gespreizten Holzgerüstes von unten primitiv verschalt und nach Art unserer heutigen Betondecken hergestellt. In die zwischen beiden entstandenen Hohlräume, die als Wärmeschutz bietende Luftpolster wirksam waren (vgl. die drei Schnitte Tafel 169 und 170 und das eingestürzte Deckengewölbe des großen Ostliwans auf Tafel 166

oben), konnte man durch verschiedene Einsteigsclrächte, die aber für gewöhnlich zugemauert waren, gelangen. In einigen noch heute verschlossenen Hohlräumen, die jedoch auf Umwegen durch Klettern und etwas beschwerliches Kriechen erreichbar sind, waren diese Verschalungsgerüste noch an Ort und Stelle vorhanden, so daß ich ihre Konstruktion klar erkennen konnte.

Zur Aufhebung des Gewölbeschubs dienen Zuganker aus mächtigen Hartholzbalken — 24 cm breit und hoch und mindestens 7 m lang —, die in beiden Geschossen in der Höhe der Türstürze dicht nebeneinander in der ganzen, an sich schon beträchtlichen Mauerstärke liegen, an den Enden gut überblattet und außerdem noch durch eiserne Klammern verbunden. Die in den Wandflächen liegenden Außenseiten der Balken sind durch Schläge mit einer Breitaxt aufgerauht und mit schmiedeeisernen Nägeln bespickt,

um dem durch die Beimengung von Pflanzenfasern zäh gemachten Putz einen guten Halt zu sichern. Das Holzwerk ist an allen jetzt zugänglichen Stellen ausgeraubt, doch kann man an den Abdrücken der Holzmaserung im Mörtel noch deutlich erkennen, wo Geländer und Türen mit ihrem Rahmenwerk gesessen haben; auch 'daß die Türpole sich auf kleinen Hartholzplatten gedreht haben, ist nachzuweisen. In den Wänden der einzelnen Räume sind große Nischen ausgespart, die, eben

falls mit Türen versehen, die Schrankmöbel ersetzten. In diesen werden neben anderem z. B. die Bettrollen gestanden haben, die allabendlich auf das Dach getragen wurden. Außer diesen ge

räumigen Schranknischen besitzen die meisten Räume in Brusthöhe noch kleine, offene Schmucknischen zum Abstellen von Gerätschaften, Blumenvasen oder ähnlichem. In der damals üblichen Weise sind häufig mehrere Nischen — besonders im Obergeschoß — zu rhythmischen Gruppen zusammengefaßt und von einer feingliedrigen Stuckdekoration umrahmt (vgl. Abb. S. 169 rechts und die drei Schnitte).

Durch Kostbarkeit des Baustoffes und der inneren Ausstattung zeichnet sich Feria Bagh nicht aus. Abgesehen von dem aus sternförmig geschnittenen Platten roten Trapps und schwarzen Basalts gefügten Fußboden des großen Kuppelraumes ist der gesamte Schmuck nur irr Stuck hergestellt, handwerksmäßig zwar, aber mit sicherem Gefühl für die Wirkung im Raum. Das Hauptgewicht ist auf die Behandlung der Decken gelegt, der Tonnen und Flachkuppeln mit ihren Zwickeln, und zwar entwickelt sich das Ornament aus den islamischen Polygonalmustern, die aber nicht wie gewöhnlich als Muster ohne Ende mit gleich großen Vielecken und Sternen konstruiert sind, sondern zentral mit einem großen stern- oder rosettenförmigen Mittelteil, dessen Strahlen mitunter gekurvt sind, so daß eine Wirbelrosette entsteht. Ein Blick auf die Tafeln zeigt, daß bei aller Gleichheit im Charakter möglichste Vielseitigkeit der Motive angestrebt wurde. Man vergleiche daraufhin die symmetrisch gelegenen Räume des Obergeschosses in den drei Schnitten mit einander, die

Abb. 36. Feria Bagh. Wassertreppe und Rieselkanal vor dem Westliwan. Oberste Stufe mit Mundstein ergänzt.

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