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0035 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 35 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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mildert. Beabsichtigt war es ohne Zweifel, das ganze Rechteck des Haus-i-Chas mit einem Gürtel von Bauten

zu umgeben. Ob dieser Plan jemals ganz durchgeführt

wurde, kann ich nicht sagen. Heute stehen nur noch Stücke der Flügel, die Ost- und Südrand des Beckens um-

säumten und die an den in der Südostecke aufragenden

massigen Klotz des Mausoleums anschließen (Tafel 4). Sie öffnen sich, durch niedere, hinten durch Stützmauern

abgeschlossene Plattformen unterbrochen, in zweigeschossigen Hallen auf den See, dessen Wasser unmittelbar den Sockel bespülte. Die Wasserfläche war also der Hof, aus dem gekühlte Luft in die Tibaris und

Kuppelräume eindrang, dessen blinkender Spiegel die Hallenbauten in der Höhe verdoppelte und so den Raumeindruck verstärkte und bereicherte, ein Gedanke, der hier sicher nicht das erste Mal verkörpert wurde und im Palastbau Indiens ständig wiederkehrt. Sulzes Zeichnung (Tafel 5 oben) gibt die am besten erhaltene Südostecke dieses Wasserhofes, zu dein von der Mausoleums-terrasse Treppen hinunterführen und nach dem sich die Türen öffnen, im ursprünglichen Zustand wieder.

Die an das Mausoleum anschließenden Arme sind gleich gestaltet (vgl. dazu

den Grundriß Tafel 5) — zwei gedrungene turmartige Teile mit geböschten Wänden, zwischen die sich zweigeschossig eine fünfjochige Halle spannt, also das Fassadenmotiv des Tatschara, das wir von den altindischen Felswiharas über die Paläste von Tschilla und Ranod nunmehr bis ins vierzehnte Jahrhundert verfolgt haben. Aus den geschlossenen glatten Frontwänden der Türme treten überaus wirkungsvoll im Obergeschoß zwei gesäulte Erker auf dicht gereihten derben Krag

steinen heraus, beschattet von Tschadschas und bekrönt von halben Klosterkuppeln über einer attikaartigen Zone. In Sitzhöhe umschließen diese Erker die oben beschriebenen niedrigen, nach außen geneigten Brüstungen. So sehen diese Dschharokas, wie die Erker schon im Mittelalter hießen 1), bereits im wesentlichen genau so aus, wie sie von Änderungen der Stilformen abgesehen, bis heute aussehen. Die Türme umschließen in zwei Geschossen überkuppelte Achteckräume mit Nischen, eine Raumform, die im indischen Wohn- und Grabbau beliebt bleibt und letzten Endes doch wohl an das alte indische

Abb. 28. Stufenbau im Kotila des Firus Schah in Delhi-Firusabad. Grundriss und Schnitt. Aufn. Reuther,'ergänzt nach Beglar.

Rundhaus anknüpft, wenn sie auch in ihrer mittelalterlichen und neuzeitlichen Erscheinungsform sich oft in

persischer Färbung gibt. Die zweigeschossigen Hallen

zeigen im Untergeschoß Kielbogenarkaden in Rechteckrücklagen, das übliche persische Schema, über paarweise

hintereinander gekuppelten indischen Vierkantpfeilern

mit würfligen Basis und Kapitellblöcken, im Obergeschoß das indische Gebälk über Kreuzkapitellen,

jedes Geschoß ursprünglich beschattet von einem

Tschhadscha. Ein Kranz von Kielbogenzinnen, ein Kangara, schließt, nur im Relief angedeutet, den Aufbau

oben ab. Auf der Südseite folgt nach einem Rücksprung

mit Treppenaufgängen ein Kuppelbau, vor dem sich eine breite Terrasse ins Wasser hinausschiebt. Auf der Nordseite folgt ebenfalls nach einer Lücke mit einer l'errasse ein langer Hallenarm, der durch vier Turmvorlagen in dreijochige Tibaris zerlegt erscheint, während in der Tat die kreuzgewölbte Halle mit kleinen Zimmern dahinter ununterbrochen hinter den Scheintürmen durchgeht. Daran schließt sich ein bastionartig in den See hinausgebautes Massiv mit geböschten Wänden, von dem Treppen zum Wasser hinabführen und das einen dreiseitig hallenumschlossenen, nach der Südseite offenen Terrassenhof trägt. Nach dem See öffnen sich nur Dschharokas in der völlig geschlossenen Wand. Weiter nach Norden liegen noch formlose Ruinen, doch scheint man den Bau überhaupt nichtwesentlich über die erhaltenen Enden im Norden und Westen hinaus weitergeführt zu haben. Die Zerstörung Delhis durch Timur 1398 hat wohl der Bautätigkeit ein Ende gesetzt. Ein

Ruinenhaufen in der Mitte der Seefläche gehörte wohl einem Kuppelbau an, wie ihn

lbn Batuta bei der Beschreibung eines anderen solchen künstlichen Sees in Delhi erwähnt 1).

Die Gebäude um den Haus-i-Chas zeigen im großen und ganzen die gleiche männlich-ernste Schlichtheit, die alle Bauten der Tughlakzeit in Delhi kennzeichnet. Bis auf wenige zierliche Stuckrosetten in den Zwickelfeldern der unteren Arkaden, ein Rautenband, das über den Tschhadschaplatten hinläuft, die Voluten der Kapitelle, Tschhadscha- und Erkerkragsteine und die Blütenscheitel der Kielbogen ist jedes, aber auch jedes Ornament vermieden. Die Stützen sind, wie gesagt, glatte Vierkantpfeiler auf kantigen Würfelbasen, die Kapitelle ebenfalls kubische Klötze, die nur im Obergeschoß ein milderndes Profil unter dem Kragsteinkreuz besitzen. Indessen sah

1) So in dem um 1200 abgefaßten Prithwiradsch Widschai, wo es von der Stadt Adschmir heisst: „Die Bevölkerung sitzt in den Dschharokas und erfreut sich der kühlen Luft, die vom „Ganges des Paradieses kommt", s. Har Bilas Sarda, Ajmir historical and descriptive, 1911, S. 33.

') Mzik, Ihn Batuta, S. 65.