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0080 Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1
Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 / Page 80 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000274
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und von Einlegewerk gerahmten Sockeln der Innenräume sind nur im Anschluß an Schah Dschehans Bauten denkbar. Besonders gut sind die Spiegelmosaiken, die Wände und Decken der Räume des Sukh Niwas verkleiden (Tafel 82, 84, 85), namentlich die der Achteckzimmerchen 17 und 21. Das Linienspiel der Grate der persischen Zellenkuppel wird durch geschwungene Bänder aus Spiegelwerk in der Fläche wiedergegeben. In den glatten Stuckgrund der von ihnen umschlossenen Rauten sind die geliebten Blumen des persischen Gartens, Schwertlilien, Kaiserkronen, Tulpen, Rosen und andere aus konvexen Spiegelstückchen eingelegt. In den teils wirklich eingetieften, teils nur in der Fläche umrissenen Nischen der Wände sind Pokale und Vasen verschiedener Form — manche mit Blumen gefüllt — in Mosaik dargestellt, die ornamentale Wiedergabe dessen, was ursprünglich wirklich in diesen Nischen stand. Besonders merkwürdig sind in dieser Hinsicht die oberen Wandfelder des Raumes 16 (Tafel 82 oben). Kann man auch diesen Teil des Wandschmucks nicht eben für geglückt halten, so zeigt das Spiegelwerk des Amberer

Palastes im übrigen doch, daß sich mit dieser Technik etwas erreichen läßt, was den Ver-

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Abb. 34. Palast in Amber. Grundriss des Dschai Mandir.

Aufn. Reuther.

achse. Die Eingangstiir iniindet irgendwo in der glatten Nordwand, und man muß erst um den tief liegenden kleinen Garten herumgehen, um zu sehen, daß er mit seinem sternförmigen Wasserbecken und schmalen Kanälen die achsiale Verbindung zwischen den beiden Palastflügeln herstellt, die sich im Osten und Westen des Hofes erheben.

Der Hauptbau, nach seinem Erbauer Dschai Singh als Dschai Mandir benannt, blickt mit seiner Fensterwand und den auf Türmen hinausgebauten Tschhatris auf den See und die Stadt im Talgrund hinab. Nach dem Hof hin tritt vor die Flucht der fünf im Wechsel langen und kurzen Räume — des Mittelraums 16, zweier überkuppelter Achteckgemächer und zweier nach dem Hof geöffneter Tibaris mit überwölbten halbachteckigen Enden — der von einer Halle umzogene Hauptsaal (15) dreiseitig frei auf die den Garten überhöhende Plattform. Die U-förmige Halle ist bereits dem Hause der Miriam in Fathpur Sikri eigen (vgl. Tafel 34). Sie besitzt hier in Amber ebenfalls, den Achsen des umschlossenen Raums entsprechend, verschieden gestaltete Stützen, Doppelsäulen und viersäulige Bündel

pfeiler (Abb. 34) 1). Die verbindenden Zackenbogen ergeben deshalb keine gleichmäßig fortlaufende Arkade. Im Obergeschoß ist nur der hintere Raumtrakt und auch dieser nur in der Mitte hochgeführt, und zwar die Achteckgemächer mit Kuppeln,

während der Raum Tiber 16 :

mit einem Bangaldar gedeckt ist. Der Dschai Mandir ist also wieder ein Stufenhaus — und die Dachplattform über dem Saal 15 dient den Obergeschoßräumen als Hof.

Die gleiche fünfteilige Kette rhythmisch aneinander-gereihter Räume besitzt der dem Dschai Mandir gegeniiberliegende Sukh Niwas 2). Vor die Mitte legt sich aber statt des vortretenden, hallenumzogenen Saales nur eine fi.infjocliige Halle von geringer Tiefe, während vor den Tibaris 24 und 28 sich sonderbarerweise kleine Höfchen auftun, die durch dreibogige Arkaden mit dem Gartenhof in Verbindung stehen.

Die ganze Anlage ist, wie man sieht, von der des Diwan-i-Am-Hofes verschieden. Ganz entsprechende Grundrisse finden sich auf dem Hinduplan des Palastes in Delhi unter den Häusern des Senaiia.

Formen und Ausstattung lassen das Ganeschtor, den Dschai Mandir und den Sukh Niwas junger erscheinen als den Diwan-i-Am, der noch in der Zeit Akbars entstanden sein könnte, obwohl für alle Teile als Erbauer Dschai Singh I. gilt. Daß der Diwan-i-Ani schon zu Dschehangirs Zeiten stand, also vor 1628, mag man aus der, ich weiß nicht wie, beglaubigten Erzählung entnehmen, Dschai Singh habe seinen Marmorsaal weiß übertünchen lassen, um seinem kaiserlichen Vetter und Gast, der ihm das Werk abschwatzen wollte, den Geschmack daran zu verderben. Ich erwähnte indessen, daß die Gebälkarchitektur sich in Radschputana nicht so schnell von der Zackenbogenarkade verdrängen ließ und um 1637 noch an Schah Dschehans Baradaris in Adschmir erscheint. Der Dschai Mandir und der Sukh Niesas mit ihren Zackenbogen, den reliefierten

gleich mit dem kostbarenEinlegewerk auf Marmorgrund nicht zu scheuen braucht. Schön sind auch die mitElfen

bein eingelegten Sandelholztüren des Sukh Niwas und die von einem arabesk durchbrochenen Marmorrahmen gefaßte Nische in dessen Gartenhalle, aus der über eine Wassertreppe das Wasser in eine Rinne und aus dieser in den Garten herabplätschert

(Tafel 86). Zum Vergleich habe ich darunter die Wassertreppe des Schah Burdsch in Delhi 1) gestellt, die aus jüngerer Zeit stammt. Hübsch ist auch der Raum über dem Ganeschtor, der Sohag Mandir (Tafel 83). Wandsockel und Fenstergitter sind aus gelblichem Marmor, während der obere Teil der Wände mit feinen Stuckreliefs bedeckt ist. Stuck ist auch das Mukarnasgesims und das Zellenwerk der Deckenkehle. Einige Räume des Tortraktes sind mit Fresken — Landschaften und Städteansichten — ausgemalt.

Der Dschai Mandir-Hof in Amber deckt sich, wie gesagt, nahezu mit einzelnen der Hauspläne, die der Hinduplan des Delhier Palastes verzeichnet. Die Wohnbauten stehen an zwei gegenüberliegenden Seiten des Hofes, einander in den Hauptteilen symmetrisch entsprechend, doch so, daß der eine in der Regel dominiert. Zwischen ihnen liegt tiefer der Garten, seitlich in der Regel gefaßt von einfachen Flügeln kleinerer Räume. Der Wohnbau mit mittlerer Halle steht auch wohl nur an einer Seite, während die drei iibrigen Seiten des Gartenhofs von Nebenräumen in einbündiger Reihung gefaßt werden. Diese Häuser sind in der besonderen Fügung der Räume dem neuzeitlichen persischen Wohnhaus aufs engste verwandt. I)as indische Tibarihaus geht zwar auf dieselbe Wurzel zurück wie das neupersische mit seinem der Tibari entsprechenden Talar oder Iwan, aber es scheint, als sei die besondere Form, in der es z. B. zwischen West- und Osthof des Roten Palastes in Agra steht (vgl. Tafel 42), erst mit Baber und seinen Türken nach Indien gekommen. In

1) Abb. 34 gibt die Berichtigung des in diesem Punkte fehlerhaften Grundrisses auf Taf. 78, der bereits gedruckt war, als ich die

zeitweilig abhanden gekommenen Unterlagen   iederiand.

=) Sukh Niwas bedeutet iìliicksort.

1) Auf Taf. 86 steht in der Unterschrift irrtümlich Bhadon ßha«-an statt Schah Burdsch.

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